Neues Lokstoff-Stück feiert Premiere: Haltestelle Rathaus wird zur Theaterbühne
In der Corona-Pandemie müssen insbesondere die Kulturschaffenden kreativ werden. Die Theatergruppe Lokstoff hat an der U-Bahn-Haltestelle Rathaus die Theater-Reihe "Lokstoff liest" ins Leben gerufen. Unsere Redakteurin war bei der Premiere dabei.
U-Bahn-Haltestelle Rathaus wird zur Theaterbühne
Kultur in Zeiten von Corona sieht anders aus, als wir es bisher gewohnt sind. „Lokstoff liest“ ist eine Verbindung aus Lesung und Tanz-Performance mit dem U-Bahn-Steig der Haltestelle Rathaus als Theaterbühne. Zu Beginn ist das ein gewöhnungsbedürftiges Szenario. Zwei Schauspieler lesen den Romantext live, Ton kommt über vorher ausgeteilte Kopfhörer. Die Klappstühle für das Publikum stehen mit ausreichend Abstand auf dem U-Bahn-Gleis, während auf beiden Straßenbahnseiten die Performance stattfindet. Zwischen Publikum und „Bühne“ fährt also hin und wieder die U-Bahn durch, als würde sie zum Stück dazugehören. Das ganze Setting ist bestimmt von der Umgebung: Immer wieder hört man im Hintergrund die Bahn-Ansagen, mal laufen Passanten über die „Bühne“ und sorgen für amüsante Situationskomik.
Kultur im öffentlichen Raum gewinnt an Bedeutung
Zahlreiche Indoor-Kulturangebote in Stuttgart sind der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Für die Kulturschaffenden in Stuttgart bedeutet das, öffentlichen Raum für ihre Kunst zu nutzen. Für die Theathergruppe Lokstoff ist das nichts Neues. Die Gruppe ist in Stuttgart bereits für ihre außergewöhnlichen Installationen mitten in der Stuttgarter Innenstadt bekannt. Zuletzt veranstalteten sie ein Theaterstück mit dem Namen „Die Verwandlung der Welt“ im Breuninger-Parkhaus in Stuttgart-Mitte, natürlich corona-konform mit den Schauspielern in riesigen Plastikbällen.
Eine kleine Stuttgarter Geschichtsstunde
Gelesen wird „Der wiedergefundene Freund“ von Fred Uhlmann. Mit anderen Worten: Eine Stunde Stuggi-History pur. Schon vor Beginn der Tanzperformance wird das Audio mit einem Mix aus historischen und aktuellen Videoaufnahmen der Landeshauptstadt untermalt, die auf die Wand über dem Bahngleis projiziert wird. Im Roman geht es um zwei junge Männer aus Stuttgart im Jahr 1930. Protagonist Konradin ist in einer Familie aufgewachsen, die den Nationalsozialisten gut gestellt ist. Er verrät seinen guten jüdischen Freund Hans, um sich nicht gegen seine Familie auszusprechen. Das Format „Lokstoff liest“ ist sehenswert, auch weil aufgrund der Spontanität jede Veranstaltung eine eigene Geschichte schreiben wird.
Weblinks
- Hier geht’s zu den Tickets
- Website von Lokstoff
VIDEO: Sind die Corona-Regeln im Nachtleben egal?
Video wird nicht angezeigt? Dann hier klicken
Foto: Lokstoff e.V.