Kommunikationspanne bei Stadt Stuttgart: Großer Ärger bei Gastronomen
Augrund der deutlich gesunkenen Inzidenz-Zahlen hatte die Stadt Stuttgart zeitnahe Öffnungen angekündigt. Es wurde gar von einem "Pfingstwunder" gesprochen. Doch daraus wird nun nichts. Stuttgarter Gastronomen sind deshalb verärgert.
Verwirrung um Lockerungen
Die Stadt Stuttgart sorgt mit widersprüchlichen Aussagen für Verwirrung. Sven Matis, Pressesprecher der Stadt, hatte gegenüber dem SWR gesagt, dass ab Pfingstmontag die Öffnung der Gastronomie möglich sei. Er sprach dabei von einem möglichen „Pfingstwunder“. Daraus wird nun allerdings nichts. Die Landesregierung macht der Stadt einen Strich durch die Rechnung. Laut Sozialministerium dürfen in Stuttgart erst am kommenden Donnerstag (27. Mai) Lockerungen umgesetzt werden, falls die Inzidenz bis dahin unter 100 bleibt. Die Stadt hat dies heute auch nochmal in einer Pressemitteilung klargestellt. Grund für den Fehler ist, dass die Stadt mit den tagesaktuellen Zahlen des Landesgesundheitsamtes gerechnet hat. Ausschlaggebend für die Bundesnotbremse sind aber die Zahlen des Robert-Koch-Instituts, welche in der Regel einen Tag später veröffentlicht werden. Das ist der Gradmesser, an den sich die Stadt halten muss. Konkret wären also am Dienstag die fünf Werktage in Folge unter 100 erreicht, zwei Tage später, also am Donnerstag, wären die Öffnungen dann möglich. „Alle Öffnungsschritte in einer Pandemie müssen verantwortbar sein – sowohl infektiologischer und auch rechtlicher Art.“, sagt Ordnungsbürgermeister Clemens Maier.
Ärger bei Gastronomen in Stuttgart
Die Gastronomie in Stuttgart steht nun schon seit gut sieben Monaten still. Entsprechend groß ist die Hoffnung der Betreiber auf ein Ende der langen Leidenszeit. „Unsere Leidensfähigkeit wurde erneut auf eine harte Probe gestellt. Jetzt reicht es langsam!“, sagt Jörg Mink, Inhaber der Schloss Solitude Gastronomie, gegenüber unserem Onlinesender zu der Kommunikationspanne der Stadt. Man habe sich zwar schon gedacht, dass da was nicht stimmt, aber das dürfe so nicht passieren, ist passiert, dumm gelaufen. Lieferanten muss man stornieren, mitarbeiter zurückschicken. „Bevor man so etwas kommuniziert, sollte man sicher sein.“, fordert Jörg Mink. Sein Sohn und Betriebsleiter der Schloss Solitude Gastronomie, Jan Mink, erwartet weitere Einschränkugen. „Man wartet geradezu auf den nächsten Knaller, der uns vom Stuhl haut. Ich glaube nicht, dass wir jetzt aufmachen können und alles bleibt gut.“ so Jan Mink. Die Hoffnung sei aber natürlich groß, denn nach 7 Monaten gehe es auch an die Existenz. Sollten erneut Schließungen kommen, brauche es laut Jan Mink klare Perspektiven: „Der Staat müsste sich dann ein komplett neues und sinnvolles Konzept überlegen, wie es für die Betroffenen weitergeht, nicht nur für die Gastro, auch für Künstler etc.“
Auch Restaurantgäste warten auf Öffnungen
Von ähnlichen Problemen berichtet auch Cristina Neumann, Inhaberin des Restaurant Ochsen am Bihlplatz. „Wir haben die aktuellen Zahlen beobachtet und gezählt, wann wir dürfen. Dann kam gestern die Verwirrung mit dem Pfingstmontag. Wir brauchen auch Planungssicherheit“, sagt Neumann. Es häng viel dran: Wareneinkäufe und Produktion, außerdem müsse man die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen. Das ziehe einen ganzen Rattenschwanz hinterher. Die Schnellschuss-Aussage der Stadt sei daher eine „Katastrophe, da wünsche ich mir von der Stadt Sicherheit“, so Neumann. Auch bei den Gästen sei große Verwirrung entstanden. Cristina Neumann erzählt von vielen Anrufe von Gästen, die für Pfingstmontag reservieren wollten. „Da warten alle drauf. Dann ist es natürlich blöd, wenn man das direkt wieder ausbremsen muss.“ Trotzdem herrscht bei Neumann große Vorfreude, wenn wieder geöffnet werden darf. Die Gäste dürften diese Vorfreude teilen.
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