Ein Jahr nach Krawallnacht: Jugendliche treffen auf Stuttgarter Stadtpolitik
Die „Nacht des Schreckens“ ist ein Jahr her. Die Mobile Jugendarbeit der Stadt Stuttgart hat am vergangenen Samstag in Zusammenarbeit mit dem Verein Team Tomorrow und weiteren Einrichtungen unter dem Motto „Wie soll sich die Innenstadt verändern?“ einen Aktionstag in der City gestartet. Die Jugendlichen äußerten bei einer Diskussionsrunde ihre Probleme und Kritik. Die anwesende Stadtpolitik spitzte die Ohren. Wir haben den Dialog begleitet.
Jugendliche fordern mehr Fläche für sich
Am Samstagabend wurde Stuttgarter Jugendlichen auf dem Bolzplatz beim Königin-Katharina-Stift eine Stimme gegeben. Neben zahlreichen Aktionsständen stand eine Diskussionsrunde im Mittelpunkt, in der die Jugendlichen ihre Kritik an der explosiven Lage in Stuttgart äußern konnten. Vertreter der Jugendarbeit, von Stadt und Polizei waren vor Ort, um zuzuhören. Dabei wünschten sich die Jugendlichen unter anderem mehr Gerechtigkeit bei Polizeikontrollen. Vor allem einige Jugendliche mit Migrationshintergrund fühlten sich ungleich behandelt. Maßnahmen von Stadt und Polizei wie die Sperrung der Freitreppe hielten die Jugendlichen für unsinnig: „Wenn auf der Königstraße etwas passiert, sperrt man doch auch nicht gleich die ganze Königstraße.“
Stuttgart ist zentraler Treffpunkt für Jugendliche aus ganz BW
Auch stand der Vorschlag im Raum, mehr Angebote für Jugendliche zu schaffen, um sich abends zu treffen. Unter anderem wurden Programme auf Kickplätzen oder in Theater-AGs von den Jugendarbeitern vorgeschlagen. Die Stuttgarter Innenstadt ist allerdings immer noch ein Pulverfass. Durch die Pandemie hatten Jugendliche kaum Möglichkeiten, am Wochenende zu feiern. Teilweise nehmen junge Menschen nun mehrstündige Fahrten aus den umliegenden Regionen in Kauf, um ihren Abend in der Stuttgarter City zu verbringen. Erst Ende Mai 2021 war es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Jugendlichen am Schlossplatz gekommen, weshalb die Stadt die Freitreppe im Anschluss an Freitag- und Samstagabenden sperrte.
OB Nopper: „Wir brauchen einen langen Atem“
Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper war am Samstag zwar nicht beim Aktionstag vor Ort, jedoch betonte der 60-Jährige am vergangenen Freitag, die Stadt habe gemeinsam mit dem Land bereits zahlreiche Präventionsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Darunter zählen fünf neue Stellen in der Mobilen Jugendarbeit in der Innenstadt sowie die Videoüberwachung an Hotspots. Nach derartigen Geschehnissen wie in der Krawallnacht 2020 sei „eine klare und harte Linie von Polizei und Justiz richtig“, sagt Nopper. Klar sei aber auch, „dass man keine Wunder erwarten darf: Die Probleme lassen sich nicht von heute auf morgen lösen. Wir werden einen langen Atem brauchen.“
VIDEO: Braucht es mehr Aufenthaltsflächen für Jugendliche in Stuttgart?
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Foto: STUGGI.TV