VfB-Stürmer Silas: „Wamangituka ist nicht mein richtiger Name“
VfB-Spieler Silas Wamangituka hat dem VfB kürzlich erklärt, Opfer von Machenschaften seines ehemaligen Spielervermittlers geworden zu sein. Der Stürmer hat eigentlich einen anderen Namen und spielt unter falscher Identität. Jetzt möchte er dazu beitragen, seinen Fall transparent aufzuklären.
VfB Stürmer Silas Wamangituka hat einen anderen Namen
Der richtige Name von Silas Wamangituka lautet eigentlich Silas Katompa Mvumpa. Das hat der VfB-Stürmer dem Verein kürzlich offenbart. Er wurde am 6. Oktober 1998 in Kinshasa (Kongo) geboren und ist damit heute also 22 Jahre alt. 2017, als 18-Jähriger, wurde Silas als großes Talent vom RSC Anderlecht zu einem Probetraining eingeladen. Zu diesem Zweck erhielt der Spieler ein Visum für Belgien, das auf seinen richtigen Namen ausgestellt wurde. Kurz vor Ablauf des Visums bekundete Anderlecht Interesse an einer Verpflichtung, bat Silas jedoch, zunächst in den Kongo zurückzureisen und mit einem neuen Visum zurückzukehren, um dann den Vertrag abschließen zu können. Zu diesem Zeitpunkt war Silas 19 Jahre alt. In der Folge sei der Spieler dann offenbar Opfer von Machenschaften seines ehemaligen Spielervermittlers geworden, hieß es am Dienstagvormittag in einer Pressemitteilung des Vereins. Demnach setzte ihn ein Spielervermittler aus Belgien unter massiven Druck und überzeugte Silas davon, dass er nicht mehr nach Europa zurückkehren dürfe, sollte er in den Kongo zurückkehren.
Berater missbraucht das Vertrauen des Spielers
Da Silas sehr jung, völlig unerfahren und allein war, fasste er Vertrauen zu dem Vermittler und geriet in der Folge in ein komplettes Abhängigkeitsverhältnis. Der Spieler ging demnach nicht zurück in den Kongo, sondern folgte dem Vermittler nach Paris. Dort lebte Silas in der Wohnung des Vermittlers, der ihn von der Umwelt weitgehend abschottete. Augenscheinlich hatte Silas in dieser Zeit auch weder Zugriff auf sein Konto noch auf seine Papiere. Beides wurde vom Vermittler verwaltet. Der Vermittler, so Silas, habe seine Identitätsangaben geändert und ihm Papiere als Silas Wamangituka, einem Namen seines Vaters, sowie mit einem um genau ein Jahr geänderten Geburtsdatum, 6. Oktober 1999, verschafft. Beweggründe waren nach derzeitiger Einschätzung keine aufenthaltsrechtlichen Erwägungen. Insbesondere stand Silas‘ Volljährigkeit zu keinem Zeitpunkt infrage. Vielmehr ging es vermutlich darum, die Verbindung des Spielers zu seinem Ausbildungsverein im Kongo zu unterbrechen. Nach der Angabe abweichender Personalangaben erhöhte sich Silas‘ Abhängigkeit zu dem Vermittler zusätzlich, da er ab sofort erpressbar war. Nach seinem Wechsel zum VfB, konnte sich Silas von seinem Vermittler Stück für Stück lösen und wechselte seinen Berater. Auch das Vertrauen, das er zum VfB erlangte, bewegte den Spieler nun zu dem Schritt, seine wahre Identität zu offenbaren.
Silas: „Ich habe in den letzten Jahren in ständiger Angst gelebt“
In der Pressemitteilung des Vereins bezog auch der Spieler Stellung. „Ich habe in den letzten Jahren in ständiger Angst gelebt und mir auch um meine Familie im Kongo große Sorgen gemacht. Es war ein schwerer Schritt für mich, meine Geschichte zu offenbaren. Erst durch die Unterstützung meiner neuen Berater habe ich mich dies getraut. Mir ist klargeworden, dass ich keine Angst mehr haben muss und wir gemeinsam alles auf den Tisch bringen können“, erklärt Silas. Er hätte diesen Schritt nicht gewagt, wenn Stuttgart, sein Team und der VfB für ihn nicht zu einer zweiten Heimat geworden wären. Er fühle sich hier sehr wohl. „Heute bin ich sehr erleichtert und hoffe, dass ich damit auch anderen Spielern Mut machen kann, die ähnliche Erfahrungen mit Vermittlern machen mussten“, so Silas.
VfB steht hinter Silas
Der VfB Stuttgart steht hinter seinem Spieler und möchte diesem bei der Aufklärung helfen. „Silas bleibt der Spieler und der Mensch, der sich in die Herzen unserer Fans und seiner Mitspieler gespielt hat, seit er hier in Stuttgart ist. In Bezug auf die Namensänderung ist er vor allem Opfer. Entsprechend werden wir ihn auch schützen. Ich habe große Hochachtung davor, dass er in seinem jungen Alter, fast auf sich allein gestellt und ohne Wissen um die Folgen den Schritt gewagt hat, seine Situation zu klären. Er soll auch in der kommenden Saison für den VfB Stuttgart Fußball spielen, sobald er von seinem Kreuzbandriss wieder genesen ist“, erklärt VfB-Sportdirektor Sven Mislintat. „Wir haben sofort, nachdem Silas sich uns anvertraut hatte, alle aus unserer Sicht nötigen Maßnahmen eingeleitet und die zuständigen Stellen eingeschaltet. Ich möchte mich sehr herzlich bei allen beteiligten Mitarbeitern, bei den Behörden, bei der DFL und beim DFB bedanken, die sich des Themas absolut gewissenhaft, professionell und diskret angenommen haben“, äußert sich Thomas Hitzlsperger.
VfB rechnet damit, dass Silas‘ Spielberechtigung weiter gültig bleibt
Inzwischen liegt Silas aufgrund seiner aktiven Mitwirkung an der Aufklärung der Situation ein gültiger kongolesischer Pass mit seinen korrekten Personalangaben vor. Nach allen derzeitigen Erkenntnissen wäre die Angabe von abweichenden Personaldaten durch seinen Vermittler nicht erforderlich gewesen, damit Silas in Europa einen Aufenthaltsstatus erhält. Vielmehr deutet alles darauf hin, dass die in Frankreich und in Deutschland ausgestellten Aufenthaltstitel auch dann erteilt worden wären, wenn der ehemalige Vermittler Silas nicht in ausbeuterischer Weise unter Druck gesetzt hätte und abweichende Personaldaten angegeben worden wären. Es ist auch nicht ersichtlich, dass Silas irgendwelche finanziellen Vorteile aus dem Vorgehen seines ehemaligen Vermittlers gezogen hat. Nach juristischer Bewertung des Sachverhalts geht der VfB daher davon aus, dass Silas im Besitz einer gültigen Spielberechtigung war und weiter ist. Weiter geht der VfB davon aus, dass diese zu gegebener Zeit durch eine neue auf seinen richtigen Namen lautende Spielberechtigung ersetzt werden wird.
VIDEO: Das sagte der damalige Trainer Walter im Jahr 2019 zu Gerüchten über eine falsche Identität von Silas
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Foto: VfB Stuttgart