„Haus der Jugend“ in S-Mitte? Neue Idee zur Nutzung des Kaufhof-Areals
In zentraler Lage soll auf dem Galeria Kaufhof-Areal eine Fläche frei werden. Eine Seltenheit in der dicht bebauten Stuttgarter Innenstadt. Während OB Frank Nopper hier das Haus der Kulturen sieht, kommen Zweifel an der Umsetzbarkeit auf. Eine neue Idee zur Nutzung könnte den so verzweifelt gesuchten Platz für Jugendliche schaffen.
OB Nopper will Haus der Kulturen auf Galeria Kaufhof-Areal
Wenn es nach Frank Nopper geht, steht bereits fest, wofür die frei werdende Fläche auf dem Galeria Kaufhof-Areal genutzt wird. Stuttgarts Oberbürgermeister strebt einen Deal mit dem österreichischen Investor René Benko an. Dessen Immobilienunternehmen gehört die Fläche des Kaufhof-Areals, welches sowohl das Kaufhaus selbst, als auch das anliegende Parkhaus umfasst. Durch einen Mehrheitsbeschluss haben sich die Stadträte für beide Flächen ein Vorkaufsrecht gesichert. Ob dieses jedoch in dem vorliegenden Fall durchsetzbar ist, liegt aktuell noch einem Rechtsstreit zugrunde. Hier kommt Nopper ins Spiel, der die Situation entschärfen und gleichzeitig zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte. Stuttgarts OB will Investor Benko die Kaufhausfläche überlassen. Dieser will das Gebäude der Kaufhof-Filiale abreißen und anschließend neu bebauen. Es soll ein Mix aus Handel, Wohnungen und Büros entstehen. Im Gegenzug wäre Benko bereit, die Parkhausfläche an die Stadt zu verkaufen. Nopper sieht durch den möglichen Flächenerwerb einen Gewinn für die Stadt. Gleichzeitig sieht er die Chance, endlich die Debatte um ein Haus der Kulturen beenden zu können. Dieses wird schon seit langem diskutiert und von vielen Seiten vehement gefordert. Wenn es nach Stuttgarts OB geht, könnte das Haus der Kulturen auf der Fläche des Galeria Kaufhof-Parkhauses zusammen mit dem Zentrum für Architektur bald eine neue Heimat finden.
Vorschlag erntet Kritik – Zweifel an Umsetzbarkeit
Noppers Vorschlag für einen Deal für das Kaufhof-Areal und einem Entgegenkommen mit Investor Benko stößt jedoch auf breite Kritik aus verschiedenen Fraktionen im Gemeinderat. Besonders die Abtretung des Vorkaufsrecht bei der Fläche, auf dem aktuell das Kaufhausgebäude steht, stößt auf Ablehnung. „Wir bestehen auf das Vorkaufsrecht von beiden Gebäuden“, erklärt die neue Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stuttgarter Gemeinderat, Petra Rühle. Im Gespräch mit unserem Onlinesender nannte sie Noppers Vorschlag „sehr kurzfristig und nicht durchdacht“. Auch der unlängst von der SÖS-Fraktion zur PULS-Fraktion gewechselte Gemeinderat Christoph Ozasek schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir sind in einer sehr vorteilhaften Situation, da wir ein Vorkaufsrecht haben. Der Deal, der jetzt im Raum steht, ist meines Erachtens ein zu starkes Entgegenkommen gegenüber des Eigentümers. Meiner Meinung nach sollten wir uns das ganze Areal sichern.“ Zuvor hatte bereits SÖS-Fraktionsvorsitzender Hannes Rockenbauch betont, man wolle sich das Vorkaufsrecht nicht abkaufen lassen. Auch was Noppers Vorschlag zur Nutzung der Fläche angeht, gibt es Zweifel. Für das Haus der Kulturen ist ein Raumbedarf von 6.000 bis 7.000 Quadratmeter kalkuliert. Ob die Parkhausfläche des Kaufhof-Areals vor allem in Verbindung mit einem Zentrum für Architektur diese Fläche überhaupt bereitstellen kann, wird von vielen Seiten angezweifelt. „Bezeichnend ist doch, dass weder das Haus der Kulturen noch die Architektenkammer Juhu schreien! OB Nopper versucht so allen gerecht zu werden, die an seine Tür klopfen. Ich frage mich aber, ob man so irgendwem gerecht wird“, äußert sich SPD-Gemeinderätin Lucia Schanbacher.
Kaufhof-Areal als Chance für die Jugend?
Nicht zu überhören waren zuletzt die Debatten über Aufenthaltsorte für junge Menschen in Stuttgart. An Orten wie der Freitreppe neben dem Kunstmuseum, dem Feuersee oder dem Marienplatz kam es zuletzt zu Spannungen zwischen Jugendlichen, Anwohnern und der Polizei. Ausweichorte sind jedoch besonders in der Innenstadt kaum vorhanden. Könnte nicht also auch das Kaufhof-Areal eine Chance für die Stadt sein, Aufenthaltsorte für die Jugend zu schaffen? „Auf jeden Fall! Das wäre ein Sahnestück, wenn man dort irgendwie die Möglichkeit hätte, für Jugendliche Räume zu schaffen“, zeigt sich der Geschäftsführer des Stadtjugendrings, Alexander Schell, begeistert. Prinzipiell brauche es mehr kommerzfreie Räume für Jugendliche. „Das wäre ein zentraler Ort, wo das möglich wäre“, so Schell. Auch die Mobile Jugendarbeit unterstützt die Idee. „Grundsätzlich sind wir immer dafür, dass Jugendliche in der Stadt einen Ort bekommen, wo sie sich aufhalten und treffen können“, erklärt Timo Mildner. Und auch die Politik sieht Potential darin, das Kaufhof-Areal für Jugendliche zu nutzen. Bei so einem zentralen Ort in der Innenstadt müsse man sich grundsätzlich überlegen, wie die angrenzenden Straßen sinnvoll ergänzt werden könnten, sodass die Stadt davon profitiere, findet SPD-Gemeinderätin Schanbacher. „Hier sehe ich ganz konkret das Nachtleben und die Kultur – aber vielleicht für ein bisschen jüngeres Publikum als bisher. Wir haben die letzten Wochen zum Beispiel viel über nicht kommerzielle Orte für Jugendliche und junge Menschen in der Innenstadt gesprochen. Hier böte sich eine enorme Chance“, äußert sich Schanbacher gegenüber unserem Onlinesender. PULS-Fraktionsmitglied Christoph Ozasek schließt sich an: „Ich bin grundsätzlich erst einmal offen gegenüber diesem Vorschlag.“ Man müsse jedoch erst einmal alle Fakten auf den Tisch bekommen. Der Ball liege daher nun bei OB Frank Nopper. Dieser sei nun gefordert und müsse konkret werden, so Ozasek.
VIDEO: Jugendliche fordern mehr Flächen für sich
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