Spannendes Rennen im Wahlkreis Stuttgart II: Wer sichert sich das Direktmandat?
Mit der CDU, SPD und den Grünen buhlen gleich drei Parteien um das Direktmandat im Wahlkreis Stuttgart II. Nachdem es zunächst lange nach einem grün-schwarzen Duell zwischen der Grünen-Kandidatin Anna Christmann (37) und Maximilian Mörseburg (29) ausgesehen hatte, mischt nun auch der SPD-Kandidat Dejan Perc (46) vorne mit.
Der Stuttgarter CDU-Thron wackelt
Die Wahlentscheidung im Stuttgarter Wahlkreis II könnte doch spannender werden als gedacht. Zunächst hatte es lange danach ausgesehen, als wäre es ein knappes Rennen zwischen Grünen-Kandidatin Anna Christmann und dem jungen CDU-Kandidaten Maximilian Mörseburg. Nun scheinen aber nicht nur die Grünen, sondern auch die SPD am CDU-Thron zu rütteln. Eine Umfrage des Instituts wahlkreisprognose.de aus Berlin sieht den SPD-Kandidaten Dejan Perc mit 24,5 Prozent vorne, Mörseburg und Christmann knapp dahinter. „Die Mehrheit der Menschen ist laut Umfragen für einen Politikwechsel. In Stuttgart haben wir die große Chance, den zu erreichen“, sagt Perc gegenüber unserem Onlinesender. Ein Stimmenzuwachs aus dem Lager der Linken und Grünen könnte seinen Sieg unterstützen.
Offenes Rennen im Wahlkreis II?
Dennoch gilt Stuttgart nicht gerade als SPD-Hochburg. Das Direktmandat hielt die CDU-Politikerin Karin Maag seit 2009 in fester Hand. Zuvor konnte den Platz Ute Kumpf von der SPD drei Legislaturperioden lang halten. Kehrt Stuttgart jetzt zurück zum SPD-Trend von 1998? „Es wäre zumindest nicht ungewöhnlich, wenn ich den Wahlkreis jetzt für die SPD zurückhole“, sagt Dejan Perc. Die Wahlumfrage basiert tatsächlich nicht auf repräsentativen Umfragewerten, sondern wurde durch einen Algorithmus erstellt. Dabei wurden Faktoren wie bundesweite Umfragen, Einkommen oder Alter einberechnet.
Mörseburg positiv gestimmt
CDU-Kontrahent Mörseburg hat die Hoffnung auch trotz bundesweit schlechter Umfragewerte noch nicht aufgegeben. „Die Kommunalwahl in Niedersachsen hat gezeigt, dass die CDU noch gute Chancen hat zu gewinnen. Trotz miesen Umfragewerten sind wir dort mit über 30 Prozent auf Platz 1 gelandet. Ich bin zuversichtlich, dass sich die Bürger noch für eine Politik mit Maß und Mitte entscheiden werden und ein Linksbündnis verhindern“, sagt Mörseburg. Mit der Nominierung des erst 29-Jährigen setzte die CDU ein Zeichen. Doch reicht das aus, um das Direktmandat zu verteidigen? „Ich lasse mich nicht von Prognosen leiten. Die Stuttgarter sind mutig genug, den jüngsten aussichtsreichen Kandidaten nach Berlin zu schicken und wissen, dass eine junge Stimme den bitter nötigen frischen Wind in den Bundestag bringen wird“, sagt Mörseburg gegenüber STUGGI.TV.
Grünen-Kandidatin Christmann: „Alles ist drin“
Doch auch die Dritte im Bunde ist ihren männlichen Konkurrenten dicht auf den Fersen. Grünen-Kandidatin Anna Christmann jedenfalls sieht im Wahlkreis II ein offenes Rennen voraus. „Es ist alles drin. Es lohnt sich, zur Wahl zu gehen und mit der Erststimme mitzuentscheiden, wer den Stuttgarter Nordwahlkreis zukünftig in Berlin vertreten darf“, sagt Christmann. Falls ihr das Direktmandat durch die Lappen gehen sollte, könnte die Grünen-Politikerin es aber dennoch über die Zweitstimmen in den Bundestag schaffen. Die 37-Jährige steht auf der grünen Landesliste auf Platz acht.
Die Ziele der drei Direktkandidaten
Es deutet alles darauf hin, dass aus dem Duell im Wahlkreis II doch noch ein Triell werden wird. Was würde sich jeweils verändern, würden die Kandidaten den Sitz im Bundestag ergattern? Wir haben bei Dejan Perc, Anna Christmann und Maximilian Mörseburg nachgefragt.
Dejan Perc (SPD): „Das Direktmandat wäre für mich ein klarer Auftrag, mich mit vollem Einsatz für meine Themen Vielfalt, gerechte Löhne, stabile Renten, faire Mieten und einen Klimaschutz, der Jobs schafft, zu kümmern.“
Anna Christmann (Grüne): „Das Klimaschutz Sofortprogramm hat für Stuttgart hohe Priorität. Der Kessel wird immer heißer, die Böden immer trockener, da müssen wir endlich gegensteuern. Persönlich ist mir zudem ein Schub bei der Digitalisierung und neuen Technologien besonders wichtig, für einen modernen Staat und gute Bildung. Und unsere Demokratie würde ich gerne auch im Bund mit zufallsgelosten Bürgerräten lebendiger machen, wie wir sie in Stuttgart schon zur Opernsanierung kennen.“
Maximilian Mörseburg (CDU): „Wenn wir wieder in Regierungsverantwortung kommen, will ich mich für eine Beschleunigung von Planungsprozessen, den Abbau von Bürokratie und eine starke Standort-Politik für Stuttgart einsetzen, denn auch die Jobs der Zukunft sollen in Stuttgart beheimatet sein. Dafür braucht es einen engagierten Wahlkreisabgeordneten, der auch im Wahlkreis verwurzelt ist.“
Neuer Briefwahl-Rekord in Stuttgart
Die Stuttgarter könnten ihre Wahl hingegen zum Großteil schon getroffen haben. Die Stadt Stuttgart verzeichnete so viele Briefwahl-Anträge wie noch nie. Vier Wochen vor der Wahl lagen bereits 60.000 Briefwahlanträge mehr vor als bei der letzten Bundestagswahl – ein Zuwachs von 36 Prozent. Bereits bei der Landtagswahl im Frühjahr hatten viele Wähler aufgrund der Pandemie auf den Gang ins Wahllokal verzichtet. Bleibt es bei diesem Trend, rechnet die Stadt Stuttgart mit insgesamt 160.000 Briefwahlanträgen.
VIDEO: So lief der Auftritt von Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock in Stuttgart
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Foto: STUGGI.TV