Alle acht Jahre wird in Stuttgart ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Im vergangenen Jahr sicherte sich Frank Nopper in einem spannenden zweiten Wahlgang das OB-Ticket für das Stuttgarter Rathaus. Wie blicken der CDU-Politiker und seine beiden Hauptkonkurrenten Marian Schreier und Hannes Rockenbauch auf die Wahl zurück? Mehr dazu in unserer halbstündigen Filmdoku von STUGGI.TV-Chefredakteur David Rau.
14 Bewerber wollten auf Fritz Kuhn folgen
Ganze 14 Kandidaten gingen ins Rennen und bestritten den ersten Wahlgang. Am 8. November 2020 wählten die Stuttgarterinnen und Stuttgarter aus allen Kandidaten ihren Favoriten aus. Eine am 16. Oktober veröffentlichte Umfrage der Stuttgarter Zeitung und des SWR sah die Grünen-Kandidatin Veronika Kienzle mit 25 Prozent vorne. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Frank Nopper mit 24 Prozent und Martin Körner mit 23 Prozent. Wie sich später zeigt, haben diese Umfrage-Ergebnisse wenig mit den Ergebnissen nach dem ersten Wahlgang gemein. „Die Umfrage war völlig daneben“, sagt Nopper im Interview. „Wenn Sie so eine Umfrage machen, dann lassen Sie es besser bleiben.“ Im Nachhinein äußert er den Verdacht, die Umfrage habe vielleicht sogar den Zweck gehabt, „die Leute in eine bestimmte Richtung zu steuern.“ Hannes Rockenbauch ist als meinungsstarker Politiker in Stuttgart bekannt. Seine Strategie der klaren Worte ist aber nicht aufgegangen: „Ich frage mich dann: Wärst du erfolgreicher, wenn du weniger Klartext reden würdest?“
Nopper zieht im ersten Wahlgang davon
Der damalige Backnanger OB Frank Nopper (CDU) gewinnt den ersten Wahlgang haushoch: Mit 31,8 Prozent liegt er weit vor der Zweitplatzierten Veronika Kienzle (Grüne), welche nur 17,2 Prozent der Stimmen für sich behaupten kann. Ein herber Rückschlag für die sonst so starken Stuttgarter Grünen. Der damals 30-jährige unabhängige Kandidat Marian Schreier landet mit 15 Prozent auf dem dritten Rang. Für die Viert- und Fünftplazierten Hannes Rockenbauch (SÖS/Die Linke; 14,0 Prozent) und Martin Körner (SPD; 9,8 Prozent) schien sich der zweite Wahlgang vorerst erledigt zu haben. Um Nopper doch noch abfangen zu können, treffen sich die Kandidaten Veronika Kienzle, Marian Schreier, Hannes Rockenbauch und Martin Körner zu richtungsweisenden Gesprächen. So soll möglicherweise ein gemeinsamer Kandidat gefunden werden, der den Zweikampf mit Nopper aufnehmen kann.
Gespräche des öko-sozialen Lagers scheitern
Die Gespräche scheitern jedoch, Kienzle und Körner ziehen ihre Kandidatur daraufhin zurück. „Ich sage im Nachhinein, es war ein Fehler“, gibt Rockenbauch offen zu, hält aber dennoch daran fest, „dass es möglich gewesen wäre, ein Bündnis zu schmieden“. Marian Schreier dagegen hält die Gespräche nicht für einen Fehler: „Nur so gibt es in der Demokratie Fortschritt, dass man sich miteinander austauscht“. Da er jedoch nach den Gesprächen die progressive Mitte durch andere Kandidierende nicht abgedeckt sieht, entscheidet sich Schreier, im zweiten Wahlgang anzutreten. Für Nopper ist diese Entwicklung günstig. „Es hat mich total überrascht, dass es zu dieser Konstellation kam und Veronika Kienzle nicht nochmal angetreten ist“, sagt Nopper in der Filmdoku von STUGGI.TV.
Die Wochen vor der finalen Wahl werden zur Zerreißprobe
Für die drei aussichtsreichen Kandidaten Nopper, Schreier und Rockenbauch werden die drei Wochen vor dem entscheidenden zweiten Wahlgang alles andere als einfach. Der Wahlkampf wird Stück für Stück schmutziger. Das Auto Schreiers wird beschädigt, Wahlplakate werden verunstaltet und auf Social Media wird der Ton immer schlimmer. „Drei Wochen können sehr lang sein. Man muss sich danach nochmal gewaltig motivieren“, sagt Frank Nopper. Für den jüngsten der Kandidaten, Marian Schreier, geht es weit über einen normalen Wahlkampf hinaus. „Diese Form der Fake News-Kampagne auf Social Media hätte ich mir vorher nie vorstellen können. Dass jemand auch über die Wahl hinaus in seiner Integrität angegriffen wird, ist ein sehr schwieriger, um nicht zu sagen, schlechter Politikstil.“, sagt Schreier. Auch Hannes Rockenbauch machen vor allem die persönlichen Angriffe zu schaffen. „Die Beschimpfungen, Beleidigungen und Bedrohungen waren enorm. Ich habe irgendwann gar nicht mehr auf meine Nachrichten auf Social Media geantwortet.“
Frank Nopper wird Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart
Nach dem zweiten Wahlgang am 29. November steht fest: Der damals 59-jährige Frank Nopper wird Nachfolger von Fritz Kuhn (STUGGI.TV berichtete am Wahlabend live). Der CDU-Bewerber sichert sich 42,3 Prozent, dicht gefolgt von Marian Schreier mit 36,9 Prozent. Etwas abgeschlagen folgt Hannes Rockenbauch mit 17,8 Prozent der Stimmen. Für die kommenden acht Jahre hat sich Nopper viele Ziele gesteckt: Das Sicherheitsbefinden in Stuttgart soll gesteigert und die Wirtschaft gestärkt werden. Wie viel er nach 30 Tagen schon geleistet hat und welche zukünftigen Projekte die Handschrift Noppers tragen könnten, hat uns der OB im exklusiven Antritts-Interview bei STUGGI.TV verraten. Während sich Kienzle als Bezirksvorsteherin in Stuttgart-Mitte und Rockenbauch als Gemeinderat weiter in der Stuttgarter Lokalpolitik aufhalten, zog es Marian Schreier als Bürgermeister wieder zurück nach Tengen.
Text: Johannes Frank und Konrad Röhm
Alle Sendungen zur OB-Wahl 2020 zum Nachschauen
Hier gehts zur Übersichtsseite
Fotografik: STUGGI.TV