In den beiden Stuttgarter Stadtteilen Möhringen und Rohr betreibt eine ehemalige AfD-Landtagskandidatin Teststationen, in denen Antigen-Schnelltests und Spucktests angeboten werden. Die Betreiberin Sigrid Borst war nach Informationen unseres Onlinesenders auch Teil der Bewegung "Querdenken 711" und bezeichnete sich in einem Interview selbst als die "rechte Seite" von "Querdenken"-Initiator Michael Ballweg. Nachdem sich zuletzt Bürger über die Testzelte beschwert hatten, hat die Stadt Stuttgart nun reagiert.
Unterwegs im Dunstkreis der Querdenker
Es ist schwer, derzeit keine Corona-Teststation zu finden. Egal ob in leerstehenden Läden, in Einkaufszentren oder in weißen Zelten. Überall sprießen die Testmöglichkeiten aus dem Boden. Eröffnen kann eine Teststation prinzipiell jeder, der sich an die Hygienevorschriften hält und einen Gewerbeschein vorweisen kann. In Möhringen und Rohr betreibt die ehemalige AfD-Landtagskandidatin Sigrid Borst, die sich im Dunstkreis der Querdenker bewegt, mehrere Teststationen. Zuvor waren Borst und ihr Mann mit fragwürdigen Äußerungen über das Virus in Erscheinung getreten.
Borst bezeichnete sich selbst als die „rechte Seite“ von Michael Ballweg
In einer Sendung auf dem Kanal „Schwarz Rot Gold TV“ äußerte sich Borst am 30. Januar 2021 wie folgt zu Michael Ballweg und der Querdenken-Bewegung: „Bei Michael Ballweg waren wir von der ersten Demonstration an mit dabei“ und sagte kurze Zeit später: „Wir waren im Orga-Team, ich war die rechte Seite von Michael.“ Ihr Partner trat am 9. Mai 2020 gar auf einer großen Corona-Demo auf dem Cannstatter Wasen auf und sagte wörtlich: „Wovor haben wir eigentlich Angst? Das Risiko, am Coronavirus zu sterben, ist sehr klein. Und wenn es zu Ende geht, ist es relativ gnädig.“
Stadt Stuttgart kontrolliert beide Teststationen
Nachdem sich Bürger bei der Stadt Stuttgart über die Testzelte beschwert hatten, hat das Amt für öffentliche Ordnung und auch die Polizei die Testzelte kontrolliert. „Uns haben aus der Bürgerschaft Anmerkungen erreicht, die durchaus kritikwürdig waren und die wir auch überprüfen mussten“, sagt Stadtsprecher Sven Matis. Die Stadt habe bei der Kontrolle jedoch keine Anhaltspunkte gefunden, die eine Schließung der beiden Testzelte rechtfertigen würde. Das beim Stuttgarter Gesundheitsamt zur Genehmigung vorgestellte Hygienekonzept wurde eingehalten. „Wenn Bürger Zweifel daran haben, das es hier mit rechten Dingen zugeht, sollten sie das die Stadt wissen lassen“, sagt Matis.
Bezirksvorsteher von Stuttgart-Vaihingen bezeichnet Situation als „befremdlich“
Das ausgerechnet in seinem Stadtteil eine Corona-Teststation von einer Querdenken-Sympathisantin betrieben wird, findet der Bezirksvorsteher Kai Mungenast „befremdlich“. Er selbst wurde durch einen Hinweis von einem Mitglied des Vaihinger Bezirksbeirats darauf hingewiesen. „Zuvor war es mir nicht bekannt“, sagt Mungenast gegenüber STUGGI.TV. Die Corona-Teststationen werden „von Seiten der Bezirksverwaltung weder betreut, unterstützt oder kontrolliert“. Noch während der Recherchen von STUGGI.TV reagiert Sigrid Borst. Noch bis Mitte Januar ist auf der Betreiber-Webseite der Testzelte ihr Name im Impressum ausgewiesen. Mittlerweile ist als Geschäftsführerin der Name „S. Lotte Borst“ eingetragen.
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