Katholischer Stadtdekan Hermes: „Kirche muss einfach mal ein paar Jahre die Klappe halten“
Die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche scheint nur schleppend voranzugehen. Der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes ist für seine kritischen Positionen dazu bereits bekannt. Manchmal müsse die katholische Kirche "einfach mal ein paar Jahre die Klappe halten", findet Hermes.
Hermes fordert schnellere Aufarbeitung im Sinne der Missbrauchsopfer
Das kürzlich veröffentlichte Münchner Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Bereich der Erzdiözese München und Freising hat viele Mitglieder der katholischen Kirche abgeschreckt und für Misstrauen gesorgt. Der katholische Stadtdekan Christian Hermes verurteilt die Missbrauchsskandale innerhalb der eigenen Reihen. Der 51-Jährige wirft den eigenen Glaubensgenossen die absichtliche Verzögerung der Missbrauchsfälle, Korruption und Empathielosigkeit vor.
Verurteilung der medialen Aufarbeitung „kompletter Bullshit“
Der Vorwurf, die mediale Aufarbeitung sei nur eine Kampagne gegen die Kirche, hält er für „kompletten Bullshit“. Mit zu konservativen Positionen mache man sich zudem selbst zum Gespött. In Bezug auf sexuelle Orientierungen und Toleranz muss die Kirche lernfähig sein, findet Hermes.: „Im Blick auf die Sexualmoral muss die katholische Kirche einfach auch mal ein paar Jahre die Klappe halten.“
Harte Kritik in den eigenen Reihen
Seit 2011 vertritt Hermes als katholischer Stadtdekan die katholische Kirche in Stuttgart. Sein Theologie-Studium absolvierte der gebürtige Baden-Badener in Tübingen, wo er 2008 im Staatskirchenrecht promovierte. Durch seine kritischen Positionen zu den Missbrauchsskandalen sorgte er besonders in den letzten Wochen für Aufsehen.
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