Schauspiel Stuttgart: Intendant Burkhard Kosminski inszeniert „Verbrennungen“ in vier Sprachen
Am 5. Februar feierte das Theaterstück "Verbrennungen" Premiere im Schauspielhaus. Dabei wird das Stück erstmals in vier Sprachen zu erleben sein. Inszeniert wird es von Intendant Burkhard Kosminski.
Neues Stück feiert Premiere
Es ist durchaus etwas Besonderes, wenn ein Intendant selbst Regie führt. Intendant Burkhard Kosminski hat das beim neuen Theaterstück im Schauspielhaus getan. Am 5. Februar 2022 um 19:30 Uhr hat Kosminskis Inszenierung von Wajdi Mouawads „Verbrennungen“ Premiere gefeiert. Erstmals ist das Stück dabei in vier Sprachen zu erleben – auf Deutsch, Englisch, Hebräisch und Arabisch mit deutschen Übertiteln. Auch das Ensemble ist entsprechend international besetzt. Mit seiner Inszenierung setzt Kosminski seine Beschäftigung mit Vielsprachigkeit auf der Bühne fort. Im Herbst 2018 hatte er am Schauspiel Stuttgart bereits Mouawads Stück „Vögel“ mehrsprachig auf die Bühne gebracht. Doch um was geht es in „Verbrennungen“ überhaupt?
Tragödie am Rande des Krieges
Sie ist verstummt. Fünf Jahre bis zu ihrem Tod spricht Nawal kein einziges Wort mehr. Bei der Testamentseröffnung erhalten ihre Kinder, die Zwillinge Johanna und Simon, zwei verschlossene Briefe. Einer ist an ihren älteren Bruder, von dessen Existenz sie nichts wussten, und der andere ist an ihren totgeglaubten Vater adressiert. Die Suche nach ihnen führt sie in die Heimat der Mutter, in den Nahen Osten – und in die kollektive Tragödie des Krieges. Sie finden heraus, wer ihre Mutter wirklich war, welches Geheimnis sie jahrelang mit sich herumgetragen hatte und wie tief die Familie in die von Bürgerkrieg geprägte Vergangenheit verstrickt ist. Daneben entspinnt sich eine zweite Erzählebene, die Bruchstücke aus dem früheren Leben von Nawal zeigt.
Autor Mouawad: „Ich wollte, dass es trifft…“
„Ich wollte einen Schrei ausdrücken, ich wollte Ängste austreiben, ich wollte vermitteln, was unsere Eltern nicht ausdrücken konnten; ich wollte, dass es trifft …“, schreibt der im Libanon geborene Autor Wajdi Mouawad, dem Krieg und Vertreibung durchaus selbst vertraut sind. Und Verbrennungen trifft. Die schier unerträgliche und ergreifende Familiensaga aus dem Nahen Osten vor dem Hintergrund von Krieg, Flucht und Verfolgung erzählt, was der Krieg und seine Folgen mit einer Familie anrichten kann und wie sehr das einmal Eigene, die angebliche Identität, davon bestimmt wird.
Intendant führt selbst Regie
Inszeniert wird das Stück von Schauspielhaus-Intendant Burkhard Kosminski selbst. Der aus Schwenningen stammende Kosminski studierte Schauspiel und Regie in New York, ehe er als Regisseur oder Intendant an verschiedenen Theatern in ganz Deutschland arbeitete. Seit der Spielzeit 2018/19 ist er Intendant des Schauspiels in Stuttgart. Für Kosminski ist es also durchaus nicht ungewöhnlich, dass er nicht nur die Leitung des Schauspielhauses innehat, sondern auch selbst die künstlerische Inszenierung eines Stückes übernimmt.
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Foto: T+T Fotografie/Toni Suter