Klimaneutrale Kraftstoffe: Baden-Württemberg wagt Vorstoß bei reFuels
Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien, sogenannte reFuels, sollen jetzt verstärkt produziert und eingesetzt werden. Deshalb hat das Landeskabinett gestern die "Roadmap reFuels BW" beschlossen. Für Ministerpräsident Kretschmann eine gute Entscheidung. Der Opposition dagegen ist der Vorstoß in Sachen reFuels nicht genug. Der FDP-Landtagsabgeordnete Friedrich Haag sieht noch mehr Potenzial in den synthetischen und regenerativen Kraftstoffen. Das Land müsse noch mehr unternehmen, ansonsten führe die Roadmap "schnurstracks auf den Holzweg“.
Roadmap ist bundesweit einzigartig
„Die reFuels Roadmap ist die erste dieser Art in Deutschland, wahrscheinlich sogar international“, sagt Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Entscheidender Teil des neuen Fahrplans ist die Zusammenarbeit mit anderen Ländern. Vor allem wind- und sonnenreiche Regionen seien für Deutschland interessant. Mit Kalifornien arbeite man bereits zusammen, Schottland und weitere Länder sollen bald folgen. Zur neuen Roadmap gehört auch das Vorhaben, in Andalusien mit Hilfe von Solarstrom erst Wasserstoff und als Folgeprodukt Methanol herzustellen. Das Methanol soll dann in Karlsruhe zu verschiedenen Kraftstoffen wie Kerosin und Benzin weiter verarbeitet werden.
Klimaneutrale Kraftstoffe bei Flugzeugen, Schiffen und Langstreckentransporten
Synthetische Kraftstoffe seien vor allem bei Flugverkehr, Schifffahrt und Langstreckentransporten entscheidend, erklärt Verkehrsminister Winfried Hermann. „Wichtigstes Ziel der Roadmap reFuels ist es, mit einem nennenswerten Anteil klimaneutraler Kraftstoffe im Verkehrssektor zum Erreichen der Klimaschutzziele beizutragen“, so Hermann. Batterieelektrische Lösungen seien zur Zeit nicht in Sicht. Durch die politische Situation in Russland und der Ukraine seien außerdem Versorgungssicherheit und Lieferbeziehungen verstärkt in den Fokus gerückt.
CDU hält an Verbrennungsmotoren fest
Kosten und Aufwand für die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen sind immer noch sehr hoch. Das Landeskabinett will die Produktion von reFuels in Zukunft vom Forschungsmaßstab in den industriellen Maßstab heben. Thomas Dörflinger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, betont, dass auch Verbrennungsmotoren schon bald klimaneutral fahren könnten. Aus Sicht der CDU werde es auf den Straßen „noch sehr lange viele Autos mit einem Verbrennungsmotor geben“, so Dörflinger.
Für FDP ist die Roadmap zu wenig
Für die FDP ist die Roadmap zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch lange nicht genug. „Minister Hermann sollte den Schwung des heutigen Tages nutzen und seine grüne Umweltministerin im Bund von den Vorteilen von synthetischen und regenerativen Kraftstoffen überzeugen“, sagt der Sprecher für individuelle Mobilität der FDP-Fraktion, Friedrich Haag. Im Bereich von paraffinischen Kraftstoffen sei hier noch viel zu tun, so Haag weiter.
Haag kritisiert Verkehrsminister Hermann
„Schade, dass Minister Hermann das riesige Potenzial von synthetischen Kraftstoffen für den Klimaschutz im Verkehr nicht nutzt, sondern sich nur auf Flugverkehr und Logistik konzentriert“, sagt Haag gegenüber unserem Onlinesender. Weiter betont Haag, dass Deutschland dringend Energiepartnerschaften und Abnahmegarantien für die synthetischen Kraftstoffe bräuchte. Ohne diese sei die neue Roadmap „nur heiße Luft“.
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