Stadt Stuttgart schließt nach 28 Monaten Schutzunterkunft für Corona-Erkrankte
An manchen Wänden sieht man Kritzeleien von kleinen Kindern. Ansonsten sieht das "Hotel Ambiente" in Wangen wie ein normales Hotel aus. 28 Monate lang haben hier Corona-Erkrankte ihre Quarantäne verbracht. Nun wird die Unterkunft geschlossen. Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann und der Leiter des Gesundheitsamts, Stefan Ehehalt, statteten der Unterkunft einen letzten Besuch ab und bedankten sich beim Deutschen Roten Kreuz.
28 Monate Schutzunterkunft
8:15 Uhr, das Handy von Stefan Ehehalt, Leiter des Gesundheitsamts, klingelte. Mit dem Anruf bekam er die Nachricht, dass ein ganzer Zug am Stuttgarter Hauptbahnhof in Quarantäne gesteckt werden musste. Doch wo sollten so viele Leute auf einmal hin? Einige Zeit später gab es Entwarnung, die Menschen aus dem Zug mussten doch nicht in Quarantäne. Für Ehehalt war aber ab diesem Moment klar, dass die Stadt auf solche Situationen besser vorbereitet sein muss. Damit war die Idee einer Schutzunterkunft für Corona-Erkrankte geboren. 28 Monate später ist Ehehalt zusammen mit Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann ein letztes Mal in der Unterkunft. Sie wird nicht mehr gebraucht und daher geschlossen. „Für mich ist das Experiment ein erfolgreiches Modell für Stuttgart“, sagt Sußmann.
Großes Dankschön an das Deutsche Rote Kreuz
Die Schutzunterkunft im „Hotel Ambiente“ in Stuttgart-Wangen war für Menschen, die sich nicht selbst isolieren konnten. Die Bürgermeisterin für Soziales bedankte sich herzlich bei den Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes. „In den letzten 28 Monaten haben sie hier sehr viel Gutes geleistet“, meint Sußmann. Das Deutsche Rote Kreuz war für medizinische und sonstige Versorgung zuständig, aber auch als Ansprechpartner. Für die Menschen in der Unterkunft waren sie die einzige Verbindung nach draußen. Auf die Frage, ob die Patienten auch manchmal ihre Wut an den Mitarbeitern ausgelassen hätten, kommt ein einstimmiges Nicken. Insgesamt soll das Feedback der Corona-Erkrankten aber sehr positiv gewesen sein.
Unterkunft wird trotz hoher Inzidenz geschlossen
„Dass wir schließen, ist mit der aktuellen Situation eigentlich widersinnig“, sagt Ehehalt. Doch auch wenn die Inzidenz weiterhin hoch ist, sei Corona im dritten Jahr einfach anders, erklärt Ehehalt. Deshalb bräuchte man die Schutzunterkunft nicht mehr. Bei maximaler Auslastung haben bis zu 62 Erkrankte in der Unterkunft gewohnt. In letzter Zeit war es zum Teil keiner mehr. In den letzten Wochen ist die Anzahl der Bewohner wieder auf zehn bis zwölf Menschen angestiegen. Die Schutzunterkunft soll aber trotzdem nicht mehr gebraucht werden.
Was, wenn Corona doch wieder schlimmer wird?
Falls die Corona-Situation es doch wieder erfordert, kann das „Hotel Ambiente“ auch in Zukunft wieder zur Schutzunterkunft werden. Sußmann und Ehehalt glauben aber nicht, dass es wieder nötig wird. Zum Abschluss gibt es noch kleine Geschenke von der Sozialbürgermeisterin an die Mitglieder des deutschen roten Kreuzes. Im nächsten Jahr soll es noch ein großes Dankeschön-Fest geben. Mit den aktuellen Corona-Zahlen sei dies momentan noch zu heikel, so Sußmann.
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Foto: STUGGI.TV