Wie zuverlässig funktioniert der Schienenersatzverkehr in Stuttgart?
Auch in diesem Jahr ist wieder die S-Bahn-Stammstrecke zwischen Österfeld und Hauptbahnhof gesperrt. Seit geraumer Zeit sieht man deshalb an den Bahnhöfen wieder ein Netz aus gelben Linien, die den Bahnfahrenden den Weg zum Schienenersatzverkehr weisen. Wir haben für euch getestet, wie zuverlässig das Konzept der Bahn funktioniert.
Strecke 1: Vom Flughafen zur Schwabstraße
Noch bis zum Ende der Sommerferien am 11. September ist die Stammstrecke der S-Bahnen Österfeld und Hauptbahnhof gesperrt und die Deutsche Bahn hat einen umfangreichen Ersatzverkehr eingerichtet. Unser Plan ist es, vom Flughafen zur Haltestelle Schwabstraße zu gelangen. An der S-Bahn Haltestelle „Flughafen“ deutet nicht viel auf die Abweichung hin. Das einzige, was einem direkt ins Auge springt, sind die umbenannten Linien. Anstelle der S2 und S3 zeigt die digitale Abfahrtstafel die S30 nach Vaihingen und die S23 nach Backnang an. Darunter ein Hinweis über die Sperrung und den Verweis auf den Schienenersatzverkehr. Wir nehmen die S30 nach Vaihingen und kommen – wie gewohnt – 14 Minuten später in Vaihingen an. Dort weisen freundliche Bahnmitarbeiter in gelben Westen den Zuggästen den Weg zu ihren Ersatzanschlüssen. Als wir die Mitarbeiter ansprechen, zeigen sie uns, zu unserer Verwunderung, nicht den Weg zu den Bussen, sondern meinen, mit der U-Bahn und dem regulären Bus wären wir deutlich schneller an der Schwabstraße. Wir befolgen den Ratschlag und steigen in die U14 Richtung Vogelsang. Nach einer 13-minütigen Fahrt kommen wir am Erwin-Schöttle-Platz an, von dort sind es nochmal vier Minuten mit der Buslinie 42 zur Schwabstraße.
Strecke 2: Von der Schwabstraße nach Rohr
An der Schwabstraße folgen wir der gelben Linie, die einem den Weg zum Schienenersatzverkehr weist. Der SEV1-Bus fährt an der Schwabstraße alle acht Minuten ab. Im üblichen Stop-and-Go-Verkehr Stuttgarts geht es dann raus aus der Stadt und über die B14 nach Vaihingen. Dort an der Universität angekommen, müssen wir nur die Straßenseite wechseln und nach kurzem Warten in den SEV2 einsteigen, der im 20-Minuten-Takt fährt. Nach weiteren 12 Minuten kommen wir am Vaihinger Bahnhof an. Dort fällt allerdings die S-Bahn aus, weshalb wir 20 Minuten auf die S23 nach Filderstadt warten müssen. Nach wenigen Minuten erreichen wir dann die Haltestelle “Rohr”. Insgesamt brauchen wir für die Strecke eine knappe Stunde. Aber auch ohne den Zugausfall brauchen die Busse des Schienenersatzverkehrs deutlich länger als die S-Bahn auf ihrer Stammstrecke, die für die Fahrt zwischen den beiden Haltestellen lediglich eine Fahrtzeit von zwölf Minuten benötigt.
Strecke 3: Von Vaihingen zum Hauptbahnhof
Am Vaihinger Bahnhof setzen wir uns dann wieder in die S23 nach Backnang. Diese fährt direkt, ohne weiteren Zwischenhalt, über das Außengleis zum Hauptbahnhof. Die Fahrt dauert nach Plan 14 Minuten und in unserem Versuch hatte der Zug nur zwei Minuten Verspätung. Auf der Fahrt hat man einen wunderschönen Ausblick über den Kessel und auf den Stuttgarter Fernsehturm. Die S-Bahnen fahren am Hauptbahnhof an den Gleisen eins bis fünf, neben den Regionalzügen und den ICEs ab. Im Vergleich zu dem normalen Fahrplan dauert die neue Route nicht länger. Normalerweise bräuchte die S2 von Vaihingen zum Hauptbahnhof 15 Minuten. Der Haken am Hauptbahnhof ist nur, wenn man im Anschluss zu den Bussen oder den U-Bahnen möchte, dass man einen längeren Fußmarsch durch den Tunnel über die Baustelle zurücklegen muss. Aus diesem Grund sollte man unbedingt genügend Umsteigezeit einrechnen.
Fazit: Manchmal ist die U-Bahn der bessere Schienenersatzverkehr
Wer jetzt in den Sommerferien plant, eine Haltestelle zwischen Vaihingen und Hauptbahnhof zu erreichen, sollte sich vorab informieren, mit welchen Transportmitteln man am schnellsten sein Ziel erreicht. Eins hat dabei unser Experiment klar gezeigt: Der Schienenersatzverkehr über die Bus-Route ist nicht immer der schnellste Weg zum Ziel. Mit etwas Recherche, zum Beispiel durch die VVS-App, findet man leicht die kürzeste Route. Allerdings sollte man sich dabei etwas im Stuttgarter ÖPNV-Netz auskennen, denn bei der U-Bahn oder den regulären Linienbussen sind keine Bodenmarkierungen vorhanden, die den Weg anzeigen. Wer die Busse des Schienenersatzverkehrs nutzt, bekommt auf der Fahrt gleich noch ein paar schöne Seiten von der Landeshauptstadt zu sehen, die man im S-Bahn-Tunnel nicht sehen kann.
VIDEO: Stadtbahnunfälle in Stuttgart – Wenn man nur kurz übers Gleis möchte
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Fotos: STUGGI.TV