Ankauf von tausenden Wohnungen: Macht Vonovia der Stadt einen Strich durch die Rechnung?
Die Mietpreise in Stuttgart sind bekanntermaßen sehr hoch. Das Linksbündnis Die Fraktion fordert Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) deshalb auf, so schnell wie möglich Wohnungen der Firma Vonovia zu kaufen. Nopper selbst zeigt klares Interesse am Kauf der Wohnungen. Doch Vonovia scheint nicht zum Verkauf bereit zu sein.
Stuttgart in den Top drei der teuersten Mietpreise in Deutschland
Die Mietpreise in der Landeshauptstadt bereiten Stuttgartern oft schlaflose Nächte. Stuttgart ist einfach ein sehr teures Pflaster. Nur München und Frankfurt sind im bundesweiten Vergleich noch teurer als Stuttgart. Das Mietpreisniveau ist zwischen 2018 und 2020 um durchschnittlich 7,7 Prozent gestiegen, sagt der Wohnungsmarktbericht, den die Stadt letztes Jahr veröffentlichte. Das Stuttgart etwas gegen die hohen Preise tun solle, fordern Bürger schon lange. Das Linksbündnis Die Fraktion fordert in einem Antrag, dass Oberbürgermeister Frank Nopper unverzüglich mit dem Wohnungsunternehmen Vonovia in Verhandlung treten soll, um Wohnungen zu kaufen.
Nopper hält Kauf für denkbar
Hintergrund des Antrags ist, dass Vonovia bekannt gab, dass sie Tausende Wohnungen in Deutschland verkaufen wollen. Dem Immobilienkonzern gehören in der Schwabenhauptstadt rund 3.500 Wohnungen. Der Mieterverband forderte daraufhin Anfang August, dass Nopper Vonovia ein Angebot machen solle. Der Antrag des Linksbündnisses fordert nun, dass der OB unverzüglich in Verhandlungen treten solle. Nopper selbst zeigt sich dieser Forderung gegenüber zustimmend. „Wir wollen, wenn möglich, Wohnungen der Vonovia erwerben, um damit mehr bezahlbare Wohnungen in städtischer Hand zu halten“, sagt Nopper.
Stadt will mehr Wohnungen besitzen
„Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft will nicht nur bis zum Jahr 2025 ihren Bestand von derzeit rund 19.000 Wohnungen um rund 2.400 Wohnungen erhöhen“, so der OB. Vielmehr sollen auch Wohnungen von Vonovia gekauft werden, so Nopper weiter. Damit wolle die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) zu einem noch kraftvollerem Motor des Stuttgarter Wohnungsneubaus werden. Da die Sozial- und Mietpreisbindung bei vielen Vonovia-Wohnungen bis Ende des Jahres 2024 und 2025 auslaufe, bestünde Interesse am Kauf der Wohnungen, erklärt der Oberbürgermeister.
Vonovia macht der Stadt einen Strich durch die Rechnung
Das Vorhaben könnte allerdings gar nicht unbedingt an der Stadt, sondern an Vonovia selbst scheitern. Die SWSG hatte bereits grundsätzliches Interesse am Kauf der Wohnungen gegenüber Vonovia geäußert. Laut der Stadt Stuttgart meinte der Vonovia-Vorstand, dass Vonovia nicht ihr gesamtes Portfolio in Stuttgart verkaufen will. Dabei soll es sich nur um einzelne Wohnungen handeln. Ob es trotzdem zu kleineren oder größeren Käufen kommt, steht aktuell noch nicht fest.
Starke Kritik von Die Fraktion
In ihrem Antrag zeigt Die Fraktion außerdem starke Kritik an dem Verkauf Tausender Wohnungen der LBBW im Jahr 2012. „Dass die Wohnungen im Jahr 2012 verkauft wurden, zeigte eine naive Marktgläubigkeit und offenbarte zudem mangelndes Interesse am Schutz der Mieter“, heißt es in dem Antrag. Den Rückzug der öffentlichen Hand aus der sozialen Wohnungsversorgung bezeichnet Die Fraktion als „irrsinniges Vorgehen“, das beendet werden müsse.
VIDEO: Leerstand – So steht es um die Wohnungsnot in Stuttgart
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