Pro & Contra zum Public Viewing: Sollten Kneipen die Katar-WM boykottieren?
Die Temperaturen sinken und der Winter rückt immer näher. Damit steht auch die diesjährige Fußball-Weltmeisterschaft in einigen Monaten vor der Tür. Die WM in Katar ist eine der umstrittensten der Geschichte. Größte Kritikpunkte an Katar sind Verletzungen der Menschenrechte und zahlreiche Tote beim Bau der Stadien. Auch dass die Spiele im Winter stattfinden werden, löst Unmut aus. Die Boykott-Rufe sind entsprechend laut. Einige Kneipen in Stuttgart haben sich dazu entschieden, die Spiele nicht zu zeigen. Andere Wirte schütteln bei dieser Entscheidung nur die Köpfe.
Einige Boykottieren, andere zeigen die Spiele trotzdem
Statt kühlem Bier gibt es bei der Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Jahr eher Glühwein: Das Turnier steigt in diesem Jahr vom 20. November bis 18. Dezember in Katar. Viele Fußball-Fans werden daher wohl lieber auf Public Viewing verzichten und die WM in einer Kneipe anschauen. Doch auch das könnte teils schwierig werden. In ganz Deutschland rufen Kneipen zum Boykott auf und weigern sich, die WM zu zeigen. In Stuttgart scheiden sich bei diesem Thema die Geister. Einige Kneipen wie der „Maulwurf“ haben sich dem bundesweiten Boykott angeschlossen. Andere, wie die Wirte der Kneipe „Zum Dortmunder“, werden die Spiele trotzdem zeigen.
„Wir ändern nichts, wenn wir die WM nicht zeigen“
BVB-Fanartikel und eine Deutschlandflagge in der Ecke: Dem „Zum Dortmunder“ sieht man sofort an, dass es sich um eine echte Fußballkneipe handelt. Gerade nach Corona ist es für die Wirte umso wichtiger, dass sich viele Fans die Spiele in ihrer Kneipe anschauen. Die anstehende WM wird im „Zum Dortmunder“ trotz der Boykotte zu sehen sein. „Wir sind auch nicht mit den Umständen einverstanden, aber wir ändern auch nichts, wenn wir die WM nicht zeigen“, sagt Mitbesitzerin Anja Zöller. Grund, die WM trotzdem zu zeigen, sei außerdem der finanzielle Verlust, der sonst die Folge wäre. Außerdem hätten sich die meisten Gäste gewünscht, dass die Spiele gezeigt werden, so Zöller.
Kneipe wurde wegen WM beschimpft
Infolge von Medienberichten über die Entscheidung des „Zum Dortmunder“ kam es zu einigen Anfeindungen gegenüber den Wirten. „Uns wurde vorgeworfen, wir seien Kapitalisten und würden uns an der schlimmen Situation bereichern“, sagt Zöller gegenüber unserem Onlinesender. Verstehen können die Wirte der Kneipe die Anfeindungen nicht. „Es wird auch von ARD und ZDF ausgestrahlt, warum sollten wir es dann lassen“, so Manfred Schuster, Mitbesitzer der Kneipe. Die Entscheidung mancher Kneipen in Stuttgart, die WM zu boykottieren, können die Wirte nicht nachvollziehen. Letztendlich werde die WM trotz allem jeder anschauen, sagen sie.
Menschenrechtsverletzungen sind nicht immer der Grund
Andere Wirte sehen das ganz anders. In ganz Deutschland haben sich Kneipen dazu entschieden, die Weltmeisterschaft zu boykottieren und die Spiele nicht zu zeigen. Der Grund ist für die meisten, dass sie die Menschenrechtsverletzungen nicht unterstützen wollen. Für die Vaihinger Kneipe „Maulwurf“ gibt es allerdings einen anderen Grund, die WM nicht zu zeigen. „Es ist noch nie so klar geworden, dass es nur noch um Geld geht und überhaupt nicht mehr um den Fußball und die Fans“, sagt die Wirtin des Maulwurfs, Barbara Schreiber. Die WM solle ein Fest sein, bei dem Fußballfans aus aller Welt zusammen kommen und in Katar sei dies nicht möglich, erklärt sie weiter.
Fanseite für Maulwurf entscheidend
Auch die Zeit, zu dem die WM stattfindet, war ein Grund für Schreiber, die Weltmeisterschaft zu boykottieren. „Eine WM im Winter ergibt keinen Sinn, da fühlt man sich als Fan einfach nicht mehr ernst genommen“, so Schreiber. Die Menschenrechtsverletzungen wären zwar auch ein guter Grund, die WM zu boykottieren, aber für Schreiber war die Fanseite entscheidend. Mit finanziellen Verlusten durch fehlende Fußballfans im „Maulwurf“ rechnet die Wirtin allerdings schon. „Man muss aber trotz des Geldes einfach zu seinen Prinzipien stehen“, teilt Schreiber unserem Onlinesender mit.
Keine Fußballstimmung im Winter
Ob sie sich für oder gegen einen Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft entschieden haben, die Situation beschäftigt die Wirte in ganz Deutschland. Auch im „Zum Dortmunder“ wird dieses Jahr kein echtes Fußballfieber aufkommen. Die Wirte zeigen die Spiele zwar, in Feierlaune sind sie aber nicht. Auf Trikots und Schnapsrunden bei Torschüssen wird deshalb in diesem Jahr verzichtet. Dafür sei die Situation in Katar zu ernst, erklärt Wirtin Zöller.
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Foto: STUGGI.TV