Jugendhaus Mitte: Ein Rückblick auf 70 bewegende Jahre
70 Jahre Jugendarbeit, Konzerte, Werkstätten und Treffpunkt im Kessel für hunderte Jugendliche: Das Jugendhaus Mitte feiert seinen 70. Geburtstag. Im Laufe der Jahre ist viel passiert und die ein oder andere Berühmtheit stand im Mitte schon auf der Bühne. Wir schauen zurück auf die letzten 70 Jahre.
Wie alles begann
Das knallrote Haus in der Hohe Straße ist in Stuttgart-Mitte nicht zu übersehen. Am 14. November 1952 öffnete das Jugendhaus Mitte zum allerersten Mal seine Türen. Dieses Jahr feiert es nun 70-jähriges Jubiläum. Die Backsteinwände sind noch original aus den 50ern. Ansonsten hat sich das Jugendhaus in den letzten 70 Jahren stark gewandelt. Vorher wurde es vom amerikanischen Militär zur Entnazifizierung genutzt. Als die Amerikaner es an die Stadt Stuttgart zurückgaben, wurde es zum Jugendhaus. „Die Stadt fing dann mit verschiedenen Programmen an wie einem Tanzkaffee, Jazz-Abenden oder einer Bibliothek“, sagt Anja Bätzner, Leiterin des Jugendhaus Mitte.
60er-Jahre: Raus aus den Ruinen
In den 60er-Jahren war die Stuttgarter Innenstadt voller Ruinen. „Das Oberziel damals war ganz bestimmt, nämlich die Jugendlichen von der Straße wegzubringen“, so Walter Häbe, der bis 1995 in der Geschäftsführung des Jugendhauses war. In den Ruinen seien Treffpunkte entstanden, aber illegal und ohne Aufsicht, so Häbe weiter. Das Jugendhaus Mitte sollte den Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung geben. Alte Aufnahmen zeigen Werkstätten, in denen die Jugendlichen Werkzeuge und Kleidung herstellen, die zu der Zeit Mangelware waren.
Graffiti-Kult dominiert die 90er-Jahre
Die Ärzte, Max Herre und Chimperator: Sie alle sind schon im Jugendhaus Mitte aufgetreten. In den 90er-Jahren dominierte HipHop die Musikszene und auch das Jugendhaus. Mit HipHop kam auch Graffiti nach Mitte. „Bis zu den Scheiben, Tischen und Toilettenschüsseln wurde das ganze Jugendhaus zugesprayt“, sagt Bätzner gegenüber unserem Onlinesender. Graffitis zu verhindern hätte damals nicht funktioniert, so Bätzner weiter. Die Toiletten waren damals berühmt für Bilder und Werbeaktionen. So hat sich zum Beispiel auch die HipHop-Gruppe „Massive Töne“ auf der Toilette verewigt.
Die ganze Welt im Jugendhaus Mitte
In den 2000er-Jahren geht die Nachfrage an Werkstätten zurück. Projekte und Veranstaltungen rücken in den Fokus. Das wohl prominenteste Projekt war das Unesco Welt-Jugend-Festival. Es fand erstmals im Jahr 2006 zur Zeit der WM in Deutschland statt. 2.006 Jugendliche aus der ganzen Welt kamen damals nach Stuttgart. Über 100 Nationen waren beim Welt-Jugend-Festival dabei. 2009 fand das Festival erneut statt. Jugendliche aus aller Welt knüpften dabei Kontakte und Freundschaften. Konzerte, Lesungen und internationale Begegnungen dominierten damals das Geschehen im Jugendhaus Mitte.
Konzerte, Veranstaltungen und Medienarbeit
2010 wird das Jugendhaus Mitte kernsaniert und die Jugendarbeit zieht in das ehemalige Filmhaus. Projekte und Veranstaltungen gibt es aber weiterhin viele. Nach dem Wiedereinzug gibt es neue Projekte wie beispielsweise das Inklusionsfest, das seither jedes Jahr stattfindet. „Die Bereiche Musik, Veranstaltungen, Konzerte und Medienarbeit stehen seitdem im Fokus“, teilt Bätzner mit. Für Bätzner ist das Jugendhaus Mitte kein typisches Jugendhaus. „Wir sind ein Haus, das sehr kreativ ist und etwas mit den Jugendlichen und ihren Ideen macht“, so die Jugendhausleiterin.
Ausblick auf die Zukunft
Durch neue Möglichkeiten, die zum Beispiel das Internet bietet, ist das Jugendhaus Mitte in den letzten Jahren weniger beliebt als Treffpunkt für Jugendliche geworden. Das soll sich in der Zukunft ändern. „Wir wollen wieder mehr in die Offensive gehen und wieder mehr offene Jugendarbeit machen“, sagt Bätzner. Der Fokus soll dabei weniger auf Veranstaltungen gelegt sein, sondern mehr auf Jugendarbeit. Mit dem Ableger des Mitte, dem Pop-up-Jugendtreff im Leonhardsviertel, soll es den Jugendlichen einfacher gemacht werden, ins Jugendhaus zu kommen.
VIDEO: Brutstätte genialer Ideen – Vorstellung des Jugendhaus Mitte im Jahr 2015
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Foto: Jugendhaus Mitte