Studie der Uni Hohenheim: Wie sich eine Inflation auf das Sparverhalten auswirkt
Sparen ist typisch schwäbisch. Durch steigende Lebenshaltungskosten und den Nullzins wird es allen Sparfüchsen aber deutlich schwerer gemacht. Eine Studie der Universität Hohenheim hat das Sparen bei einer Inflation untersucht. Dazu wurde das Sparverhalten von deutschen Haushalten zwischen 1852 und 1965 genau unter die Lupe genommen.
Sparen ist heute schwieriger
Die meisten kennen es nur noch aus Erzählungen ihrer Eltern, aber wenn man früher Geld auf der Bank anlegte, gab es dafür Zinsen. Seit 2016 gibt es einen Nullzins, also kein zusätzliches Geld mehr oben drauf. Sparen ist dadurch schwieriger geworden. In letzter Zeit sind die Lebenshaltungskosten durch steigenden Lebensmittel- und Energiepreise deutlich gestiegen. Der Realzins ist also negativ, was bedeutet, dass Sparer sogar einen Rückgang ihres Vermögens befürchten müssen. Eine Studie der Universität Hohenheim hat das Sparverhalten in einer Inflation erforscht.
Sparverhalten in Krisenzeiten
Wie werden sich die Menschen anpassen in einer Zeit, in der Sparen schwerer ist als sonst? Mit dieser Frage hat sich das Team der Universität Hohenheim rund um Professor Sibylle Lehmann-Hasemeyer beschäftigt. Dazu untersuchten sie, wie sich das Sparverhalten verschiedener Haushalte zwischen 1852 und 1965 veränderte. „In diese Zeit fallen mehrere ökonomische und politische Krisen, die das Sparverhalten der Einzelnen nachhaltig beeinflusst haben“, erklärt Lehmann-Hasemeyer. Dabei handelt es sich unter anderem um beide Weltkriege und die Inflation von 1923.
Erste Ergebnisse für 1852 bis 1920
In einer ersten Veröffentlichung untersuchten die Forscher das Sparverhalten von 2.500 Menschen von 1852 bis 1910. Auf den ersten Blick sind keine großen Erkenntnisse zu sehen. Wie zu erwarten, sparten die Menschen weniger, wenn der Realzins zurückging. „Dieser erste Eindruck ist jedoch trügerisch“, so Lehmann-Hasemeyer. Bei genauerer Betrachtung erkannten die Forschenden, dass verschiedene Gruppen aus unterschiedlichen sozialen Schichten ein sehr unterschiedliches Sparverhalten zeigten.
Reiche sparten mehr, Arme weniger
Menschen, die mehr Geld hatten, fingen trotz sinkendem Realzins an, mehr Geld zurückzulegen. Für Lehmann-Hasemeyer gibt es dafür zwei mögliche Erklärungen. Möglich wäre, dass sich diese Menschen ein konkretes Sparziel gesetzt hatten, dass sie trotz allem einhalten wollten. Eine andere Interpretation wäre, dass diese Menschen damit rechneten, dass bald alles billiger werden würde. In diesem Fall hätten sie mehr gespart, um danach mehr ausgeben zu können. Ärmere Menschen hingegen sparten weniger, einfach, weil ihnen die Möglichkeit dazu fehlte.
Durch Sozialversicherung sparen alle gleich
Durch die Einführung des Sozialversicherungssystems in Deutschland drehte sich dieses Verhalten um. Bei höherer Inflation fingen die Menschen an, mehr zu sparen. Im Gegensatz zu vorher galt das sowohl für reiche als auch für arme Menschen. Grund dafür waren steigende Gehälter und eine höhere Sicherheit durch Kranken-, Unfall- und Altersversicherung. „Die Versicherungen führten dazu, dass die Arbeiterklasse auch bei hoher Inflation ihre Ersparnisse nicht mehr reduzieren musste“, heißt es in einer Pressemitteilung.
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