Gibt es zu wenig Angebote für Mountainbiker in Stuttgart?
Die Stadt Stuttgart bezeichnet sich selbst gerne als Sportstadt. Für die Sportart Mountainbike trifft das jedoch nicht zu. Ein Angebot für die Radsportler ist in der Landeshauptstadt kaum vorhanden. Teils fahren Mountainbiker daher einfach so durch den Wald und gefährden dabei Spaziergänger. Wie kann das Problem in den Griff bekommen werden?
Armutszeugnis in Stuttgart
Eine einzige Downhill-Strecke in Degerloch. Das ist die magere Bilanz, was Strecken und Trails für Mountainbiker in Stuttgart angeht. Für eine Landeshauptstadt dieser Größe ist das ein Armutszeugnis, findet der Verein Mountainbike Stuttgart. „Von vielen Menschen wird Mountainbiken mit Downhill gleichgesetzt. Der weit größere Anteil der Stuttgarter Mountainbike-Begeisterten fährt aber tourenorientiert und wünscht sich legal befahrbare Trails“, sagt Alexander Lukasch, der Geschäftsführer des Vereins. In anderen deutschen Städten ist das Angebot für Mountainbiker deutlich größer, dort gibt es teils Trails im zweistelligen Bereich.
Rund 20.000 Mountainbiker, aber keine Trails
Vor dem Hintergrund fehlender Strecken hat sich 2020 der Verein Mountainbike Stuttgart gegründet. Die Mitglieder setzen sich seitdem dafür ein, dass es mehr Strecken für Biker gibt und dass bestehende Trails legalisiert werden. So gebe es in Stuttgart zwar rund 20.000 Menschen, die regelmäßig das Mountainbike als als Sportgerät nutzen, aber eben keine legalen Trails. Dabei sei Stuttgart aufgrund seiner Topografie die ideale Stadt zum Mountainbiken. „Wir warten nur noch darauf, bis die Verantwortlichen der Stadtverwaltung das auch erkennen“, so Lukasch gegenüber unserem Onlinesender. Das sei längst überfällig, um die Stadt für diesen Sport attraktiver zu machen.
Zahlreiche illegale Trails in den Wäldern
Aktuell fahren Mountainbiker auf unzähligen illegalen Trails quer durch den Stuttgarter Wald. Laut Angaben der Stadt habe aufgrund der Corona-Pandemie und der technischen Möglichkeiten durch E-Bikes die Zahl der Trailfahrer und damit auch die Zahl der unerlaubten schmalen Pfade quer durch den Wald in den vergangenen drei Jahren stark zugenommen. „Dies ist verboten, denn das Landeswaldgesetz erlaubt das Fahrradfahren nur auf Wegen, die zwei Meter breit sind“, teilt die Stadt Stuttgart gegenüber STUGGI.TV mit. Für den Wald in Stuttgart wurde deshalb ein Freizeitgrundkonzept erstellt, das unter anderem die Möglichkeiten klären sollte, legale Mountainbiketrails auszuweisen.
Stadt prüft Legalisierung von Trails
Eine Legalisierung von Trails ist verhältnismäßig einfach möglich, wenn diese nicht durch Schutzgebiete oder Waldbiotope führen. Da in Stuttgart jedoch 94 Prozent der Waldfläche Schutzgebietscharakter aufweise, liege hier bereits ein veritabler Zielkonflikt vor. Dennoch prüft die Stadt derzeit, ob und wo legale Trails in den Stuttgarter Wäldern eingerichtet werden können. Die naturschutzrechtlichen Grenzen dafür seien jedoch eng. Dadurch könne nicht garantiert werden, dass innerhalb von Schutzgebieten auch Trails eingerichtet werden können. Ansonsten verweist die Stadt darauf, dass den Mountainbikern alle Straßen und Wege zur Verfügung stehen, die für den Radverkehr freigegeben sind.
Ergebnis wohl frühestens in einem Jahr
Aber gibt es überhaupt Hoffnung, dass es bald legale Trails in der Landeshauptstadt gibt? „Die Stadt Stuttgart sieht die Notwendigkeit der Legalisierung von attraktiven Trails, findet jedoch fast keine Flächen, in denen dies rechtssicher möglich ist“, heißt es von Seiten der Stadt. Bereits vergangenes Jahr wurde für drei Trails, die alle im Landschaftsschutzgebiet liegen, ein Probeverfahren gestartet, das aus mehreren zeit- und kostenaufwändigen Schritten besteht und noch ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen wird. Je nach Ausgang des Verfahrens werde entschieden, ob für weitere Trails Genehmigungsverfahren gestartet werden. Das Verfahren der Trail-Legalisierung ist sehr langwierig und sehr teuer. Trotzdem besteht keine Garantie, ob es erfolgreich sein wird.
Gegenseitige Rücksicht gefordert
Teils fahren Mountainbiker einfach so durch den Wald und gefährden dabei Spaziergänger. Wie kann das Problem in den Griff bekommen werden? Der Verein Mountainbike Stuttgart betreibt deshalb schon seit längerer Zeit Aufklärung in der Community, „nicht nur für ein friedliches und rücksichtsvolles Miteinander aller Waldnutzenden untereinander, sondern auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur“, so Lukasch. Die Stadt selbst kontrolliert zwar auch die Waldgebiete, appelliert jedoch auch an alle Menschen, sich an die geltenden (Verkehrs)Regeln zu halten und keine anderen Menschen oder Tiere durch das eigene Verhalten zu gefährden.
VIDEO: 2015 wurde die erste und bisher einzige Downhill-Strecke in Stuttgart eröffnet
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Foto: STUGGI.TV