Deutschland-Ticket für Stadtmitarbeiter kommt: Linksbündnis lobt Nopper
Am 1. Mai soll das Deutschland-Ticket kommen. Bundesweit kann dann für 49 Euro im Monat der öffentliche Nahverkehr genutzt werden. Für die Mitarbeiter der Stuttgarter Stadtverwaltung und ihrer Eigenbetriebe sowie Beschäftigte an den Kitas übernimmt die Stadt die Kosten des monatlichen Tickets. Der Vorschlag von OB Frank Nopper wurde nun im Gemeinderat beschlossen.
Stadt führt kostenfreies Deutschland-Ticket für ihre Beschäftigten ein
Die Mitarbeiter der Stuttgarter Stadtverwaltung und ihrer Eigenbetriebe sowie Beschäftigte an den Kitas können schon bald deutschlandweit kostenlos den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Die Verwaltung übernimmt die Kosten für das geplante Deutschland-Ticket in Höhe von 49 Euro und weitet damit das bestehende Jobticket erheblich aus. Der Gemeinderat hat dem entsprechenden Vorschlag des Oberbürgermeisters am gestrigen Donnerstag zugestimmt. „Wir wollen mit diesem bärenstarken Angebot in Zeiten des Fachkräftemangels als Arbeitgeber noch attraktiver werden und einen wichtigen Beitrag zum Umstieg auf den öffentlichen Personennahverkehr leisten“, sagt OB Frank Nopper. Es soll außerdem ein Signal für die Stadt als attraktive Arbeitgeberin sowie für die Verkehrswende sein.
Stadt klagt über Personalmangel
Stuttgart investiert für die Maßnahme jährlich 8,8 Millionen Euro. Die Stadt erhofft sich dadurch auch einen positiven Effekt bei der Personalerhaltung und -gewinnung. „Uns fehlen viele Fachkräfte, da ist so eine Maßnahme ein kräftiges Ausrufezeichen“, so der für das Personal zuständige Erste Bürgermeister Fabian Mayer. In Kombination mit der etablierten Möglichkeit zum mobilen Arbeiten werde eine Tätigkeit bei der Stadt Stuttgart so auch für Pendler immer attraktiver. Die kostenfreie Nutzung des Nahverkehrs sei dabei ein weiterer wichtiger Schritt. Damit das Deutschland-Ticket für die Beschäftigten auch in Zukunft kostenfrei bleibt, will die Stadt reguläre Preisanpassungen auffangen.
Lob für Nopper aus dem Linksbündnis
„Lieber Herr Nopper, jetzt muss ich Sie diese Woche sogar zweimal loben“, sagt Stadtrat Luigi Pantisano (Die Linke). Das Linksbündnis war zu Beginn durchaus überrascht, dass sich das Stadtoberhaupt für die kostenlose ÖPNV-Variante einsetzt. Die öffentliche Sympathiebekundung hielt jedoch nicht lange an. „Wie in jeder Serie gibt es zum Ende einer Staffel einen Cliffhanger, damit es spannend bleibt“, sagt Pantisano. Nach dem Lob folgte die Forderung, dass Nopper das kostenfreie Deutschland-Ticket auch auf die Bonuscard-Inhaber ausweitet. „Es widerspricht jeglichem Gerechtigkeitssinn, wenn diejenigen in unserer Stadtgesellschaft, die am wenigsten Geld zur Verfügung haben, außen vor gelassen werden“, sagt Pantisano.
SPD und „Die Fraktion“ reklamieren Erfolg für sich
Schon seit Jahren fordert „Die Fraktion“ das Jobticket nun Nulltarif. Umso größer ist die Freude, dass ausgerechnet ein CDU-OB die Forderung nun umsetzt. Zuletzt hatte das Linksbündnis im November 2022 gefordert, dass auch einkommensschwache und arbeitslose Menschen für die Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs nicht mehr bezahlen sollen. Die SPD zog im Januar mit einem Antrag nach. Die Sozialdemokraten forderten, dass alle Beschäftigten der freien Kita-Träger, Stadtwerke und der SSB vom Gratis-ÖPNV profitieren. „Nicht nur für die Umsetzung unserer ambitionierten Klimaziele wird dringend Personal gesucht, sondern auch bei der Kinderbetreuung“, sagt Stadträtin Lucia Schanbacher. Diese Forderung konnte die SPD erfolgreich in das Umsetzungsergebnis einbringen.
Freie Wähler sehen in Maßnahme nur kurzfristigen Effekt
Die Freien Wähler im Rathaus haben dem Vorschlag ebenfalls zugestimmt. „Wir stimmen auch deswegen zu, damit die Attraktivität für die städtischen Mitarbeiter steigt und wir auch neue Mitarbeiter gewinnen“, sagt die Fraktionsvorsitzende Rose von Stein. Der Effekt werde mittelfristig jedoch verpuffen, da auch verstärkt andere Branchen das Ticket anbieten werden, meinen die Freien Wähler. Dadurch könnte sich die Attraktivität langfristig wieder ausgleichen.
Weitere Investitionen in den ÖPNV erforderlich
Aus dem bürgerlich-konservativen Lager von der CDU bis zur FDP kommt die Forderung, den Blick auf die Gesamtsituation nicht zu verlieren. Man müsse ebenfalls im Blick behalten, dass man das SSB-Angebot, die Linien und den Takt erweitert. Wenn immer mehr Menschen den ÖPNV kostenlos nutzen könnten, werde die Nachfrage steigen und die SSB stoße irgendwann an Kapazitätsgrenzen. Deshalb seien weitere Investitionen in den nächsten Jahren notwendig, um den öffentliche Nahverkehr kontinuierlich auszubauen. Spannend ist vor allem, welche Konzepte Noppers Mobilitätsstratege Martin Körner zukünftig aus dem Hut zaubert.
JF/DLR
VIDEO: Wie das Deutschland-Ticket in Stuttgart funktioniert
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