Bürgerumfrage: Bezahlbarer Wohnraum größtes Problem in Stuttgart

Nicht der Klimawandel, nicht die Sicherheit, sondern das Thema Wohnen sehen die Stuttgarter als größtes Problem in der Stadt an. Die aktuelle Stuttgarter Bürgerumfrage zeigt, dass vor allem zu hohe Mieten und fehlende Wohnungen in der Bevölkerung für Ärger sorgen. Hier ist die Stadtverwaltung gefordert.
Angespannte Wohnungssituation in Stuttgart
Der Stuttgarter Wohnungsmarkt zählt zu den angespanntesten Wohnungsmärkten des Landes. Zu hohe Mieten und fehlende Wohnungen sehen die Stuttgarter als größtes Problem in der Stadt an. Das ergibt sich aus der gerade veröffentlichten Bürgerumfrage, deren Ergebnisse nun vorliegen. Berufsgruppen, die durchschnittlich oder weniger verdienen, können sich eine Wohnung in Stuttgart kaum leisten, geschweige denn dann noch ihre Familie ernähren. Die Inflation und gestiegene Zinsen verschärfen die Situation dramatisch. Hier ist die Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Frank Nopper gefordert. Die Stadt muss Lösungen finden, möglicherweise Wohnungen ankaufen oder bauen, um günstigen Wohnraum anbieten zu können.
Wohnungstausch als naheliegende Lösung?
Eine zunächst naheliegende Lösung wird unter dem Begriff „Wohnungstausch“ diskutiert. Der dauerhafte Wohnungstausch gründet auf der Annahme, dass viele ältere Menschen, die über Jahrzehnte in einer großen Wohnung lebten, diese nicht mehr benötigen, nachdem die eigenen Kinder nun aus dem Haus sind oder der Lebenspartner möglicherweise bereits verstorben ist. Auf der anderen Seite stehen junge Paare in der Familiengründungsphase vor der Herausforderung, dass sie ihrer Wohnung nach und nach entwachsen und händeringend auf der Suche nach einer größeren Wohnung sind. Diese Annahme klingt zwar plausibel, allerdings steht die Überprüfung noch aus. Erfahrungsberichte kommunaler Wohnungsunternehmen und Wohnungsbaugenossenschaften zeichnen in der Praxis aber ein eher ernüchterndes Bild.
Über ein Drittel will eine größere Wohnung
Ein klarer Trend ist aus der Bürgerumfrage abzulesen. Von den rund 3.900 zufällig ausgewählten Personen, die sich an der Befragung beteiligt haben, geben 43 Prozent an, mit dem Gedanken zu spielen in absehbarer Zeit aus ihrer Wohnung auszuziehen. Zunächst zeigt sich, dass nur 69 der insgesamt 1.680 umzugswilligen Personen einen Umzug aufgrund einer derzeit zu großen Wohnung in Betracht ziehen. Dies entspricht einem Anteilswert von lediglich vier Prozent. Demgegenüber stehen 619 Personen, die aufgrund einer derzeit zu kleinen Wohnung den Wunsch eines Umzugs in eine größere Wohnung hegen. Das sind immerhin fast 37 Prozent. Damit ist die Nachfrage nach größeren Wohnungen in Stuttgart deutlich höher als die Nachfrage nach kleineren. Den Zahlen nach geht das Modell des Wohnungstausches in der Landeshauptstadt also keinesfalls auf.
Droht die Stadtflucht?
Die Stuttgarter Bürgerumfragen zeigen, dass die Bevölkerung sehr unzufrieden mit der Situation am Wohnungsmarkt ist. Zu hohe Mieten und fehlende Wohnungen werden in den Befragungen regelmäßig als zentrale Probleme wahrgenommen. Auch in der aktuellen Bürgerumfrage rangieren beide Themen erneut an der Spitze der größten Stadtprobleme: Für 86 Prozent der Befragten sind „zu hohe Mieten“ ein großes Problem. Insgesamt beabsichtigt fast ein Drittel (29 Prozent) der Stuttgarter, in absehbarer Zeit umzuziehen. Als Gründe werden am häufigsten der Wunsch nach mehr Wohnraum, niedrigere Mieten und Wohnen im Grünen genannt. All das findet man in Stuttgart nur sehr schwer. Hier muss die Stadt dringend etwas tun.
1,2 Milliarden Euro an Investitionen bis 2027 möglich
Die Landeshauptstadt hat inzwischen angekündigt, den Bau von preiswerten Wohnungen erheblich stärken zu wollen. Dazu wird sie das Eigenkapital der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) um insgesamt 200 Millionen Euro erhöhen. Dies wird verteilt auf drei Tranchen bis 2025 der Fall sein. Die Erhöhung ermöglicht Investitionen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro bis 2027, aufgeteilt in 746 Mio. Euro in den Neubau, 311 Mio. Euro in Modernisierungen und 146 Mio. Euro in die Instandhaltung. „Unsere SWSG soll damit deutschlandweit auf den Wohnungsbestand bezogen eine der höchsten Neubauquoten der städtischen Wohnungsbaugesellschaften haben“, sagt OB Frank Nopper. Vor allem in den Neubau von Wohnungen in städtischer Hand mit fairen und bezahlbaren Mieten soll investiert werden. In den kommenden fünf Jahren sollen 1.900 neue SWSG-Wohnungen entstehen.
VIDEO: Tut Stuttgart zu wenig gegen die Wohnungsnot? Eine Umfrage aus dem Jahr 2021
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