BW-Jugendstudie: Junge Menschen fühlen sich von der Politik nicht gehört
Vor allem viele Entscheidungen während der Corona-Pandemie dürften zu diesem Ergebnis beigetragen haben: Rund 80 Prozent der jungen Menschen in Baden-Württemberg fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Das zeigt die aktuelle Jugendstudie, die das baden-württembergische Kultusministerium vorgestellt hat. Wegen der Sorgen der Jugendlichen hat das Ministerium nun einige Hausaufgaben zu erledigen.
Alarmierende Ergebnisse der aktuellen Jugendstudie
Wie geht es den Jugendlichen in Baden-Württemberg? Welche Themen bewegen sie? Welche Sorgen haben sie? Das sind nur einige Fragen, die Schülern in Baden-Württemberg gestellt wurden. Anlass dafür ist die Jugendstudie 2022, die vom Kultusministerium gemeinsam mit der Uni Stuttgart durchgeführt wurde. Ein Ergebnis dieser Studie ist alarmierend: Rund 80 Prozent der jungen Menschen fühlen sich von der Politik nicht gehört. „Die Jugendstudie gibt uns auch noch einmal Hausaufgaben mit“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne).
Diese Themen beschäftigen die jungen Menschen
Für die Studie befragt wurden im Frühjahr 2022 über 2.000 Schüler der neunten Klassen aus verschiedenen Schularten. Die psychische Belastung von Schülern sei sehr hoch, fast jeder Befragte trage Sorgen mit sich herum. Insgesamt 85,8 Prozent der Jugendlichen hatten angegeben, sich sehr große, große oder mittelgroße Sorgen wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu machen. Auch die Themen Soziale Ungleichheit, Armut und der Klimawandel machen den Jugendlichen zu schaffen.
Jugendliche haben kaum Vertrauen in die Politik
Vor allem die Politik kommt in der Befragung nicht gut weg. Vertrauen in Politiker haben nur rund 14 Prozent der Jugendlichen, in politische Parteien gerade mal 7 Prozent. „Mit einer Studie wie der Jugendstudie 2022 können wir wichtige Einblicke gewinnen, was Jugendliche bewegt, wie ihr Alltag aussieht, aber auch wie sie sich ihre Zukunft vorstellen“, sagt Christine Sälzer, Professorin für Erziehungswissenschaften und eine der Studienleiterinnen der Uni Stuttgart. Die Sorgen der Jugendlichen muss die Politik nun aber auch ernst nehmen. Ein Teil der Befragten zeigt sich laut Studie sogar anfällig für Populismus. Eine konkrete Prozentzahl dazu fehlt aber. Rund 80 Prozent der Befragten sagen, Politiker würden sich nicht genug um sie kümmern.
Kultusministerium ist nun gefordert
Allerdings finden 88 Prozent der Befragten die Demokratie als Staatsform gut. Für das Kultusministerium hat mit dem Ergebnis der Studie die Arbeit erst begonnen. „Wir wollen im Anschluss an die Studie mit den Jugendlichen in einen Dialog kommen. Wir wollen ihre Themen, Fragen und Meinungen im Kontakt mit der Politik besprechen“, so Schopper. Im zweiten Quartal dieses Jahres sollen daher sechs regionale Jugendkonferenzen stattfinden, um die aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse gemeinsam mit den Jugendlichen zu besprechen. Anschließend sollen die Erkenntnisse aus den Konferenzen in einer großen Fachkonferenz im Sommer 2023 zusammengetragen werden.
Jugendliche fühlen sich in ihrer Schule wohl
Für Kultusministerin Schopper gab es aber auch ein besonders positives Ergebnis: Über 80 Prozent der befragten Jugendlichen gaben an, sich in ihrer Klasse wohlzufühlen, fast genau so viele fühlen sich in der Schule wohl. „Die Schule ist ein wichtiger Bestandteil im Leben der Jugendlichen. Sie ist nicht nur Lernort, sondern sie ist auch ein Lebensraum für Kinder und Jugendliche“, sagt Schopper mit Blick auf die Schulschließungen während der Pandemie. „Dass Schulen in der Pandemie so lange geschlossen waren, das war in der Rückschau ein Fehler“, so die Kultusministerin selbstkritisch. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen die Politik nun ergreift, um das Vertrauen der Jugendlichen zurückzugewinnen.
VIDEO: „Es war ein schlechtes Jahr für Jugendliche“ – Jugend-Experte schlägt Alarm:
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