Bahn-Chaos in Stuttgart droht: Nopper erbost über wochenlange Sperrungen
Über das Jahr verteilt sperrt die Bahn immer wieder wichtige Bahnverbindungen in der Region. Grund ist der Einbau neuer Sicherungstechnik. Schon Ende April geht es los. Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper bezeichnet die Pläne der Bahn als ein "Riesenärgernis".
Pendlern droht Bahn-Chaos
Schlechte Nachrichten für Pendler: Wegen verschiedener Baumaßnahmen müssen Fahrgäste der S-Bahn in diesem Jahr immer wieder mit massiven Beeinträchtigungen rechnen. Die Bahn nimmt Bauarbeiten für das neue europäische Zugsicherungssystem ETCS vor, das zukünftig für einen stabileren Bahnverkehr sorgen soll. Während dessen Einbau sorgt es aber zunächst einmal für enormes Chaos. Betroffen sind davon wichtige Bahnstrecken rund um Stuttgart, die über Wochen teilweise oder komplett gesperrt werden. „Wir haben bis zuletzt mit Hochdruck alles versucht, um diese erheblichen Sperrungen vermeiden zu können“, sagt Olaf Drescher, der bei der Bahn für die Realisierung des „Digitalen Knotens Stuttgart“ verantwortlich ist. Am Ende seien die gravierenden Eingriffe aber leider unabwendbar.
Sperrungen beginnen im April
Ab dem 21. April wird im Bereich zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen 14 Wochen lang in unterschiedlichen Phasen gearbeitet. Bis zum 29. Juli sollen dort rund 1200 Kilometer Kabel verlegt und über 70 Kabelquerungen unter Gleisen und in Bahnhöfen gebaut werden. Daran schließt sich unmittelbar die bereits angekündigte Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke während der Sommerferien an, die bis 8. September andauert. Im November und Dezember wird dann an den Strecken zwischen Rohr, dem Flughafen und Filderstadt, sowie zwischen Vaihingen und Böblingen gearbeitet.
Nopper erbost
Als ein „Riesenärgernis“ bezeichnet Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper die angekündigten Sperrungen der Bahn. „Das ist eine ganz bittere Pille für uns alle, gerade auch für die Pendler und Bahnnutzer. Wir erwarten, dass die DB die Baumaßnahmen zügig umsetzt und damit die Beeinträchtigungen auf das geringstmögliche Maß reduziert“, so Nopper. Das Stadtoberhaupt fordert von der Bahn außerdem einen „jederzeit funktionierenden und guten Ersatzverkehr“.
Auch Regionalverkehr betroffen
Welche Einschränkungen konkret auf die Fahrgäste zukommen, ist noch nicht bekannt. An Fahrplankonzepten werde aber „derzeit mit Hochdruck gearbeitet“ gearbeitet. Absehbar ist aber bereits, dass nicht nur die S-Bahn, sondern auch Züge des Regional- und Fernverkehrs bis hin zum Güterverkehr betroffen sein werden. Die Bahn selbst spricht von „größeren Behinderungen“, die in einem ersten Schritt die Strecken nach Ulm, Tübingen sowie die Remsbahn und die Murrbahn betreffen werden.
Der Digitale Knoten Stuttgart
Im Pilotprojekt „Digitaler Knoten Stuttgart“ werden sämtliche Strecken des Projekts Stuttgart 21 sowie große Teile des S-Bahn-Netzes der Region Stuttgart mit ETCS (European Train Control System), digitalen Stellwerken und automatisiertem Zugbetrieb ausgestattet. Mit der Digitalisierung des Schienennetzes soll deutschlandweit die Kapazität um mindestens 20 Prozent gesteigert und die Qualität verbessert werden. Wegen der Beeinträchtigungen bittet Olaf Drescher die Fahrgäste vorsorglich schon mal um Verzeihung.
Foto: STUGGI.TV