Die Stadt verzeichnet im Jahr 2022 einen historischen Rückgang bei Immobilienkäufen. Das teilte die Stadt Ende Februar mit. Die Preise für Häuser, Wohnungen und Grundstücke bleiben hoch, auch wenn sie im Verlauf der zweiten Jahreshälfte etwas gesunken sind.
Historischer Tiefstand
Wer heutzutage in Stuttgart eine Wohnung oder ein Haus kaufen will, überlegt es sich gut – und entscheidet sich im Zweifel dagegen. So war es zumindest im vergangenen Jahr. Die Stadt verzeichnete 2022 einen massiven Rückgang bei den Immobilienverkäufen. „Die Anzahl der Immobilienverkäufe in Stuttgart liegt mit rund 4.700 im Jahr 2022 auf einem historischen Tiefstand und ist im Vergleich zum Vorjahr um rund neun Prozent gesunken“, sagt Günter Siebers, der Vorsitzende des Gutachterausschusses für die Ermittlung von Grundstückswerten in Stuttgart. Seit Beginn der digitalen Erfassung der Kaufverträge im Jahr 1985 sei 2022 die bislang niedrigste Anzahl an Transaktionen registriert worden. „Im Vergleich zum umsatzstarken Vorjahr ist der Geldumsatz mit 3,45 Milliarden Euro um knapp 26 Prozent gesunken“, so Siebers.
Kein Einzelkaufpreis im dreistelligen Millionenbereich
Besonders bei den sehr hohen Kaufpreisen sind die Zahlen deutlich gesunken. Die Stadt konnte keinen Einzelkaufpreis im dreistelligen Millionenbereich verzeichnen. „Die zehn höchsten Kaufpreise hatten 2021 ein Gesamtvolumen von 1,25 Milliarden Euro erreicht. 2022 wurde lediglich eine Summe von rund 470 Millionen Euro erzielt.“, teilt Siebers mit. Bei den Preisen lasse sich insbesondere bei den Teilmärkten Bauland, bebaute Wohngrundstücke und Eigentumswohnungen ein leichter Rückgang oder eine Stagnation beobachten. In der zweiten Jahreshälfte sanken die Aktivitäten um 15 Prozent.
Immobilienpreise in Stuttgart sinken
Die Immobilienpreise in Stuttgart sind im Verlauf des Jahres gesunken. Für ein Einfamilienhaus wurden im 1. Halbjahr 2022 durchschnittlich circa 1,11 Millionen Euro und im 2. Halbjahr rund 1,09 Millionen Euro bezahlt. Reihenhäuser wurden im 1. Halbjahr 2022 für durchschnittlich rund 717.000 Euro und im 2. Halbjahr für circa 684.000 Euro verkauft. Doch auch beim Kauf von Wohnungen und Häusern waren die Menschen in Stuttgart im letzten Jahr zögerlich. Besonders betrifft das Neubauwohnungen. Eigentumsüberschreibungen gingen im Vergleich zu 2021 mit 32 Prozent deutlich stärker zurück als Bestandswohnungen mit nur fünf Prozent.
Kosten pro Quadratmeter sind gestiegen
Das dürfte auch daran liegen, dass die Kosten pro Quadratmeter erneut gestiegen sind. Kostete eine Neubauwohnung 2021 im Schnitt 7.850 Euro pro Quadratmeter, waren es im Jahr 2022 rund 8.200 Euro. Im Schnitt am teuersten sind die neuen Eigentumswohnungen im Bereich Mitte (Innenstadtbezirke, Botnang, Kaltental) mit 8.760 Euro pro Quadratmeter. Auf Platz zwei liegt der Bereich Filder (Birkach, Degerloch, Heumaden, Möhringen, Plieningen, Riedenberg, Rohr, Sillenbuch, Vaihingen) mit 7.900 Euro pro Quadratmeter, gefolgt vom Bereich Nord (Feuerbach, Stammheim, Weilimdorf, Zuffenhausen, Zazenhausen) mit 7.900 Euro für den Quadratmeter. Schlusslicht ist der Bereich Neckar (Bad Cannstatt, Hedelfingen, Hofen, Mühlhausen, Münster, Obertürkheim, Rohracker, Uhlbach, Untertürkheim, Wangen) mit 7.190 Euro pro Quadratmeter. Ältere Wohnungen sind günstiger: Der Quadratmeter kostet in Mitte 5.380 Euro, im Bereich Filder 5.000 Euro, im Bereich Nord 4.530 und am Neckar 4.310 Euro.
Andere Großstädte noch teurer
So happig die Zahlen sind, im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten liegt Stuttgart im unteren Mittelfeld. Sowohl im Neubau als auch im Bestand werden in Frankfurt, Hamburg und München höhere Durchschnittspreise erzielt, in Köln dagegen niedrigere. In Berlin liegen die Durchschnittspreise für Bestandswohnungen auf dem gleichen Niveau, Neubauwohnungen sind in Stuttgart im Durchschnitt teurer als in der Hauptstadt. Noch sind die Preise einigermaßen stabil. Wie sich die Situation angesichts der politischen und wirtschaftlichen Umbrüche des vergangenen Jahres entwickelt, die wesentlich der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die hohe Inflation und steigende Zinsen geprägt haben, muss abgewartet werden.
VIDEO: Menschen aus Stuttgart sprechen über ihre hohen Mieten
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