Bio-Lebensmittel liegen eigentlich im Trend, trotzdem haben es kleinere Bioläden derzeit schwer. Aber wie passt das zusammen? Der Naturkost-Laden "Grünschnabel" in Stuttgart-Vaihingen feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum. Doch Corona, Energiekrise und Personalmangel machen den Betreibern zu schaffen. Wir waren vor Ort und haben über die Herausforderungen, treue Kunden und Nachhaltigkeit gesprochen.
Bioläden in der Krise
Die Biobranche boomt. Eigentlich. In der Corona-Zeit und den Lockdowns haben viele genauer darauf geachtet, was sie essen. Profitiert haben: Bio-Produkte. Doch das hat sich inzwischen wieder verändert. Zwei Dinge machen Besitzern von Bioläden besonders zu schaffen. Die Umsätze gehen zurück, weil viele Kunden statt zu Markenprodukten eher zu günstigeren Hausmarken griffen. Parallel dazu sind die Energiekosten enorm gestiegen. Außerdem belasteten steigende Miet- und Getreidepreise die kleinen Läden mehr als die großen. Und auch der Fachkräftemangel macht den Kleinen zu schaffen. Das bringt kleinere Läden in Schwierigkeiten. Im schlimmsten Fall sogar in derart große, dass sie schließen müssen.
Große Ketten erobern den Bio-Markt
Und noch etwas kommt hinzu: Auch die großen Lebensmittelketten haben ihr Bio-Lebensmittel-Angebot deutlich aufgestockt. Eier, Milch und Fleisch in Bio-Qualität gibt es längst auch bei Rewe, Edeka, Aldi und Co. Während Discounter ihr Bio-Sortiment ausbauen, darben Naturkost- oder Hofläden. Dass zurzeit auch immer mehr Unverpackt-Läden schließen müssen, passt ins Bild. In der Krise wird offenbar vor allem bei den Nahrungsmitteln gespart. Selbst Menschen, die sich früher den Gang in den Bioladen geleistet haben, schwenken um und kaufen bei den großen Ketten. Es ist zwar einerseits begrüßenswert, wenn Bio-Produkte in den Supermarktregalen Normalität sind. Andererseits ist der Preis dafür hoch, wenn dies auf Kosten der Naturkostläden und Direktverkäufer geht.
„Grünschnabel“ in Vaihingen wird 40 Jahre alt
Der Naturkost-Laden „Grünschnabel“ in Stuttgart-Vaihingen feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum. 1983 wurde der Grünschnabel als einer der Pioniere der Stuttgarter Bioläden gegründet. Gründungsimpuls und Motivation war es, zur Verbreitung ökologisch erzeugter Produkte beizutragen und die damals noch verhältnismäßig kleine Gruppe von „Bio-Verbrauchern“ mit biologischen Lebensmitteln zu versorgen. 40 Jahre später sind nachhaltige und biologische Lebensmittel zwar voll im Trend, dennosch hat sich vieles verändert. Die Folgen der Pandemie, die Energiekrise und Personalmangel machen auch den Grünschnabel-Betreibern zu schaffen.
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