„Nicht mit uns“: Was hinter dem Motto der „Stuttgart Pride“ steckt
Seit Ende der siebziger Jahre setzt sich der Verein des Christopher Street Day (CSD) mit seiner Parade und seinen Kulturwochen für die Rechte der LGBTQI+-Community in Stuttgart ein. Was steckt hinter dem diesjährigen Motto der "Stuttgart Pride"?
Von Gottesdiensten bis zu Partys
Wie auch in den vergangenen Jahren, gehen der großen“Pride“-Parade am 29. Juli in der Stuttgarter Innenstadt politische und gesellschaftliche Diskussionen voraus. Im Rahmen der Kulturwochen des Christopher Street Day (CSD) werden neben Demonstrationen auch andere Aktionen wie Filmvorführungen, Informations- und Themenabende, Benefizveranstaltungen, Ausstellungen und Lesungen geplant. Das Programm ist dabei ebenso bunt: Vom Gottesdienst bis zur Party ist alles dabei. Die Veranstalter möchten, dass überall über die Rechte und Probleme der queeren Community gesprochen wird. Deshalb laden sie explizit auch nicht queere Menschen ein, an den Veranstaltungen teilzunehmen. Die Kulturwochen finden dieses Jahr vom 7. bis zum 30. Juli statt.
Motto gegen Queerfeindlichkeit: „Nicht mit uns“
Seit 1979 macht der Stuttgarter Verein auf Sichtbarkeit, Hasskriminalität und Queerfeindlichkeit aufmerksam. Dieses Jahr sei es besonders relevant, Menschen zu erreichen, die nicht Teil der Queer-Community sind. Unter dem Motto „Nicht mit uns! Gemeinsam sicher und stark! “ sollen Gewalttaten gegen homo- und transsexuelle Menschen thematisiert werden. Die Veranstalter der „Stuttgart Pride“ berichten trotz jahrelangem Aktivismus von steigender Queerfeindlichkeit: „2021 gab es laut Bundesinnenministerium 1.051 gemeldete politisch-motivierte Übergriffe gegen Mitglieder der LSBTTIQ*-Community“, heißt es auf der Website, „und nicht alle überleben diese Angriffe.“
Schilder-Protest für „Stuttgart Pride“
Um das Motto auch visuell umzusetzen, haben sich Mitglieder der „Stuttgart Pride“ eine besondere Aktion überlegt: Wie vor 50 Jahren in New York oder später auch in ganz Deutschland und Stuttgart haben sie Schilder in Form politischer Parolen gestaltet. Die ausdrucksstarken Schilder begleiten sie unter anderem auch auf der Demonstration am 29. Juli in der Innenstadt Stuttgarts. Diese ist gemeinsam mit der anschließenden politischen Kundgebung auf dem Schlossplatz traditionell der Höhepunkt der Kulturwochen der Regenbogen-Community. Mittlerweile wird die Parade von den Veranstaltern offiziell „Stuttgart Pride“ (dt. „Stolz“) genannt, um sich an das US-amerikanische Vorbild und die internationalere Sprache anzupassen. Die Bezeichnung „Christopher Street Day (CSD)“ war bisher lediglich in Europa ein häufig verwendeter Begriff.
Startschuss am Stuttgarter Rathaus
Die dreiwöchigen Kulturwochen starten am 7. Juli mit dem traditionellen CSD-Empfang um 18 Uhr am Stuttgarter Rathaus. Neben Redebeiträgen der Vereinsvorstände wird auch die diesjährige Schirmfrau Saskia Esken (SPD) eine Rede halten. „Die Sicherheit und den Schutz der queeren Community müssen wir zu unserem zentralen Anliegen machen. Denn ich will, dass alle Menschen in unserem Land ihr Leben, ihr Begehren, ihre Liebe sichtbar und sicher und frei leben können “, sagte die SPD-Bundesvorsitzende Anfang 2023. Zu den Rednern im Rathaus gesellt sich auch Oberbürgermeister Frank Nopper mit einem Grußwort.
Programmpunkte der „Pride“-Saison 2023
Darüber hinaus sind viele weitere Aktionen für die Sichtbarkeit von queeren Menschen geplant. Zum Beispiel findet im Anschluss an Parade und Kundgebung am Samstag, 29. Juli und Sonntag, 30. Juli die CSD-Hocketse auf dem Markt- und Schillerplatz statt. Geboten werden eine Kultur-Bühne und eine Open-Air-Disco. Zusätzlich entsteht in der Kirch- und Stiftstrasse wieder eine CSD-Infomeile mit Informationen und Angeboten aus der queeren Community für alle Interessierten.
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Foto: IG CSD Stuttgart e.V.