#Geschichtenebenan: Stuttgarts traurigste Geschichte auf Instagram
Verfolgung, Terror und Mord waren noch vor 80 Jahren unter dem NS-Regime in Stuttgart vorherrschend. Heute ist davon kaum noch etwas übrig. Schüler eines Stuttgarter Gymnasiums haben sich nun auf Spurensuche begeben. Ihre Ergebnisse haben sie auf Instagram festgehalten.
Geschichte auf Instagram
Das Instagram-Projekt “Geschichte nebenan” soll die NS-Geschichte sichtbar machen. Jugendliche begeben sich dafür in ihrer Heimatstadt auf Spurensuche. In diesem Jahr setzte die Kursstufe des Wirtemberg-Gymnasiums aus Untertürkheim das Projekt zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg um. Die Schüler fotografierten bedeutsame Orte und erstellten Texte dazu. Die Ergebnisse wurden im Anschluss auf dem Instagram Kanal “Geschichte nebenan“ veröffentlicht. „Uns ist es sehr wichtig, dass Jugendliche in Erinnern mit einbezogen werden und auch die Orte, wo Jugendliche sind, die eben auf Social Media sind“, sagt Pia Preu, Leiterin von Lernort Geschichte, die das Projekt mit begleitet hat. Den Auftakt machte ein Gymnasium aus Tübingen. Das Instagram-Projekt lehnt sich an die Fotoausstellung “Nebenan” an. Diese Ausstellung zeigt die Nachbarschaft zum Konzentrationslager Auschwitz.
VIDEO: Pia Preu über die Verknüpfung von Instagram mit der Erinnerungskultur für Jugendliche
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Zweiter Weltkrieg wird aufgearbeitet
Die Verfolgung und Deportation der Juden während des Zweiten Weltkriegs fand im gesamten Deutschen Reich, also auch in Stuttgart, statt. Vor 80 Jahren sollten knapp 1.100 Juden vom Stuttgarter Nordbahnhof ins Konzentrationslager Theresienstadt gebracht werden. Tage zuvor wurden sie in einem Lager auf dem Killesberg gesammelt. Dort mussten sie sich einer Leibesvisitation unterziehen und die Nationalsozialisten beschlagnahmten all ihre persönlichen Gegenstände. 20 Menschen starben dort. Am frühen Morgen des 20.08.1942 wurden die Häftlinge vom Killesberg bis zum Nordbahnhof getrieben, dort fuhr der Zug nach Theresienstadt ab. Die Reise dauerte insgesamt zwei Tage. Letztlich überlebten von den 1.078 deportierten Juden nur 48. Insgesamt fanden vom Stuttgarter Nordbahnhof auf diese Weise neun Deportationen in andere Konzentrationslager statt. Über die Besichtigungen der einzelnen Orte mit den Jugendlichen erzählt Preu: „Es ist natürlich immer so, dass Jugendliche die Killesberghöhe oder den Killesbergpark kennen und sich erstmal gar nicht vorstellen können, dass der Ort irgendwie mit einem grausamen Kapitel der Geschichte zu tun hat“.
Erinnerungen an verschiedenen Orten
Heute erinnert an die schrecklichen Taten von damals eine Gedenkstätte am Nordbahnhof, wo Teile der Gleise, von denen die Deportierten verschleppt wurden, noch erhalten sind. Dazu wurden die Namen der Menschen auf einer langen Betonwand verewigt. Ebenfalls findet sich ein Gedenkstein auf dem Killesberg. Ein weiterer Erinnerungsort ist im Hotel Silber. Dort war von 1937 bis 1945 das Hauptquartier der Gestapo für Württemberg und Hohenzollern. Dort wurden politische Gegner ohne rechtliche Grundlage inhaftiert, misshandelt und gefoltert. Eine Ausstellung erinnert an die Geschichte des Hotel Silber im Dritten Reich.
Fotos: STUGGI.TV