Verkehrsunfälle: Erstmals starben mehr Radler als Motorradfahrer
Im Vergleich zum Vorjahr sind 2022 mehr Radfahrer als Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Das sei unter anderem damit zu begründen, dass viele Fahrradfahrer keinen Helm während der Fahrt tragen. Um die Sicherheit im Straßenverkehr zu fördern, werden Präventionsangebote auch an Kinder und Jugendliche gerichtet.
Mobilitätsverhalten verändert sich
„Die Unfallbilanz für das Jahr 2022 zeigt: Das Mobilitätsverhalten der Menschen ändert sich und damit auch die Gefahren im Straßenverkehr“, sagt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Wir richten unsere Arbeit für mehr Verkehrssicherheit daran aus und werden mit den Präventionsmaßnahmen der Landesregierung auch stärker für veränderte Gefahren sensibilisieren“, so Kretschmann weiter. Laut dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Thomas Strobl wird der Straßenverkehr immer sicherer. Im Vergleich zum Jahr 2019 gebe es zehn Prozent weniger Verunglückte und 20 Prozent weniger Tote.
Die meisten Unfälle wegen zu hoher Geschwindigkeit
„Es ist gut, dass die Zahl der Verunglückten und Toten im Straßenverkehr gegenüber 2019 zurückgegangen ist“, sagt Verkehrsminister Winfried Hermann. Jedoch gelte nach wie vor, dass jeder Getötete und Schwerverletzte einer zu viel sei. Die meisten Menschen sterben bei Verkehrsunfällen im oder durch ein Auto. Die meisten dieser Autounfälle seien durch eine zu hohe Geschwindigkeit verursacht worden. „Hier sind Reformen im Straßenverkehrsrecht auf Bundesebene dringend erforderlich“, betont Hermann. Die Überlebenschancen seien bei Unfällen mit Tempo 30 viel höher.
Mehr Fahrradfahrer sterben
In Baden-Württemberg sind im Vergleich zum Vorjahr fünf Motorradfahrer weniger gestorben. „Diese positive Entwicklung haben wir vor allem der konsequenten Umsetzung unseres 5-Punkte-Plans zu verdanken“, sagt Strobl. Der 5-Punkte-Plan beinhaltet eine Überwachungsoffensive, eine verstärkte Prävention, kostenlose Technikchecks, eine offensive Öffentlichkeitsarbeit sowie die Entschärfung gefährlicher Strecken. Die steigende Zahl der Unfälle mit Fahrrädern sei jedoch besorgniserregend, heißt es von Verkehrsminister Hermann. Im letzten Jahr sind zum ersten Mal mehr Radfahrende als Motorradfahrende auf den Straßen von Baden-Württemberg verstorben. Etwa zwei Drittel der tödlich Verunglückten seien mit einem Pedelec unterwegs gewesen, 45 trugen keinen Fahrradhelm. „Der Fahrradhelm kann Leben retten“, betont deshalb der Verkehrsminister.
Land will in Fahrradinfrastruktur investieren
Um die Sicherheit zu erhöhen, würden Land und Kommunen viel Geld in eine sichere Fahrradinfrastruktur investieren. Dazu gehören laut Hermann auch mehr separate und gut ausgebaute Fahrradwege sowie Radschutzstreifen. Außerdem müssten auch bestimmte Standards eingehalten werden, wie zum Beispiel keine zu engen Kurven und eine gute Sichtbarkeit. Weil immer mehr Menschen ein E-Bike benutzen, soll damit einhergehend ein breites Pedelec-Sicherheitstraining zusammen mit den Fahrradverbänden angeboten werden. „Wir haben mit rund 800.00 Euro die Trainings in ganz Baden-Württemberg gefördert“, so der Verkehrsminister.
Das sind die Hauptunfallursachen
Eine überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit ist die häufigste Ursache für tödliche Verkehrsunfälle. Insgesamt 112 Menschen sind deshalb im vergangenen Jahr gestorben. Von 5.300 Alkohol- und Drogenunfällen starben im letzten Jahr 29 Menschen. Außerdem ist jeder achte tödliche Verkehrsunfall auf Ablenkung zurückzuführen. „Schon die kleinste Unachtsamkeit, der kurze Blick von nur drei Sekunden auf das Smartphone, verursacht bei einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde einen Blindflug von fast 42 Metern“, betont Strobl.
Präventionsarbeit fängt in der Grundschule an
Im Jahr 2022 wurden fast 13.000 Präventionsveranstaltungen angeboten und damit rund 242.000 Menschen erreicht. Der Radverkehr sei ein wesentlicher Bestanteil des Mobilitätswandels und deshalb müsse das Radfahren so sicher wie möglich gemacht werden, heißt es von Strobl und Hermann. Die Präventionsarbeit setze dabei bereits bei den Kleinsten in der Grundschule an. Unter dem Dach des Landesprogramms „Movers – Aktiv zur Schule“ laufen außerdem seit vergangenem Jahr die Aktivitäten für eine eigenständige und sichere Mobilität von Kindern und Jugendlichen.
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