Wer eine nachhaltige Einstellung hat, handelt nicht automatisch ressourcenschonend. Das haben Studierende der Universität Hohenheim in einem Forschungsprojekt herausgefunden. Das Ergebnis zeigt, dass vor allem unaufwändige Maßnahmen umgesetzt werden, um die Umwelt zu schützen.
Suffizienz ist gefragt
Dass in Sachen Umweltschutz einige wichtige Veränderungen anstehen, ist den meisten klar. Doch inwieweit sind die Menschen tatsächlich bereit dazu, ihr eigenes Verhalten im Alltag anzupassen? Das haben Studenten des Studiengangs „Sustainability & Change“ an der Universität Hohenheim untersucht. Ein wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist die Suffizienz, denn „Suffizienz bedeutet, das eigene Handeln bewusst danach auszurichten, nicht mehr Ressourcen als nötig zu verbrauchen, ohne dabei Lebensqualität einzubüßen“, erklärt Laura Henn, Juniorprofessorin für nachhaltiges Handeln. Menschen, die suffizient leben, kaufen beispielsweise bewusster ein, verbrauchen weniger Energie, fliegen weniger oder verzichten auf Fleisch und halten somit ihren ökologischen Fußabdruck möglichst gering.
Wenig Aufwand kommt gut an
Die Forschungsergebnisse der Studierenden zeigen, dass je höher die Suffizienzeinstellung einer Person ist, desto höher ist in den meisten Fällen auch die Motivation, das eigene Verhalten anzupassen. Die Bereitschaft für Foodsharing steigt, es wird öfter in Unverpacktläden eingekauft, die Einkäufe werden im Voraus geplant und Onlineshopping wird vermieden. Gleichzeitig fehlt jedoch bei vielen Personen häufig diese Motivation. Der Grund: Der Aufwand ist meistens zu hoch. Während Lebensmittel schnell weggeschmissen sind, beansprucht es zum Beispiel deutlich mehr Zeit, sich beim Foodsharing zu engagieren. Wie leicht oder schwer es Menschen also fällt, ihr Verhalten zu verändern, hängt vor allem von dem Aufwand ab, den sie dafür betreiben müssen.
Partys stechen Nachhaltigkeit
Im Alltag ist zumindest ein Bruchteil motiviert genug für Veränderungen. Anders sieht es auf Partys aus, denn hier scheinen alle Einstellungen über Bord geworfen zu werden. So fanden die Studierenden heraus, dass auf Festen kaum darauf geachtet wird, ob wiederverwendbare Becher oder Einweg-Becher genutzt werden. Zumindest konnte statistisch nicht festgestellt werden, dass alle umweltbewussten Personen auch auf die Wahl ihrer Becher achten. „Partys sind kein klassisches Nachhaltigkeitsthema. Hier stehen die Geselligkeit und der Spaß im Vordergrund“, sagt Studentin Marie Fankhänel.
Ergebnis lässt sich sehen
Die Ergebnisse der Studierenden sind zwar nicht repräsentativ, jedoch ähneln sie laut Henn einigen wissenschaftlichen Befunden. Sie erklärt, dass ein suffizienzorientierter Lebensstil von zwei Faktoren abhängt: Einerseits davon, wie stark man von einem solchen Lebensstil überzeugt ist, und andererseits davon, welche Hindernisse sich für das entsprechende Verhalten ergeben. Außerdem ergänzt die Wissenschaftlerin: „Wenn die Infrastruktur und die Politik ein suffizientes Verhalten unterstützen, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass Menschen dies auch tun.“
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