Am Montagabend wurden zum zwanzigsten Mal die Jüdischen Kulturwochen in Stuttgart mit einer Veranstaltung im Rathaus eröffnet. Zahlreiche Stuttgarterinnen und Stuttgarter, Mitglieder der jüdischen Gemeinde und politische Würdenträger aus Stadt und Landespolitik betonten wiederholt die Wichtigkeit der Kulturwochen, gerade unter dem Eindruck der Ereignisse der vergangenen Wochen.
Eröffnungsveranstaltung im Rathaus
Wie viele Veranstaltungen rund um jüdisches Leben fand auch die Eröffnung der Jüdischen Kulturwochen in Stuttgart mit den notwendigen Sicherheitsmaßnahmen statt. Neben Vertreterinnen und Vertretern der jüdischen Gemeinde in Stuttgart waren unter anderem auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Danyal Bayaz, Finanzminister von Baden-Württemberg bei der Eröffnungsveranstaltung als Redner vor Ort. Zu Beginn gab es einer Schweigeminute für die Opfer des Terrorangriffs vom 7. Oktober. Im Anschluss betonten alle Redner immer wieder ihre Solidarität mit Israel und die Notwendigkeit der Jüdischen Kulturwochen in Stuttgart, gerade unter dem Eindruck der vergangenen Wochen. „Wir alle und auch die deutschen Behörden haben nicht damit gerechnet, wie groß der Hass auf die Juden auch in Deutschland ist“, so Zentralratspräsident Schuster in seiner Rede. „Der psychische Druck, der auf vielen jüdischen Menschen in Deutschland lastet, ist unübersehbar“, so Schuster weiter.
Kritik am Kulturbetrieb
Während der Veranstaltung wurde immer wieder eine fehlende Distanzierung, besonders von Kulturschaffenden kritisiert. „Es ist inakzeptabel, dass der Kulturbetrieb und Kulturschaffende sich nicht ausreichend distanzieren“, so die Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, Isabel Fezer. Auch Finanzminister Bayaz äußerte in seiner Rede sein Unverständnis darüber, „wie schwer sich manche bei uns in der Gesellschaft tun, Menschlichkeit und Empathie zu zeigen und innezuhalten, anstatt erstmal mit einem Ja aber um die Ecke zu kommen.“ Außerdem kritisierte der Finanzminister die muslimischen Verbände. „Wir haben erlebt, wie muslimische Verbände daran gescheitert sind, Terror zu verurteilen“, so Bayaz.
Schuster: „Brauchen unsere nicht-jüdischen Freunde mehr denn je“
Die Bedeutung der jüdischen Kulturwochen wurde auf der Veranstaltung ebenfalls von allen Rednerinnen betont.„Es ist doch ein Geschenk, jüdische Gemeinden als Teil unserer Heimat zu haben und gerade jetzt ist es wichtig, jüdisches Leben sichtbar zu machen“, so Bayaz. Auch Zentralratspräsident Schuster richtete einen Appell an die deutsche Gesellschaft. „Wir brauchen unsere nicht-jüdischen Freunde mehr denn je,“ so Schuster. „Ich hoffe, dass viele Menschen in Stuttgart das vielfältige Angebot (der Kulturwochen) nutzen. Und vielleicht ergeben sich auch neue Freundschaften“, so Schuster.
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Foto: STUGGI.TV