Seitdem in Europa wieder Krieg herrscht, ist Sicherheit plötzlich nicht mehr selbstverständlich. Dadurch sind Schutzräume wieder mehr in den Fokus geraten. In Stuttgart existieren noch mehrere gut erhaltene Bunker, durch die der Verein Schutzbauten Stuttgart e.V. Führungen anbietet. Darunter auch ein Tiefbunker in Stuttgart-Feuerbach. Könnte dieser wieder für den zivilen Schutz genutzt werden?
Schutzbauten umgenutzt
Öffentliche Schutzräume bieten keinen Schutz vor aktuellen Gefährdungen wie dem Klimawandel, Naturkatastrophen und Terrorismus. Aus diesem Grund beschloss der Bund vor 17 Jahren, das bis dahin geltende Schutzraumkonzept aufzuheben und Bunker zurückzufahren. Angesichts der aktuellen Lage erreichen den Vereinsvorsitzenden der Schutzbauten Stuttgart Rolf Zielfleisch nun Anfragen von Menschen, die sich einen Platz in einem Bunker reservieren wollen. Doch die Schutzbauten können laut Zielfleisch nicht für den zivilen Schutz reaktiviert werden. Die Bunker werden heute zum Beispiel für Führungen und Ausstellungen genutzt. Der Verein Schutzbauten Stuttgart will den Besuchern die Geschichte der jeweiligen Zeit bildlich näher bringen und zeigen, an welchem Ort die Menschen Schutz gesucht haben, während ihre Heimat bombardiert wurde.
Schutz vor Atomwaffen
Der Tiefbunker in Feuerbach stammt aus dem Zweiten Weltkrieg und hatte eine Kapazität für 2.000 Personen, die für die Dauer eines Angriffs darin Schutz gesucht haben. Nicht lange danach begann der Kalte Krieg. Zu dieser Zeit wurde der Tiefbunker in Feuerbach umgebaut, um auch vor einem nuklearen Angriff schützen zu können. Denn schon zu Beginn des Kalten Kriegs wurden die Befürchtungen eines Atomangriffs laut. Im Zuge dieses Umbaus wurde noch eine Küche in den Bunker eingebaut, ein Brunnen gebohrt und die Technik sowie das Inventar wurde aktualisiert. Der Bunker wurde also so umgebaut, dass sich Menschen im Notfall auch für eine längere Zeit dort aufhalten könnten. Heute ist der Tiefbunker in Feuerbach das einzige Bauwerk in Stuttgart, bei dem die Einrichtung aus der Zeit des Kalten Krieges noch existiert.
Neue Ausstellung geplant
Der Verein setzt sich für den Erhalt der Schutzbauten in Stuttgart ein und bietet Führungen durch die Bunker an. Diese sind durch Ausstellungen ergänzt, die den Menschen einen besseren Einblick geben sollen. „Ein leeres Bauwerk alleine ist ein bisschen fade. Wir versuchen immer, die Besonderheiten der Zeit darin auszustellen“, sagt Rolf Zielfleisch. Der Verein plant aktuell eine weitere Ausstellung im Tiefbunker, in der sie noch tiefer in die Geschichte und die Bedeutung des Kalten Kriegs eintauchen wollen. Denn viele wissen heutzutage gar nicht mehr, was der Kalte Krieg eigentlich bedeutet hat, so Zielfleisch.
Foto: STUGGI.TV