Das Bauhäusle in Stuttgart-Vaihingen ist das erste nachhaltig gebaute Studierendenwohnheim in Deutschland. Unter dem Motto "Lernen durch selberbauen" gilt es als Vorzeigeprojekt des partizipativen Bauens in der Architektur. Geplant und gebaut wurde es bereits in den 80er Jahren von rund 200 Studierenden der Universität Stuttgart. Wir haben den Bewohnenden einen Besuch abgestattet.
Leben im Bauhäusle
Das Bauhäusle ist ein Beispiel für selbstorganisiertes, alternatives Wohnen in der Gemeinschaft. Das Wohnheim wurde zwischen 1981 bis 1983 von mehr als 200 Studierenden unter der Aufsicht der Architekten und Lehrenden der Universität Stuttgart Peter Sulzer und Peter Hübner gebaut. Das Besondere am Bauhäusle: die Architektur. „Das Bauhäusle ist architektonisch besonderes, da es ein Kind der damals baukonstruktiven Lehrer der Universität Stuttgart ist. Sie haben damals das Konzept „Lernen durch Selberbauen“ verfolgt. Das bedeutet, dass man die Architektur am besten lernt, indem selbst anpackt wird“, erklärt Bewohner Jonathan. Man merke, dass das Bauhäusle nach den Vorlieben und Interessen der Studierenden gebaut wurde. Aber auch auf menschlicher Ebene scheint das Bauhäusle besonders: „Wir sind 30 Menschen in dieser WG, was super viele unterschiedliche Strömungen hier reinbringt, die das Bauhäusle unglaublich bunt machen“, so Jonathan. Wie jede typische WG organisiert auch das Bauhäusle jährlich immer eine Sommerparty, Winterparty sowie Halloween Party, die jedoch vor allem intern gedacht sind. Alle anderen Traditionen ändern sich laut Bewohnerin Silja immer wieder, da schließlich auch immer wieder neue Studierende ein- und ausziehen.
Instandhaltung des Bauhäusles
Da das Bauhäusle damals von Erstsemestern gebaut wurde, gibt es hin und wieder kleine Baufehler. „Manchmal ist etwas undicht oder hält nicht so, wie man es sich gedacht hat“, sagt Silja. Mittlerweile ist das Haus 30 Jahre älter, als es ursprünglich ausgelegt wurde. „Gewisse Bauprojekte sind dann wirklich notwendig“, ergänzt die Bewohnerin. Die Werkstatt ist somit einer der wichtigsten Bereiche des Bauhäusles. Zahlreiche Werkzeuge und Materialen stellt das Studierendenwerk, da dieses ebenfalls Interesse an der Instandhaltung des Wohnheims hat. „Durch die Werkstatt bekommen wir die Möglichkeit, das Haus in dem Umfang im Schuss zu halten, wie wir es müssen“, sagt Jonathan. Aktuell arbeiten die Studierenden daran, einen zuletzt gebauten Pavilion in einen Nutzungsraum umzuwandeln. Dieser könnte beispielsweise als Working-Space genutzt werden. Auch hygienetechnisch machen sich die Bewohnenden Gedanken: „Damit so eine große WG funktioniert, muss jeder auf sich selbst achten. Schmutziges Geschirr rumstehen lassen, geht einfach bei einer WG von der Größe nicht. Außerdem haben wir Mülldienste, damit das Zusammenleben erträglicher wird“, erklärt Jonathan.
Einzug
Wer Mitglied im Bauhäusle werden möchte, kann sich über das Studierendenwerk Stuttgart bewerben. Die 30 verfügbaren Plätze sind begehrt und man sollte von einer längeren Wartezeit als in üblichen Studierendenwohnheimen ausgehen. Anders als in der Anfangsphase des Bauhäusles, ist es mittlerweile nicht mehr notwendig, Architektur zu studieren. Prinzipiell kann jeder einziehen, der an einer der Hochschulen studiert, die vom Studierendenwerk betreut werden. Außerdem führen die Bewohnenden des Bauhäusles WG-Castings durch: „Wir sind hier eine relativ enge Gemeinschaft. Deshalb legen wir viel wert darauf, dass die Person, die sich bewirbt, auch reinpasst. Der Stil hier zu wohnen ist nichts für jedermann“, so Jonathan. Zudem werde ein wenig erwartet, dass man Spaß am Bauen hat und sich an den regelmäßigen Bauprojekten rege beteiligt. „Das Lernen durch selberbauen ist hier immernoch Programm – gefordert und gewollt“, ergänzt Jonathan.
Hier findet ihr das Bauhäusle:
Foto: STUGGI.TV