Grundsteinlegung für Stuttgart 21-Bahnhof: Grube nennt S21 „unumkehrbar“
Sechs Jahre nach dem Baubeginn feierte die Bahn einen Meilenstein für das umstrittene Bahnprojekt. Bahnchef Rüdiger Grube hat heute den Grundstein für die unterirdische Station von Stuttgart 21 gelegt. Die symbolischen Feierlichkeiten wurden von Protesten der Stuttgart 21-Gegner begleitet.
VON HOMA KHEREDMAND
Mit einem symbolischen Akt legten Bahnvertreter auf dem ersten betonierten Abschnitt der Bodenplatte des Bahnhofs den Grundstein für das zentrale Bauwerk des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm. Dort soll nun eine riesige Betonplatte für den zwölf Meter tiefen Durchgangsbahnhof entstehen, die später als Basis für Gleise und Bahnsteige dienen soll. Eine im Grundstein eingelassene Zeitkapsel enthält ein ICE-Zugmodell, die tagesaktuellen Ausgaben der Stuttgarter Nachrichten, der Stuttgarter Zeitung und des Amtsblatts der Landeshauptstadt Stuttgart, einen Euro-Münzsatz und eine Urkunde über die Grundsteinlegung.
Bahnchef freut sich auf Stuttgart 21
„Ich habe sieben Jahre auf diesen Moment gewartet“, sagte Bahnchef Rüdiger Grube (siehe Foto oben) bei der Grundsteinlegung des Stuttgart 21-Bahnhofs. „Das ist ein deutliches Zeichen, dass das Projekt unumkehrbar ist“. Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm sei ein „großes Geschenk“ an die baden-württembergische Landeshauptstadt, so der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG in seiner Rede. Durch die Tieferlegung des Bahnhofs samt Gleisen, würden große Flächen an die Stuttgarter zurückgegeben werden und damit „100 Hektar Stadtentwicklungsfläche mitten im Zentrum“ frei.
Architekt kritisiert Abwesenheit von Grünen-Politikern
Die Grundsteinlegung von Stuttgart 21 fand ohne Ministerpräsident Kretschmann statt. Auch Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn hatte vorab abgesagt. Angeblich wegen terminlicher Verpflichtungen konnten die Grünen-Spitzenpolitiker nicht an der symbolischen Feier teilnehmen. Christoph Ingenhoven, der Architekt des umstrittenen Bahnprojekts, übte daher zuvor scharfe Kritik an den Grünen-Politikern. Die Grundsteinlegung sei ein wichtiger Schritt in einem staatlich subventionierten Großprojekt, das Zustimmung durch mehrmalige Mehrheitsentscheidung bekommen habe, sagte Ingenhoven.
Zustimmung vom zuständigen Stuttgarter Bürgermeister Föll
Anstelle der Grünen-Spitzenpolitiker nahmen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und der für Wirtschaft zuständige Stuttgarter Bürgermeister Michael Föll (siehe Foto oben) an der Grundsteinlegung teil. „Für Stuttgart ist die heutige Grundsteinlegung ein Tag der Freude. Der zukünftige Hauptbahnhof nimmt jetzt konkrete Gestalt an und eröffnet damit für Stuttgart und seine Region eine Entwicklungschance, die unter europäischen Wirtschaftsmetropolen einzigartig ist“, sagte Föll in seiner Rede.
Proteste reißen nicht ab
Anderer Meinung waren Gegner des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm, die lautstark an der Baugrube protestierten (siehe Foto oben). Die Grundsteinlegung, die unter Polizeischutz stand, zog rund 150 Stuttgart 21-Gegner mit Tröten, Trillerpfeifen und Schildern an. Die Grundsteinlegung bezeichneten sie dabei als „Grabsteinlegung“.
Der Protest gegen Stuttgart 21 ist zwar schwächer geworden, aber immer noch vorhanden. Noch immer finden in Stuttgart die sogenannten „Montagsdemos“ statt, an denen sich hunderte Menschen beteiligen. Die Gegner des Bahnprojekts sprechen sich für einen Umstieg aus, der aus ihrer Sicht deutlich günstiger sei als ein Weiterbau, indem der bestehende Kopfbahnhof erhalten und modernisiert werden soll.
Kosten des Bahnprojekts
Ende 2021 sollen erste Züge durch den neuen Tiefbahnhof rollen. Allerdings waren bei Kritikern Zweifel aufgekommen, ob der Termin zu halten sei und die Finanzierung von bis zu 6,5 Milliarden Euro reichen würde. Nach Angaben des Bundesrechnungshofs könnte das Bauvorhaben Gesamtkosten von bis zu zehn Milliarden Euro mit sich ziehen. Die Bahn wies diese Spekulationen zurück. Bahnchef Grube sagte hierzu, dass selbst bei Eintreten aller Risiken der Finanzierungsrahmen von 6,5 Milliarden Euro nicht überschritten würde. Seit 2009 waren die Kosten für das Projekt deutlich gestiegen.
Fotos: STUGGI.TV/Kheredmand