"Große Freiheit KIS": Kunst statt Klub auf der Kulturinsel Stuttgart
Bei vielen sitzt der Schmerz nach der Schließung des „Club Zollamt“ noch immer tief. Doch jetzt steht das Künstlercafé „Große Freiheit KIS“ der Kulturinsel Stuttgart in den Startlöchern und möchte in Zukunft einen Treffpunkt für Künstler und Kunstinteressierte bieten. Eines ist trotzdem sicher: Der „Club Zollamt“ bleibt Geschichte.
VON CAROLINE KLEINE-BESTEN UND LISA-MARIE GRIMMER
Mit dem Silvesterabend 2016 ging die Ära eines der bekanntesten Stuttgarter Clubs zu Ende. Im Club Zollamt wurde die Abschiedsparty gefeiert und viele Clubbesucher stellten sich die Frage: „Wie geht es jetzt weiter mit der Kulturinsel?“. Die Macher verrieten nun ihre Alternativpläne: Das Künstlercafé „Große Freiheit KIS“ soll die Antwort darauf liefern. Seit Anfang März bietet die Kulturinsel Stuttgart damit einen Treffpunkt für kreative Köpfe – und alle, die sich dafür halten – an.
Das Konzept des Künstlercafé „Großen Freiheit KIS“
In den ehemaligen Räumlichkeiten des „Club Zollamt“ findet seit dem 2. März jeden Sonntag, außer wenn eine Sonderveranstaltung geplant ist, von 14 bis 18 Uhr das sogenannte Künstlercafé „Große Freiheit KIS“ statt. Dabei darf und kann man bei Kaffee und Kuchen über die jeweiligen Kunstausstellungen fachsimpeln. Initiator des Künstlercafés ist der Cannstatter Künstler Oliver Sich. „Da ich das Areal der Kulturinsel mit den vielen Möglichkeiten schon kennenlernen durfte, dachte ich darüber nach, wie man sich gegenseitig helfen könnte“, sagt Sich. Die renovierten Räumen sollen sowohl etablierten als auch neuen Künstlern einen Raum zur Präsentation ihrer Werke bieten. Dabei ist das Konzept des Kulturcafés keinesfalls abgeschlossen. „Das Projekt soll möglichst dynamisch bleiben und sich mit der Zeit selbst weiterentwickeln“, sagt Joachim Petzold, der Geschäftsführer der Kulturinsel.
„Es war geil, aber es ist vorbei“
„Natürlich werden wir sicher einige Veranstaltungen haben, die auch Clubgänger interessieren, aber der Clubbetrieb ist Geschichte und die KIS sicher kein Ersatz“, sagt Petzold. Den Club, der selbst auch Unterstützer des Projekts ist, wird es also, wenn überhaupt, nur noch bei Einzelevents, in Absprache mit den Anwohnern, geben.
Bereit zum Wandel
Dennoch kann das Künstlercafé „Große Freiheit KIS“ mit wechselndem kulturellen Rahmenprogramm als Treffpunkt vor der Party dienen. In Zukunft ist zusätzlich zu dem sonntäglichen Termin auch ein Treffen am Donnerstag geplant. Die Räumlichkeiten wurden für das Café extra heller gestaltet. „Der Club wurde schon so genial umgestaltet, dass ich selbst ihn kaum wiedererkannt habe“, erklärt Geschäftsführer Petzold.
Kulturangebot bleibt groß
Neben dem Künstlercafé plant die Kulturinsel auch in diesem Jahr wieder viele verschiedene Aktionen. Ab dem Sommer sollen der Biergarten, das Open-Air-Kino, Wildkräuterführungen und Veranstaltungen mit Flüchtlingen für ein abwechslungsreiches Programm sorgen.
Die Zukunft hängt von den Interessenten ab
Die Entwicklung der Kulturinsel und des KIS-Künstlercafés hängt allerdings auch entscheidend von den Interessierten und deren Vorstellungen ab. „Es soll ja auch keine Zwangssituation entstehen, es heißt ja auch ‚Große Freiheit'“, sagt Initiator Sich. Für die Zukunft steht erstmal nur fest, dass das Projekt so lange wie möglich am Laufen gehalten werden soll. Wie lange das ist, weiß noch keiner. Dabei kommt es neben der Nachfrage vor allem auf die bauliche Entwicklung rund um das Areal an. Bis Ende 2018 ist der Verbleib der Kulturinsel aber erstmal gesichert.
Interesse auch von anderen Städten
„Wir wollen ein kultureller Treffpunkt für jedermann werden und jungen Kreativen und Verrückten eine Plattform geben, so lange es irgendwie vertretbar ist“, so der Kulturinsel-Chef Joachim Petzold. Die Alternativkultur habe viel zu wenig Raum in Stuttgart. Dennoch bleibe man weiterhin dran. „Wer weiß, wo die Kulturinsel Ableger bekommt, Interessenten gibt es bereits.“
Fotos: STUGGI.TV