Milliardenprojekt Oper Stuttgart: Bürgerforum stimmt für umstrittenen Umbau
2021 soll die Stuttgarter Oper im Herzen der Stadt für eine Milliarde Euro saniert werden. Die hohe Finanzierungssumme des Projekts sorgte in diesem Jahr für hitzige Debatten in der Stadt. Nun haben Stuttgarterinnen und Stuttgarter am Mittwoch (16.12.) ihr Online-Votum zur geplanten Opernsanierung an die Politik übergeben. Die Mehrheit stimmte für eine Sanierung des Littmann-Baus am Eckensee.
Online-Bürgerbeteiligung als Premiere für Stuttgart
2021 soll die Stuttgarter Oper im Herzen der Stadt für eine Milliarde Euro saniert werden. Die hohe Finanzierungssumme sorgte in diesem Jahr für hitzige Debatten in der Stadt. Die Debatten im Rahmen des Bürgerforums mussten aufgrund der Corona-Pandemie in einer Online-Version stattfinden. Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger zwischen 19 und 85 Jahren konnten ihre Haltungen einbringen und die einzelnen Themen gemeinsam mit Fachleuten aus der Kultur- und Veranstaltungsbranche in mehreren Schritten erarbeiten. Diese Form der Bürgerbeiteiligung ist eine Premiere für die Stadt Stuttgart. Erstmals sind alle wichtigen Inhalte zum Sanierungsprojekt online und öffentlich einsehbar. „Das hat es zu diesem Thema in dieser komprimierten Form noch nicht gegeben und ist daher ein echter Mehrwert, von dem alle profitieren können“, sagt Staatsrätin Gisela Erler am Mittwochnachmittag.
Das Ergebnis: So haben die Bürger abgestimmt
- Die Mehrheit der Teilnehmer hat sich für eine Sanierung des Littmann-Baus am Eckensee entschlossen.
- Damit hat sich auch eine Mehrheit gegen eine Spielstätte an der Königstraße 1-3 sowie einen Abriss des Königin-Katharina-Stifts entschieden.
- Im Rahmen der Sanierung soll eine Kreuzbühne in den Littmann-Bau eingebaut werden, die den Denkmalschutz des Gebäudes nicht verletzt.
- Das Ziel einer möglichst schlanken Kostenstruktur angesichts der Belastung der Haushalte durch die Corona-Pandemie.
- Die Zufallsbürger bemängeln, dass eine nachvollziehbare Gegenüberstellung von Stadt und Land nicht transparent zur Verfügung gestellt wurde.
- Ungefähr ein Drittel der Teilnehmenden befürchtet bei dieser Variante bautechnische Komplikationen, die eine Kostenschätzung für Stadt und Land erschweren.
- Über den Standort der Interimsoper waren sich die Bürger uneinig. Die Hälfte lehnte den Standort Wagenhallen ab. Stattdessen wurde die Prüfung des Paketpostamtes als mögliche Übergangs-Spielstätte vorgeschlagen.
- Die Oper soll zu einem offenen Haus der Begegnung werden, indem extra Räume zum kulturellen Austausch geschaffen werden (z.B. Lesungen, offene Probenbesuche, Schauspielkurse, Kartenverkauf).
- Auf einen Vorschlag für eine eventuelle dritte Spielstätte konnten sich die Teilnehmer nicht einigen.
Junge Besucher wünschen sich moderneres Auftreten und bessere Technik
Die Studentin Kim Kröner war eine der Expertinnen im Beteiligungsprozess zur Opernsanierung. Sie leitet den Preview Club in Stuttgart, der seinen rund 900 Mitgliedern den kostenlosen Besuch von Generalproben ermöglicht. „Eine Sanierung wird von der Mehrheit der Jugendlichen als notwendig erachtet“, sagt Kröner im Abschlussbericht des Bürgervotums. Vor allem das in die Jahre gekommene Foyer und der Zuschauerraum benötigten dringend eine Modernisierung. „Auch die Technik muss deutlich verbessert werden, um zukunftsorientierte Veranstaltungen anbieten zu können“, sagt Kröner.
Video-Umfrage: Ist eine Milliarde für die Oper gerechtfertigt?
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Sanierung trotz Corona-Pandemie
Ursprünglich sollte das Bürgerforum bereits vor der Sommerpause Thema im Gemeinderat sein. Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie musste die Entscheidung allerdings verschoben werden. Die Finanzierung der Baumaßnahmen ist laut der Staatssekretärin im Kunstministerium Baden-Württemberg, Petra Olschowski, erst einmal nicht gefährdet. „Innerhalb des Landeshaushalts sind die Ausgaben für Sanierungen des eigenen Gebäudebestands langfristig angelegte Aufgaben“, sagt Olschowski. Dies beeinträchtige nicht den Kulturetat und auch nicht die Corona-Hilfen für die Kulturschaffenden.
Bürgervotum soll im Gemeinderat und Landtag vorgestellt werden
Staatsrätin Gisela Erler zeigt sich nach den Ergebnissen des Votums zuversichtlich. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieses Bürgervotum auch im Stuttgarter Gemeinderat und im Landtag von Baden-Württemberg vorgestellt werden kann“, sagt Erler am Mittwochnachmittag. Eine endgültige Entscheidung über die Sanierung hat die Stadt Stuttgart für das kommende Jahr angekündigt. Anschließend soll der genaue Sanierungsplan in einem Architektur-Wettbewerb festgelegt werden.
Foto: STUGGI.TV