Clubkultur und Nachtleben sind ein Thema, das die Landeshauptstadt schon lange beschäftigt. Die Stadt Stuttgart hat gleich zwei Stellen ausgeschrieben, die sich im Rathaus künftig um die Interessen der Clubs, Bars und Kneipen kümmern sollen. Durch die Corona-Krise ist das wichtiger denn je, findet Colyn Heinze vom Club Kollektiv Stuttgart.
Nachtbürgermeister sollen zwischen Clubbetreibern, Verwaltung und Anwohnern vermitteln
Das Konzept „Nachtbürgermeister“ ist international keine Seltenheit. Stuttgart bekommt als erste deutsche Landeshauptstadt sogar zwei Stellen für die Koordination des Nachtlebens. Eine der beiden Stellen ist der sogenannte Nachtmanager, der zukünftig zwischen Clubbetreibern, der Stadtverwaltung und den Anwohnern vermitteln soll. Durch die Corona-Krise ist das wichtiger denn je, findet Colyn Heinze vom Club Kollektiv Stuttgart. „Es ist bitternötig, diesen Posten jetzt zu besetzen. Wer will aktuell schon freiwillig einen Club aufmachen?“, sagt Heinze.
Gleich zwei Stellen für das Nachtleben
Das Stuttgarter Nachtleben ist offensichtlich keine Aufgabe, die eine Person allein erledigen kann. Deshalb hat die Stadt Stuttgart gemeinsam mit dem Popbüro Stuttgart nun gleich zwei Stellen mit dem Titel „Koordinierungsstelle Nachtleben“ ausgeschrieben. Der eine Teil der Stelle soll in der Wirtschaftsförderung tätig werden. Beim zweiten Teil, dem „Nachtmanager (m/w/d)“, setzt die Stadt ganz bewusst auf eine Fachkraft aus der Szene, die zukünftig dem Popbüro zugeordnet sein soll. „So ein Nachtmanager sollte sowohl über ein ausgiebiges Fachwissen verfügen, aber auch gut nach außen kommunizieren können“, sagt Colyn Heinze, der selbst in der Fachjury für das Auswahlverfahren der Stelle sitzt. Außerdem sollte eine gewisse Neutralität vorhanden sein.
Erste Amtshandlung: Krisenmanagement
Durch die Not der Kulturbranche ist das Bedürfnis nach Repräsentation der Club-Branche in der Stadtpolitik noch einmal mehr gewachsen. „Im ersten Schritt geht es jetzt um Krisenmanagement. Es muss vor allem darum gehen, den Clubs Perspektiven für den kommenden Sommer und Herbst zu eröffnen und dazu Konzepte zu erarbeiten“, sagt Colyn Heinze, zudem stellvertretender Bezirksvorsteher in Stuttgart-Vaihingen. Dazu könnten zum Beispiel Flächen der Stadt für Open-Air-Events genutzt werden. Nur so könne die Stadt ein kollektives Aussterben der Clubs verhindern.
VIDEO: Braucht Stuttgart einen Nachtbürgermeister?
Das Video wird nicht angezeigt? Hier klicken.
Öffentliches Voting läuft noch bis 25.1.
Das Bewerbungsverfahren geht nun in die heiße Phase. Während die Stadt Stuttgart den klassischen internen Bewerbungsweg bevorzugt, setzt das Popbüro für seine Stelle auf öffentliche Beteiligung. In einem Online-Voting können Bürgerinnen und Bürger aus bisher über 30 Bewerberinnen und Bewerbern wählen, wer sich in Zukunft für die Interessen von Clubs, Bars und Kneipen bei der Stadt stark machen soll. Die Wahl läuft noch online bis kommenden Montag, 25. Januar. Im Anschluss fällt eine Experten-Jury die finale Entscheidung. Spätestens im Februar sollen die beiden Manager die aktuellen Herausforderungen der Clubbetreiber anpacken.
Foto: Adobe Stock