Der Impfstoff-Engpass sorgt für mächtig Ärger zwischen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und seinem baden-württembergischen Landeskollegen Manne Lucha. Nun schieben sie sich gegenseitig die Schuld zu.
Spahn weist Lucha zurecht
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) hatte jüngst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) attackiert, der Bund trage eine Mitschuld am Impfstoff-Engpass. Außerdem forderte Lucha mehr Impfstoff für Baden-Württemberg, der Bund versorge das Land nicht ausreichend. Im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten hatte Spahn gestern die Vorwürfe vehement zurückgewiesen und attackierte seinerseits die Politik seines grünen Landeskollegen. Spahn sagte, Luchas Äußerungen widersprächen „ganz offensichtlich dem, was wir zwischen Bund und Ländern vereinbart haben“. Die Impfstoffe würden „so auf die Länder aufgeteilt, wie es der Bund mit den Ländern vereinbart hat“. Außerdem fügt Spahn noch an: „Wie viel davon wann an welches Impfzentrum im Land geht, das entscheidet ganz allein Stuttgart“.
Lucha fordert vom Bund „klare Ansagen über die Impfstoffverteilung“
Am heutigen Samstag verteidigt Manne Lucha die Strategie des Landes und seine Forderung nach mehr Impfstoff. In einer Pressemitteilung lobte er zwar das gute und kollegiale Verhältnis zu Spahn, ging dann jedoch in die Offensive: „Aber seine jüngsten Aussagen verwundern mich nun doch sehr, da die Faktenlage eine andere ist. Und das weiß er“, so Lucha. Der Landesminister fordert eine klare Ansage des Bundes über die „Impfstoffverteilung ab 7. Juni, wenn die Betriebsärzte flächendeckend in die Impfungen einsteigen sollen.“ Dafür seien im Beschluss mit den GesundheitsministerInnen der Länder zusätzliche Impfstoff-Lieferungen vereinbart. Lucha äußert jedoch die Sorge, dass „Herr Spahn diese zusätzlichen Impfstoffmengen nicht organisieren konnte“.
Zu wenig Impfstoff verfügbar
Die Impfzentren in Baden-Württemberg agieren immer noch weit unter ihren Möglichkeiten. Das Land habe mit der Bereitstellung einer Top-Infrastruktur seine Hausaufgabe gemacht. Es fehle aber schlicht mehr Impfstoff. „Das ist die Faktenlage“, so Lucha. „Jetzt brauchen wir den Impfstoff, um über den Sommer die drei Säulen Impfzentren, Arztpraxen und Betriebsärzte am Laufen zu halten und auch um der großen Gruppe der Schülerinnen und Schüler ein Impfangebot machen zu können.“ Man brauche jetzt kein Zuständigkeiten-Pingpong, sondern müsse den Menschen klare Perspektiven beim Thema Impfen geben. „Wir garantieren, dass wir den Impfstoff sofort verteilen werden“, sagt Manne Lucha.
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