Keine Regenbogenbeflaggung am Rathaus: Heftige Kritik an Stadtverwaltung
Als Zeichen der Solidarität gegenüber der LGBTQ-Community werden heute vor dem EM-Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn vielerorts in Deutschland Regenbogenflaggen gehisst. Die Stuttgarter Stadtverwaltung unter OB Frank Nopper will sich an der Aktion nicht beteiligen und kritisiert die Stadt München. Dafür hagelt es aus vielen Ecken Kritik.
Stuttgarter Stadtverwaltung kritisiert Regenbogen-Beleuchtung in München
Vor dem Spiel der Deutschen Nationalmannschaft am Abend gegen das Team aus Ungarn bekennt Deutschland Farbe und stellt sich gegen ein als schwulen- und lesbenfeindlich geltendes Gesetz, das die ungarische Regierung unter Viktor Orban kürzlich verabschiedet hat. Die Stadt München wollte hierzu sogar die Allianz-Arena, den Spielort der heutigen Partie, bunt beleuchten lassen. Weil die UEFA dieses Vorhaben untersagt, werden dafür an vielen anderen Orten in Deutschland Regenbogen-Flaggen gehisst. Die Fahnenmasten vor dem Stuttgarter Rathaus bleiben aber regenbogenfrei. Die Stadtverwaltung Stuttgarts stellt sich gegen die Aktion. Über Sprecher Sven Matis ließ die Verwaltung, an deren Spitze Oberbürgermeister Frank Nopper sitzt, ausrichten: „Zu München sagt Stuttgart: UEFA will mit der EM ‚Brücken bilden, Ausrichter vereinen‘. Es ist daher besser, die ungarische Nationalmannschaft nicht mit einer Regenbogen-Botschaft zu empfangen.“ Man wolle vielmehr am Christopher Street Day im Juli ein Zeichen an die ungarische Regierung senden.
Äußerungen rufen heftige Kritik aus der Stadtpolitik hervor
Aus der Stuttgarter Stadtpolitik hagelte es zum Statement der Verwaltung heftige Kritik. „Stuttgart ist eine weltoffene und tolerante Stadt. Viele Bürger unserer Stadt setzten sich für Gleichstellung und gegen Diskriminierung ein. Die Äußerungen des Oberbürgermeisters zeigen, dass er immer noch nicht in dieser Stadt angekommen ist“, zeigt sich SPD-Stadträtin und Bundestagskandidatin Lucia Schanbacher verständnislos. Nopper vertrete mit seiner Meinung nicht das, was in Stuttgart schon seit langer Zeit jeden Tag gelebt würde, erklärt Schanbacher und fordert: „Lasst uns gemeinsam ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz gegen Ausgrenzung und Diskriminierung setzen.“ Auch der Stuttgarter Stadtrat Luigi Pantisano fordert Nopper auf, Farbe zu bekennen. „Ich fordere den Oberbürgermeister von Stuttgart Frank Nopper auf, dem Beispiel der Stadt München und anderer Kommunen bundesweit zu folgen und die Regenbogenfahne am Rathaus zu hissen! Wir stehen an der Seite der LGBTQI-Community“, so der Politiker der Linken auf Twitter. Der Vorsitzende der Grünen in Stuttgart, Florian Pitschel, äußert sich ebenfalls über Twitter. In Richtung Verwaltungssprecher Sven Matis fragt er: „Wer hat ihren Account gehackt, meine Frage?“ Das Statement der Stadt sei „untragbar“.
Unterstützung für die LGBTQ-Community auch aus der CDU
Auch aus der CDU erhält die LGBTQ-Community dabei Unterstützung. Während der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann zwar keine direkte Kritik an der Stuttgarter Verwaltung und Nopper übt, bekennt er sich klar zur Solidaritätsaktion. „Die Aktionen der ungarischen Regierung, die Gesetzgebung im Lande kann nicht unkommentiert bleiben und deshalb war es richtig, dass München gefordert hat, das Stadion in Regenbogenfarben zu beleuchten“, so Kaufmann. Diese Aktion wolle er unterstützen und fordere daher alle auf, beim Spiel gegen Ungarn Flagge zu zeigen. In seinem Büro in Stuttgart könne man sogar Regenbogenbinden abholen, um so ein Zeichen zusammen mit der Nationalmannschaft zu setzen und sich an der Aktion zu beteiligen. Trotz damit weitreichender Unterstützung der Solidaritätsaktion, lässt das Statement von Verwaltungssprecher Sven Matis in Richtung der Stadt München vermuten, dass der Wunsch auf eine Regenbogenbeflaggung des Rathauses in Stuttgart nicht in Erfüllung gehen wird.
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