Hochschul-Absolventen unterstützen benachteiligte Schüler
Jeder dritte Schüler in Baden-Württemberg hat laut einer Studie Lernlücken wegen der Pandemie. Die Organisation "Teach First" wirbt Hochschulabsolventen an, die sich für bildungsbenachteiligte Kinder in Stuttgart einsetzen. Thamar Hoffmann blickt auf zwei Jahre als sogenannter "Fellow" an einer Brennpunktschule in Stuttgart-Ost zurück.
Junge Hochschulabsolventen als Bezugspersonen
Thamar Hoffmann unterrichtet seit knapp zwei Jahren an einer Grund- und Werkrealschule in Stuttgart-Ostheim. Dort hilft sie Schülern aus sozial benachteiligten Familien, den Übergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule oder den Einstieg ins Berufsleben zu meistern. Die Organisation „Teach First“ setzt junge Hochschulabsolventen als Unterstützung für die Lehrer ein, da die Schüler sich besser mit ihnen identifizieren können. „Wir schaffen es, eine Beziehung mit den Schülern aufzubauen, wodurch sie gerne in die Schule kommen“, sagt Hoffmann.
„Kindern beibringen, groß zu träumen“
Hoffmann arbeitet dabei als Fellow mit den Lehrern an der Schule zusammen – sie bereitet die Schüler auf Prüfungen vor und plant gleichzeitig Arbeitsgemeinschaften oder Projekte. Da sie keine Noten geben muss, können freundschaftliche Beziehungen zu den Kindern und Jugendlichen entstehen. Das unterstützt letztendlich mehr als nur der reguläre Unterricht. Die jungen Lehrkräfte sollen den Schülern dabei auch als Vorbilder dienen, dass auch sie einen Abschluss erreichen können. „Das Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu geben und ihnen beizubringen, an sich zu glauben und groß zu träumen“, so Thamar Hoffmann.
Jeder dritte Schüler hat Lernrückstände durch Corona
Schüler, die es vor der Pandemie schwer hatten, sind in Zeiten des Homeschoolings oft noch mehr zurückgefallen. Studien zu sogenannten Risikoschülern belegen, dass Schüler aus sozial benachteiligten Familien besonders von Bildungsbenachteiligung betroffen sind. Ein Laptop oder Tablet ist oft finanziell nicht drin, sodass auch Online-Lernmethoden nicht viel helfen. Zwar stattete die Grund- und Werkrealschule Ostheim ihre Schüler mit digitalen Endgeräten aus, der direkte Kontakt zu den Schülern fehlte aber trotzdem. Die Ursache für die Benachteiligung sieht die Bildungsinitiative dabei nicht nur bei den Lehrern oder den Lehrplänen. „Es braucht in Zukunft mehr multiprofessionelle Teams und eine bessere Zusammenarbeit in den Schulen“, sagt Lars Becker. In Baden-Württemberg herrsche zusätzlich zu den Bildungsbenachteiligungen auch noch ein massiver Lehrermangel.
Beide Seiten lernen dazu
Um als Fellow zu arbeiten, muss eine dreimonatige Ausbildung absolviert werden. „Wie herausfordernd die Ausbildung ist, hängt vom Menschen ab“, sagt Thamar Hoffmann. Sie hat sich dazu entschieden, Fellow zu werden, da sie aktiv Verantwortung übernehmen möchte. „Nach drei Monaten Vorbereitung direkt Schüler zu unterrichten ist zwar herausfordernd, in den zwei Jahren habe ich aber so viel Neues gelernt wie noch nie zuvor“, berichtet die junge Frau.
VIDEO: Schüler fragen Schüler – ist Homeschooling die richtige Lösung?
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Foto: Teach First