Vom Landtag ins Klassenzimmer: FDP-Politiker Friedrich Haag stellt sich Schüler-Fragen
Wie kommt man eigentlich in den Landtag? Und wie kann man den Klimaschutz sinnvoll vorantreiben? Werden die Innenstädte bald aussterben? Diesen und ähnlichen Fragen stellte sich der Landtagsabgeordnete Friedrich Haag (FDP) bei seinem Schulbesuch in der Waldorfschule Silberwald. Das politische Interesse der Schüler ist bei zwei Themen besonders groß.
Haag: „Nicht immer nur schreien und demonstrieren“
Freitagmorgen, 7:45 Uhr, dichter Nebel liegt über Stuttgart. Der Landtagsabgeordnete Friedrich Haag wartet auf dem Schulhof. Gleich wird er sich den Fragen der elften Klasse der Waldorfschule Silberwald stellen. Bereits im Wahlkampf im vergangenen Frühjahr wollte Haag die junge Generation abholen. Nun schlüpft der verkehrs- und wohnungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion in die Lehrerrolle und will wissen, was die 16- und 17-Jährigen bewegt. Zu Beginn heißt es aber noch vor dem Klassenzimmer warten: Erst einmal müssen alle Schüler einen Corona-Schnelltest durchführen. Kurz nach acht Uhr startet Haag die Fragerunde mit einer Ermutigung der Schüler, sich politisch zu engagieren: „Nicht immer nur schreien und demonstrieren gehen – junge Menschen müssen mehr Verantwortung übernehmen“.
Junge Abgeordnete im Landtag: „Noch einiges zu tun“
Mit seinen 32 Jahren sieht sich Haag selbst als Teil dieser jüngeren Generation. Obwohl seit der letzten Landtagswahl einige junge Abgeordnete ins Parlament eingezogen sind, liegt das Durchschnittsalter bei 49,5 Jahren (zuvor: 56,9 Jahre). Zudem sei der Anteil an Abgeordneten aus dem handwerklichen und landwirtschaftlichen Sektor verschwindend gering. „Der Landtag sollte alle gesellschaftlichen Gruppierungen repräsentieren. Da ist noch einiges zu tun“, findet Haag. Neben seinem Job im Landtag betreibt der Degerlocher weiterhin zwei Tankstellen in Stuttgart-Wangen und Weilimdorf.
Klimaschutz liegt den Schülern besonders am Herzen
Die Elftklässler löchern den FDP-Politiker aus ihrem Wahlkreis II von Beginn an mit Fragen. Besonders am Herzen liegt den Schülern das Thema Klimaschutz: Sind Photovoltaik-Anlagen nicht zu teuer? Wie schafft man es, das Klima zu retten und trotzdem den Wohlstand in Deutschland zu erhalten? „Klimaschutz ist ein wichtiges Thema, aber nicht das einzige, was wir in Zukunft angehen müssen. Mit Verboten hat man noch nie ein Problem gelöst“, sagt Haag. Viele Schüler in der Klasse wollen sich fürs Klima einsetzen, dabei aber auch nicht zu viel verzichten müssen. Da verwundert es nicht, warum die FDP bei vielen Jungwählern in der letzten Bundestagswahl abgestaubt hat.
Schüler machen sich Gedanken um wirtschaftliche Zukunft
Die Schüler machen sich auch Gedanken um ihre berufliche Zukunft: Einige hoffen mit der neuen Bundesregierung auf einen höheren Mindestlohn. Auch das Thema der aussterbenden Innenstadt beschäftigt die 16- bis 17-Jährigen. Viele kleine Läden um die Ecke sind der Pandemie erlegen, die meisten jungen Menschen bestellen nur noch über Amazon. Regionalität ist aber dennoch ein Thema. „Wie kann man kleine Unternehmen unterstützen?“, lautet die Frage einer Schülerin. „Die Politik kann die richtigen Bedingungen setzen – wie z.B. genügend Parkplätze oder eine gute ÖPNV-Anbindung“, antwortet Haag.
Großes politisches Interesse
Erstaunlich wenige Fragen kommen zu Bus und Bahn oder der Wohnungsnot, eigentlich Haags Expertenthemen im Landtag. Dennoch geht der FDP-Politiker nach 90 Minuten Fragenhagel zufrieden aus dem Klassenzimmer. Fest steht: Das Interesse der jungen Menschen an politischen Themen am Silberwald ist groß. Nicht eine Minute herrscht Stille im Klassenzimmer. Eine Bestätigung der Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre? „Ich sage es mal so: Es hätte mich enttäuscht, wären wenige Fragen gekommen“, sagt Haag. Bevor die Schüler jedoch eine politische Karriere einschlagen, rät der 32-Jährige allerdings: „Man weiß nie, wie lange man als Politiker gewählt wird – also am besten zuerst das Studium oder die Ausbildung fertigmachen.“
VIDEO: Friedrich Haag vor der Landtagswahl bei STUGGI.TV im Interview
Das Video wird nicht angezeigt? Hier klicken.
Fotos: STUGGI.TV