„Sozialer Ausgleich fehlt“: Club-Verband fordert mehr Angebote für Jugendliche
In der Pandemie mussten besonders viele junge Menschen zurückstecken. Seit Anfang Dezember haben die Clubs auch in Stuttgart wieder geschlossen. Dadurch fehle vielen Jugendlichen der soziale Ausgleich und illegale Treffen werden wahrscheinlicher, sagt Colyn Heinze vom Club Kollektiv in Stuttgart.
Clubs schließen, „sozialer Ausgleich fehlt“
Erst 2G, dann 2G plus, nun die komplette Schließung: Seit Anfang Dezember sind die Clubs auch in Stuttgart wieder dicht. Die aktuellen Infektionszahlen in Stuttgart lassen laut Corona-Verordnung eine Öffnung nicht weiter zu. „Dadurch steigt die Gefahr, dass sich Jugendliche wieder mehr im Privaten ohne Kontrolle der Corona-Regeln treffen“, sagt Colyn Heinze vom Club Kollektiv Stuttgart. Zwar können die Stuttgarter Clubbetreiber nachvollziehen, dass zur Eindämmung der Infektionszahlen harte Maßnahmen getroffen werden müssen. Dennoch verweist Heinze auf die langfristige Perspektive. Beim Thema Freizeitangebote für Jugendliche hapere es in Stuttgart generell. Stadt und Land müssten in Pandemiezeiten daher kontrollierte corona-konforme Freizeitangebote schaffen, um private Superspreader-Events zu vermeiden. „Man muss Jugendlichen einen sozialen Ausgleich bieten“, sagt Heinze.
Wird 2022 das „Jahr der Jugend“?
Im vergangenen Juni hatten sich viele Jugendliche in den Abendstunden mangels Alternative auf öffentlichen Plätzen wie dem Marienplatz oder dem Feuersee getroffen – bis die Polizei eingreifen und die Ansammlungen auflösen lassen musste (STUGGI.TV berichtete). Laut dem Stuttgarter Jugend-Coach Marcel D’Apuzzo nur eine Folge der Einschränkungen. „Die Bedürfnisse der Jugendlichen wurden nicht gehört“, so der Jugend-Experte. Seit den Sommerferien war der Clubbetrieb immerhin wieder unter Einschränkungen wie der 3G- oder 2G-Regel möglich. Die negativen Schlagzeilen über randalierende Jugendgruppen wurden weniger. „Daran hat man gesehen, dass das Nachtleben dazu beiträgt, die Sicherheit in der Stadt zu gewährleisten“, sagt Heinze. Um die Benachteiligung von Jugendlichen in der Corona-Krise zu unterstreichen, hat die EU das kommende Jahr als „Jahr der Jugend“ ausgerufen. Wird das auch in Stuttgart 2022 zum Programm? Eine Anfrage unseres Onlinesenders, inwiefern die Stadt Stuttgart kontrollierte und pandemiegerechte Angebote für Jugendliche plant, blieb unbeantwortet.
Stuttgarter Clubs vom Aussterben bedroht
Jedoch leiden nicht nur die Clubbesucher, sondern auch die Betreiber unter der aktuellen Lage. Letztere haben ihre Zweifel an der gerechten Behandlung des Nachtlebens in der Corona-Verordnung. „Es sind immer die Clubbetreiber, die zuerst von der Klippe springen müssen. Es ist nicht so, als wären sie die primären Pandemietreiber“, sagt Heinze. Oft mache es für die Locations aus wirtschaftlicher Sicht keinen Unterschied, ob sie eingeschränkt oder gar nicht öffnen dürfen. „Ob 2G plus oder Besucherbegrenzung – ab einer gewissen Anzahl an Maßnahmen ist es egal, da sich der wirtschaftliche Betrieb nicht mehr lohnt“, sagt Heinze. Daher seien die Clubbetreiber auf weitere finanzielle Hilfen angewiesen, sonst würden die Clubs in Stuttgart „nach und nach aussterben“.
VIDEO: Im Juni räumte die Stadt den Marienplatz und Feuersee – Jugendliche sauer über Platzverbote in Stuttgart
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