Geht die Digitalisierung an Schulen in Baden-Württemberg wirklich voran?
Fast eine halbe Milliarde Euro haben Bund und Land in die Digitalisierung an Schulen gesteckt. Laut Staatssekretärin Sandra Boser geht es damit gut voran. Doch ist das wirklich so? Wir haben mit verschiedenen Schülern aus Stuttgart und der Umgebung gesprochen.
400.000 Geräte für Schulen
Tablets statt Stift und Papier, Beamer statt Tageslichtprojektor: Die Digitalisierung an Schulen ist schon lange ein großes Thema. Im Vergleich zu Ländern wie Schweden oder Norwegen lag Deutschland in Studien stets weit hinten. Bund und Land haben für die Digitalisierung an Schulen fast eine halbe Milliarde Euro ausgegeben. 95 Prozent dieser Mittel sind mittlerweile gebunden. „Wir haben bisher über 400.000 digitale Endgeräte an die Schulen gebracht“, sagt Staatssekretärin Sandra Boser. Das entspricht etwa einem Verhältnis von eins zu drei zwischen Endgeräten und Schülern.
Gibt es den Fortschritt bei der Digitalisierung wirklich?
Doch was sagen die Schüler zum Digitalisierungsfortschritt an Schulen? Wir haben bei einigen Schülern nachgefragt. „Bei uns läuft die Digitalisierung noch ziemlich mies. Uns wurden Tablets versprochen, aber das klappt immer noch nicht“, sagt Vivien Ketema, die auf das Albert-Einstein-Gymnasium in Böblingen geht. Eine Schülerin des Unterrieden-Gymnasiums stimmt dem zu: „Auf der einen Seite kann ich schon sehen, dass das Land sich Gedanken dazu gemacht hat“, so Lilli Brieden. „Auf der anderen Seite scheitert es aber an der Umsetzung“. Manche Schulen seien noch sehr veraltet und andere hätten digitale Ausstattung bestellt, die aber nicht käme, erklärt Brieden weiter.
Lehrern fehlt es an technischem Wissen
„Das Highlight an unserer Schule waren die Digitalkameras, aber die wenigsten Lehrer wussten, wie man sie benutzt“, sagt Ajla Salatovic. Die Jugendrätin und Stellvertretende Vorsitzende für den Bezirk Bad Cannstatt ist bis zu ihrem Abitur auf das Gottlieb-Daimler-Gymnasium gegangen. Die Geräte zu besitzen reiche allerdings nicht aus. Vor allem fehle es auch an Fortbildungen für das Lehrpersonal. Viele Schulen hängen beim Thema Digitalisierung hinterher. „Tablets sind zwar mittlerweile da, aber viel läuft noch nicht“, meint Carlotta Armbruster. Die Jugendrätin aus dem Bezirk Stuttgart-Ost geht auf das Wagenburg-Gymnasium.
Digitales Lernen hängt vom Lehrer ab
In einem Punkt sind sich Schülerin Vivien Ketema und Jugendrat Alexander Schneider einig: Ob digitale Geräte im Unterricht genutzt werden, ist von Schule und Lehrer abhängig. „Es kommt echt darauf an, wie die Lehrer sind. Es gibt welche, die arbeiten sehr gut mit digitalen Endgeräten und dann gibt es andere, die sind eher alte Schule“, sagt der Jugendrat aus Vaihingen. Ein bisschen Digitalisierung scheint es also zu geben, an den meisten Schulen besteht aber noch ordentlich Nachholbedarf.
VIDEO: Analoges vs. digitales Lernen – Sind Stifte in Schulen bald schon out?
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