Warum sich unser Reporter auf die Zeit ohne 9-Euro-Ticket freut
Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu und auch das 9-Euro-Ticket läuft Ende dieses Monats aus. Grund genug, das Ticket noch einmal zu nutzen und einen Ausflug in die Ferne zu unternehmen. Bei seiner Fahrt mit dem Zug zum Feldberg hat unser Reporter jedoch auch festgestellt: Wenn das Zugfahren nicht mehr so billig ist und die Züge nicht mehr ganz so überfüllt sind, hat das auch etwas schönes.
Schlechte Nachricht am Morgen
Früh am Morgen sollte es für mich losgehen. Dachte ich jedenfalls, denn die S1, mit der ich eigentlich vom Stuttgarter Hauptbahnhof nach Herrenberg fahren will, fällt aus. Grund dafür ist die seit kurzem gesperrte Stammstrecke für alle S-Bahnen. Den gesperrten Abschnitt mit der U-Bahn zu umfahren, macht ebenfalls wenig Sinn, denn dann hätte ich meinen Anschlusszug verpasst. Mit der aufgehenden Sonne fährt dann aber meine Ersatzverbindung in den Bahnhof ein, der IRE 1 nach Karlsruhe. Der Bahnhof ist um diese Zeit im Vergleich zu Mittags etwas leerer. Trotzdem bin ich überrascht, wie viele Menschen am Bahnsteig stehen.
Kein zuverlässiges WLAN
In dem fast leeren Zug verteilt sich die Menge aber gut und so kann ich ohne Probleme einen Sitzplatz ergattern. Einige Plätze bleiben noch leer. Mit einer Verspätung von neun Minuten verlässt der Zug den Stuttgarter Hauptbahnhof. Insgesamt muss ich vier mal umsteigen. Meine Verbindung führt mich von Stuttgart nach Karlsruhe, dann weiter nach Offenburg und über den Titisee schließlich zum Bärental auf dem Feldberg. Die Umsteigezeit selbst ist immer ausreichend und durch die Beschilderung sind die richtigen Gleise leicht zu finden. Insgesamt benötige ich für die Hinfahrt rund 4 Stunden. Das auf Plakaten angepriesene und kostenlose WLAN funktioniert allerdings nicht in allen Zügen. Hinzu kommt, dass man teilweise tiefer im Schwarzwald nicht einmal Empfang hat. Auf digitale Ablenkung kann man sich also nicht immer verlassen.
Volle Züge – weite Landschaften
Die einzelnen Züge im Verlauf der Fahrt sind sehr voll. Hinzu kommt, dass viele Reisende ein Fahrrad dabei haben und so zusätzlich Platz benötigen. In einzelnen Fällen sind die Züge sogar so überfüllt, dass einige Radler auf den nächsten Zug warten müssen. Darüber hinaus sind in manchen Zügen die Gepäckablagen so klein, dass nicht mal ein Rucksack dort hineinpasst. Man muss sein Gepäck also anderweitig verstauen oder auf dem Schoß behalten. Dort ist der Platz aber häufig auch sehr begrenzt, gerade wenn der Zug so voll ist. So eng es im Zug selbst ist, so weitläufig ist die Landschaft. Von einem Fensterplatz kann man in Schluchten, über weite Felder und Wälder blicken.
Ein Panorama auf dem Feldberg
Bei strahlendem Sonnenschein erreicht mein Zug die Haltestelle Bärental auf dem Feldberg. Bereits während der Auffahrt auf den Berg in der letzten halben Stunde der Zugfahrt kann man zwischen den Bäumen auf das einzigartige Panorama rund um den Titisee blicken. Oben angekommen, sieht man direkt die weiten, mit Wäldern überzogenen Berge in der Ferne. Davor erstreckt sich das Tal, in dem der Titisee liegt. Viele Radfahrer und Wanderer steigen mit mir aus. Die Radler wollen wieder bergab ins Tal zurückfahren. Für Wanderer gibt es Wege mit großartiger Aussicht auf die Landschaft. Dazu kommen viele kleine Cafés und Restaurants, wo man von Snacks bis Mittagessen alles bekommen kann. Übrigens: Der Bahnhof Bärental ist der höchste Bahnhof Deutschlands.
Mit dem Schienenersatzverkehr zurück
Am Mittag trete ich dann wieder meine Heimreise an. Die Strecke führt mich vom Bärental über Donaueschingen nach Rottweil. Von dort geht es weiter nach Herrenberg und zurück zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Beim Start muss man allerdings direkt aufpassen, denn der Zug wird am Titisee geteilt. Deshalb sichere ich mir schnell einen Platz im vorderen Teil des Zuges. Vom Bahnhof in Rottweil geht es dann mit dem Schienenersatzverkehr weiter bis nach Herrenberg. Der Bus fährt, im Vergleich zu den Autos, natürlich ein gemächlicheres Tempo über die Autobahn. Nach einer einstündigen Fahrt erreiche ich den Bahnhof in Herrenberg und steige um in die S-Bahn.
Streckensperrung wegen Brand
Kurz vor der Haltestelle Hulb erreicht mich dann in der S-Bahn die Nachricht, dass die Fahrt in Böblingen enden muss. Laut der Durchsage des Zugführers gibt es einen Böschungsbrand zwischen Böblingen und Rohr. Deswegen sind die Gleise abgesperrt, sodass die Feuerwehr den Brand löschen kann. Auch hier hat die Bahn einen kurzfristigen Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Ich plane allerdings um und nehme kurzfristig den Regionalexpress, der um 18:27 Uhr bei Böblingen abfährt. Um kurz vor 19 Uhr komme ich am Hauptbahnhof in Stuttgart an.
Es ist auch schön, wenn das 9-Euro-Ticket nicht mehr gilt
Zum Wandern oder zum Fahrradfahren ist der Schwarzwald zurecht ein beliebtes Ausflugsziel. Die schöne Landschaft mit Bächen, Wiesen und Wäldern kann sich definitiv sehen lassen. Bei der Reise sollte man sich aber darauf einstellen, dass die Züge sehr voll sein können. Besonders mit dem 9-Euro-Ticket. Da das Billigticket ab morgen nicht mehr gilt, dürfte sich die Situation in den Zügen wieder etwas entspannen. Das macht das Zugfahren dann wieder angenehmer. Für die Hinfahrt habe ich 4 Stunden gebraucht. Bei der Rückfahrt waren es sogar über 5 Stunden. Ein Tagesausflug lohnt sich daher eher nicht. Wer den Ausflug genießen will, sollte mindestens eine Übernachtung einplanen.
Fotos: STUGGI.TV