Verändert der Tampon-Streit die politische Kultur im Rathaus?
Wer hätte gedacht das ein Tampon-Automat für so viel Sprengstoff sorgen wird, wie vergangene Woche im Stuttgarter Rathaus. Noch immer sorgt der Post von OB Frank Nopper für intensive Diskussionen. Durch das sogenannte "Tampon-Gate" haben sich die zerklüfteten Verhältnisse im Rathaus einmal mehr verschoben. Inwieweit verändert die Debatte die politische Kultur in der Landeshauptstadt?
Aufregung um Tampons spaltet das Rathaus
Nicht nur kostenlose Tampons und Binden stehen auf den Toiletten des Stuttgarter Rathauses zur Verfügung, auch Ständer mit Tüten zur Entsorgung der Hygieneartikel stehen bereit. Und das nicht nur in den Damentoiletten, sondern auch auf den Herrentoiletten. Dem Antrag der Grünen hatte der Gemeinderat zugestimmt, nun ist darüber ein Streit im Rathaus entbrannt. Oberbürgermeister Frank Nopper ärgert sich über die Debatte. Er habe sich gegen den Antrag ausgesprochen. „Leider wurde ich überstimmt“, teilt der OB über Facebook mit. Dafür wurde er deutlich von Stadtrat Luigi Pantisano („Die Fraktion“) kritisiert. Er bezeichnet Nopper als „Spalter und Hetzer“ – er spalte die Stadtgesellschaft und hetze seine „rechten und rechtsextremen Anhänger gegen die LSBTTIQ-Community auf“.
Menstruationsprodukte in allen Toiletten „eigentlich eine Selbstverständlichkeit“
Rückendeckung bekam OB Nopper vom CDU-Kreisvorsitzenden Thrasivoulos Malliaras, der gleichzeitig sein persönlicher Referent ist. „Hätte Pantisano so viel Verstand im Kopf wie Locken im Haar, würde er mal nachdenken, bevor er zum Handy greift und solche Kommentare ablässt“, schrieb Malliaras auf seinem Facebook-Kanal. Das sei keine politische Arena mehr, sondern einfach nur beleidigend. Von Seiten der Grünen, die den Antrag eingebracht hatten, äußerte sich der Fraktionsvorsitzende Andreas Winter: „OB Nopper wollte als OB für alle da sein“. Dass Menstruationsprodukte in allen Toiletten ausliegen, damit diese auch von nicht-binären Menschen genutzt werden können, sollte „im Jahr 2022 eigentlich eine Selbstverständlichkeit“ sein.
CDU-Chef Alexander Kotz erkennt „Abneigung gegenüber der Zusammenarbeit mit Luigi Pantisano“
Die aktuelle Debatte zeige, „wie weit sich Teile der Kommunalpolitik von den wirklichen Sorgen und Nöten der großen Mehrheit der Menschen entfernt haben“. Ganz anders sieht dies der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Kotz. Im Interview bei STUGGI.TV sagte er, man könne nicht alle Hygieneprodukte auf den städtischen Toiletten anbieten. Zudem kritisierte Kotz das Linksbündnis von „Die Fraktion“ scharf. Gegenüber unserem Onlinesender sagte Kotz: „Ich höre aus vielen Fraktionen heraus, eine gewisse Abneigung gegenüber der Zusammenarbeit mit Luigi Pantisano“. Das Linksbündnis sei nun aufgerufen intern für Klarheit und Ordnung zu sorgen. Das Gesprächsklima im Rathaus bleibt nach dem Tampon-Streit angespannt.
Foto: STUGGI.TV