Neue Ausstellung zur Stuttgarter Wirtshaus-Tradition gestartet
Gemütlich zusammensitzen, trinken und bei Bedarf übernachten: Dafür waren Wirtshäuser früher typischerweise da. Eine eigene kleine Ausstellung im Heimatmuseum Plieningen beleuchtet die Wirtshaus-Tradition und erzählt die Geschichte und die ein oder andere Anekdote der Wirtshäuser.
Jedes Jahr ein neues Ausstellungs-Thema
Eine Gruppe im Bürgerverein Plieningen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Ortes zu ergründen. Dabei wird ein Thema pro Jahr beleuchtet. Nach den Brunnen 2020 und den Denkmälern 2021 sind in diesem Jahr die Wirtshäuser im Ort das ausgesuchte Thema. Zur Wiedereröffnung des Heimatmuseums Plieningen gibt es nun eine Ausstellung zum „Wirtshausleben“. So gab es rund 30 Wirtshäuser in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. „Das ist eine beachtliche Dichte an Wirtshäusern gemessen an der Bevölkerung“, sagt Ulrich Fellmeth, der Leiter der Ausstellung. Plieningen liegt am Einschnitt der Körsch. Viele Pferdefuhrwerke passierten daher den Ort und mussten oftmals Hilfe in Anspruch nehmen, um die Anstiege zu bewältigen. Viele Bürger haben daher Pferde gehalten, die zusätzlich vorgespannt werden konnten. Dabei wurde direkt Essen und Trinken oder bei Bedarf ein Nachtlager angeboten. So sind entlang der Albstraße im 18. und 19. Jahrhundert viele Wirtshäuser entstanden.
„Kaum Nachfahren, die berichten können“
Zwar gibt es Hinweise auf Wirtshäuser im 17. Jahrhundert, davon ist aber nichts mehr übrig geblieben. „Es gibt kaum noch Nachfahren, die uns berichten können“, so Fellmeth. Von einigen wenigen Wirtshäusern gibt es aber noch Berichte. So konnte sich beispielsweise ein Bürger erinnern, dass er als kleiner Junge im Wirtshaus regelmäßig unter den Tisch gekrochen sei und zugehört habe, was die Erwachsenen reden. Manchmal sei er dabei einfach eingeschlafen. Aber er war immer bestens über den Dorfklatsch informiert. Ein anderer erinnert sich, dass es eine Binokel-Runde (schwäbisches Kartenspiel) gab, die immer weiter spielen wollte. Irgendwann habe die Wirtin gesagt: „Hier ist der Zapfhahn“ und sei ins Bett gegangen. So dienten die Wirtshäuser früher im Dorf vor allem der Unterhaltung. Viele andere Möglichkeiten hat es nicht gegeben. Nach der Arbeit ging es eben in die Kneipe, wo es gesellig war, getrunken wurde und gute Laune war.
Plieninger Geschichte im Heimatmuseum
Die Ausstellung „Wirtshausleben“ im Heimatmuseum Plieningen ist noch bis 23. Juli 2023 zu sehen. Geöffnet hat das Heimatmuseum Plieningen regelmäßig an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Das Heimatmuseum Plieningen ist gemeinsam mit fünf weiteren Museen Teil der Museumsfamilie des Stadtpalais Stuttgart. Hierzu gehören das Heimatmuseum Möhringen, das Stadtmuseum Bad Cannstatt, das Städtische Lapidarium und das Museum Hegel-Haus. In der historischen Zehntscheuer erzählt das Heimatmuseum Plieningen die Geschichte der Stuttgarter Bezirke Plieningen und Birkach.
Hier findet ihr das Heimatmuseum Plieningen:
VIDEO: Ab in die 40er Jahre in Hollywood – „Dream Factory“ im Friedrichsbau Varieté
Video wird nicht angezeigt? Hier klicken.
Foto: Heimatmuseum Plieningen, arge lola