Bürgerbeteiligung zum Leonhardsviertel: Bürgermeister Pätzold räumt Fehler ein
Die Stadt will das Leonhardsviertel neu gestalten und dadurch neu beleben. Aus diesem Anlass sind gestern Abend Interessierte zu einer Bürgerversammlung im Stadtpalais erschienen, um ihre Wünsche und Fragen den Verantwortlichen mit in die zuständigen Gremien zu geben. STUGGI.TV war mit dabei.
Die Vorgeschichte
Schon seit einiger Zeit gibt es Pläne, das Leonhardsviertel städtebaulich aufzuwerten und noch enger mit der City zu verbinden. „Ich glaube, das Wichtige ist, dass wir das Leonhardsviertel weiterentwickeln mit einem eigenen Charakter, der aufbaut auf dem, was schon da ist und eine Perspektive hat, wie es sich weiterentwickelt,“ sagt Baubürgermeister Pätzold zur Vision des alten neuen Quartiers. Mit dem perspektivischen Rückbau der B14 soll das Leonhardsviertel besser mit der City verbunden und Raum für neue Projekte geschaffen werden. Großprojekte wie das neue Haus für Film und Medien oder die Neuplanung des Züblin-Parkhauses gehören neben der Vernetzung der Stadtviertel zu den Plänen der Stadt. Bezirksvorsteherin Kienzle möchte auch das Nachtleben im Quartier fördern und kann sich durchaus vorstellen das Nachtleben im Einklang mit den Anwohnern an dieser Stelle besser zu organisieren, als es an anderen Stellen in der Stadt der Fall ist. „Aber ich habe auch die Forderung an die, die dort Nachtleben organisieren, dass die sich auch um das Tageslicht im Quartier kümmern.“
Bürgermeister Peter Pätzold räumt Fehler ein
Am Dienstagabend fand im Stadtpalais eine Bürgerversammlung statt, auf der Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit hatten, mit den Verantwortlichen der Stadt ins Gespräch zu kommen und ihre Fragen zu stellen. Schon im Vorfeld gab es Kritik an der intransparenten Ansetzung der Veranstaltung. Zwar wurde auf der Website der Stadt auf die Veranstaltung hingewiesen, die betroffenen Bürgerinnen und Bürger wurden jedoch nicht alle direkt zur Versammlung eingeladen. Die Kritik kann Baubürgermeister Peter Pätzold nachvollziehen. „Eigentlich war der Plan, die Einladung noch vor Ostern rauszuschicken, da ist in der Organisation etwas schiefgelaufen“ so Pätzold gegenüber STUGGI.TV. Trotzdem hatten zahlreiche Interessierte und betroffene Stuttgarter den Weg ins Foyer des Stadtpalais gefunden. Unter anderem wurden dort die Pläne für das Haus für Film und Medien präsentiert. Sowohl Baubürgermeister Peter Pätzlold und Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, als auch verschiedene Experten für den Städtebau, präsentierten ihre Vorstellungen für das Leonhardsviertel und dessen Anbindung an die City.
Wie sieht die Bürgerbeteiligung konkret aus?
In kleinen Diskussionsgruppen konnten Bürgerinnen und Bürger ihre Wünsche und Vorschläge anbringen und diese wurden schriftlich festgehalten. „Wir werden natürlich über diese Veranstaltung und die Ergebnisse im Unterausschuss Leonhardsviertel berichten, sodass die Politik sich davon ein Bild machen kann,“ so Pätzold. Auch weitere solcher und anderer Veranstaltungen sind angedacht, um die Bürgerinnen und Bürger in die Neugestaltung mit einzubeziehen.
Was bedeutet die Neugestaltung für die Anwohner?
Die Sorge, dass die Mieten durch eine Aufwertung steigen könnten, sieht Veronika Kienzle gelassen. „Das glaube ich nicht, weil die nächsten Jahre wird da erstmal Baustelle sein,“ so Kienzle. Um bezahlbarem Wohnraum zu erhalten, spricht sich Kienzle aber auch dafür aus, dass die Stadt auch im Leonhardsviertel mehr Wohnraum zurückkaufen sollte: „Das ist die beste Gewissheit, dass wir Einfluss auf die Mietpreise nehmen können und die Angst vor Gentrifizierung gar nicht erst stattfinden kann.“
Gehen bald die roten Lichter aus?
Wie es mit dem Rotlichtmilieu im Leonhardsviertel weitergehen soll, wurde auf der Veranstaltung nur am Rande besprochen. „Für mich ist jedes Quartier, in dem eine Kindheit gelebt werden kann, ein gutes Quartier – und neben einem Bordell zu wohnen ist sicherlich nicht von Vorteil,“ sagt Kienzle gegenüber STUGGI.TV. Sie hält diese Form der Nutzung in dieser Konzentration zukünftig für entbehrlich.
Foto: STUGGI.TV