Sprecher der Grünen Jugend tritt zurück – das sind die Hintergründe
Jason Levin Barna tritt als Sprecher der Grünen Jugend zurück. Er erhebt heftige Vorwürfe gegen die Grüne Jugend und die Grüne Partei. Ein großer Teil der Partei setze sich seiner Meinung nach nicht genug für die Bekämpfung sozialer Ungerechtigkeiten ein. Er bezeichnete seine Parteikollegen sogar als "Heuchler".
Barna: Grüne sind eine „Akademikerpartei“
Als Grund für seinen Rücktritt als Sprecher der Grünen Jugend nennt Jason Levin Barna die Zustände innerhalb der Partei. Er habe sich in seinem Anliegen Ungerechtigkeiten zu bekämpfen nicht ernstgenommen gefühlt. Seiner Meinung nach sei das Problem, dass es bei den Grünen und der Grünen Jugend zu wenige Menschen gäbe, die selbst von sozialer Ungerechtigkeit betroffen sind oder waren. Er geht sogar noch weiter und bezeichnet die Grünen als „Akademikerpartei“. Auslöser für Barnas Kritik war unter anderem die Nominierung der Grünen-Kandidaten für die Gemeinderatswahl 2024. Nur drei Grüne mit Migrationshintergrund haben es auf die ersten 20 Plätze der Liste geschafft. „Irgendwelche Menschen, die unsere Herangehensweisen gar nicht nachvollziehen können, da sie selber nie von diesen Ungerechtigkeiten betroffen waren, nehmen sich heraus, uns betroffenen Leuten zu sagen, was richtig und was falsch ist“, kritisiert Barna die Partei und begründet unter anderem damit seinen Rücktritt.
Kontroverse Wortwahl
Barna hatte in den sozialen Medien von „Heuchlerinnen und Heuchlern“ in der Partei gesprochen, die nur behaupten würden für Vielfalt in der Partei zu stehen. Mit folgender Aufforderung attackierte er seine Parteikollegen: „Bitte geht zur CDU oder zur FDP und lasst die Menschen, die es braucht, um Dinge zu verändern, richtige Politik machen“. Die Bezeichnung „Heuchler“ kam bei den Parteifreundinnen und Freunden nicht gut an. Zwar verstehen oder teilen einzelne Mitglieder Barnas Kritik, jedoch wurde die Wortwahl in diesem Fall auch von Mitgliedern der Grünen Jugend kritisiert. Barna erklärt, er habe mit der Bezeichnung diejenigen aus der Partei gemeint, die sich bei der Kreismitgliederversammlung „gegen die Menschen, die den Vielfalt-Aspekt mitbringen“ entschieden haben. Dennoch räumt er ein, dass sich über die Wortwahl streiten lässt.
Rücktritt stand schon vorher fest
Der Rücktritt als Sprecher der Grünen Jugend stand laut Barna bereits zwei Wochen vor der Verkündigung fest. Er habe bewusst die Kreismitgliederversammlung der Grünen abgewartet, bei der die Liste für die Kommunalwahl 2024 gewählt wurde, um keine Unruhe im Vorhinein zu erzeugen. Intern habe er jedoch einige Tage zuvor bei einer Vorstandssitzung angekündigt, dass er unter den momentan herrschenden Umständen wahrscheinlich zurücktreten werde. Laut Barna, haben einige aus der Grünen Jugend und der Partei seinen Rücktritt bedauert. Dazu würden jedoch nicht die Vorstandsmitglieder, sondern nur die „Basis-Mitglieder“ zählen.
Würde Barna trotzdem die Grünen wählen?
Trotz seiner persönlichen Erfahrungen hält Barna die Grünen bei der kommenden Kommunalwahl für die richtige Wahl, denn „die Wahrscheinlichkeit für bessere Sozialpolitik steigt natürlich, umso mehr Zustimmung die Grünen am Ende bekommen“. Dasselbe gelte für die Landes- und Bundesebene. Er möchte verhindern, dass rechte Parteien mehr Zuspruch bekommen. Stand jetzt ist Barna noch Mitglied bei den Grünen, jedoch denkt er darüber nach, ganz mit der Politik aufzuhören. „Ich habe aktuell nicht den Eindruck, dass sich die Grüne Jugend und die Grünen nachhaltig verändern werden“, begründet er seine Überlegungen.
VIDEO: Grünen-Fraktionschef im Interview
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Foto: Jason Levin Barna