12 Uhr Sommerzeit: Ich bin bereit für mein Abenteuer. Bereit, mich auf die Suche nach dem Mythos zu machen. Auf die Suche nach den Heslacher Wasserfällen. Die, die keiner kennt. Und von denen anscheinend auch niemand genau weiß, wo sie denn wirklich liegen.
Natürlich hatte ich mich als richtige Journalistin nicht einfach waghalsig auf die Suche begeben, sondern im Internet recherchiert, um mir schon vorher einen richtigen Plan machen zu können. Pustekuchen! Statt Antworten hatte ich anschließend lauter Fragezeichen und merkwürdige Wegbeschreibungen im Kopf, die alle etwas Anderes sagten. Nun ja, ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen und mein Smartphone habe ich als treuen Begleiter ja auch dabei. Ansonsten bin ich allein.
Immernoch 12 Uhr – Ich sitze in der Bahn auf dem Weg nach Heslach.
12:15 Uhr – Umstieg am Charlottenplatz, die Spannung steigt.
12:28 Uhr – Ich glaube, ich bin noch nie an so vielen Metzgereien vorbeigefahren. Notiz an mich selbst: Den Weg an einem Wochentag nochmal abfahren und eine der Metzgereien überfallen. Hunger habe ich schon jetzt genug.
12:31 Uhr – Ich bin da. Also an der Haltestelle. Alles Andere wäre ja auch extrem verwunderlich und fast schon märchenhaft gewesen, wenn die Wasserfälle bereits nahe gewesen wären. Stattdessen in Sichtweite: Eine Entscheidung. Gehe ich links oder rechts hoch? Ich entscheide mich für links, weil es auf der rechten Seite zu zivilisiert aussieht.
13:05 Uhr – Menschen. Ich fühle mich einsam und frage sie nach dem Weg, ob sie die Heslacher Wasserfälle kennen. Die Antwort: Nein. Und auch die beiden Hefte der SSB, die die Wanderwege durch das Naturschutzgebiet enthalten, helfen dabei nicht weiter. Bitte an die SSB: Die Lage der Heslacher Wasserfälle nachtragen. Danke!
13:15 Uhr – Hoffnung. Ich bin einmal wieder komplett nach unten gelaufen und habe festgestellt, dass ich mich wohl für den falschen Weg entschieden habe. Die gleiche Frage nach der Entscheidung, wie vor 45 Minuten. Dieses Mal wähle ich die andere Seite. Und es scheint tatsächlich richtig zu sein!
13:24 Uhr – Vorsichtshalber frage ich nochmal nach. „Oh des isch aber noch a gutes Stückle“, verrät mir der liebe Mann. Ich solle mich mal auf noch eine „gute Stund“ einstellen. Bitte was???
13:29 Uhr – Ich traue dem Herrn nicht zu 100% und wende mich an drei Damen. Drei Damen mit Wanderstöcken. Die sehen professionell aus. „Wie lange dauert es denn wohl noch bis zu den Wasserfällen?“ Eine der Damen schaut erst ihre Freundinnen an, dann wendet sie den Blick an mich. „Das dauert noch mindestens eine halbe Stunde. Eher eine Dreiviertelstunde.“ Sie senkt den Blick auf meine weißen Turnschuhe und sagt: „Die ganze Zeit bergauf.“
13:34 Uhr – Haltestelle Vogelrain. Innerhalb von weniger als 5 Minuten bin ich an der Heslacher Haltestelle. Wäre ich also von Anfang an eine Station früher ausgestiegen hätte ich mir eine Stunde rumlaufen erspart. Mit dieser Erkenntnis und jeder Menge Frust setze ich mich also in die Bahn zurück.
Fazit
Keine Wasserfälle, dafür jede Menge Bäume, frische Luft und außerordentlich schönes Vogelgezwitscher für die Ohren. Der Ausflug hat sich gelohnt und den richtigen Weg hatte ich ja zumindest gefunden. Trotzdem: Der Mythos bleibt weiterhin ein Mythos für mich. Bedankt euch bei meinen ungeeigneten Schuhen.
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