Klimawandel begünstigt die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke
Mit den steigenden Temperaturen im Frühling kommen auch die Stechmücken wieder. Darunter eine Art, die zwar kleiner ist als unsere heimischen Mücken, jedoch umso aggressiver. Die Asiatische Tigermücke kommt ursprünglich aus Südostasien, konnte bei uns in Baden-Württemberg aber bereits in mehreren Regionen nachgewiesen werden. Dr. Volker Middel vom Gesundheitsamt des Landkreises Ludwigsburg erklärt, warum sie bei der Bekämpfung der Tiere auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen sind.
Von Südostasien nach Deutschland
Die Asiatische Tigermücke hat einen weiten Weg hinter sich. Von Südostasien kam sie über Containerschiffe nach Europa. Die ersten Mücken dieser Art wurden in Italien gesichtet. Von dort wurde die Tigermücke dann durch Schwerlasttransporter auch nach Deutschland eingeschleppt. Dadurch, dass die Temperaturen durch den Klimawandel immer weiter ansteigen, fühlt sie sich hier wohl. Besonders Baden-Württemberg und Bayern sind als die wärmsten Bundesländer attraktiv für die Tigermücke. Da die winterharten Eier der Mücke bei bis zu -10 Grad überleben und sie sich in Europa schon weit verbreitet hat, sieht Middel keine Chance, dass wir die Tigermücke irgendwann wieder loswerden könnten. „Ich denke wir müssen uns damit anfreunden, dass sie da ist. Wir können nur versuchen, die Population gering zu halten, auch mit der Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger.“
Der Infektionskreislauf
Anders als herkömmliche Stechmücken sticht die Tigermücke nicht nur in der Dämmerung, sondern auch tagsüber. Dazu wird sie als ein sehr aggressives Insekt beschrieben, das unter Umständen über zwanzig Krankheitserreger übertragen kann. Darunter zum Beispiel das Dengue-, Chikungunya- und das Zika-Virus. Diese Krankheiten sind zwar in Deutschland bislang nicht verbreitet, können aber von Reiserückkehrern eingeschleppt werden. Dadurch kann es zu einem Infektionskreislauf kommen: Eine Person hat sich auf der Reise infiziert, kommt zurück nach Deutschland und wird in der virämischen Phase von einer Asiatischen Tigermücke gestochen, die das Virus anschließend unendlich oft weitertragen kann. „Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber niedrig, weil die Mückendichte noch sehr gering ist bei uns in Deutschland“, so Middel.
Charakteristische weiße Streifen
Laut Dr. Middel wird die Asiatische Tigermücke häufig mit der Asiatischen Buschmücke verwechselt. Ein eindeutiges Erkennungsmerkmal der Tigermücke ist jedoch die schwarz-weiße Musterung der langen Hinterbeine, auch Fühlerbeine genannt. Der letzte Ring am Bein ist bei der Mücke weiß, genauso wie die Mundtaster. Darüber hinaus geht ein weißer, vertikaler Streifen über den Kopf der Tigermücke. Wer eine Stechmücke mit diesen Charakteristiken gefunden hat, sollte diesen Fund bei den zuständigen Gesundheitsämtern melden. „Man kann entweder die Mücke selbst oder ein Bild einschicken. Wir bestimmen die Mücke dann und geben sofort Rückmeldung, ob es sich um eine Tigermücke handelt“, sagt Middel.
Mithilfe der Bevölkerung
Doch nicht nur bei potenziellen Funden der Asiatischen Tigermücke sind die Gesundheitsämter auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Denn die Tigermücke brütet schon bei einer Wassertiefe von 2 cm und kann sich so in Regentonnen oder Gießkannen im Garten vermehren. Diese Wasseransammlungen jeglicher Art sollten vermieden werden. Eine weitere Möglichkeit ist es, mit BTI zu behandeln. Dieses Protein wirkt spezifisch gegen Zweiflügler-Larven, also gegen herkömmliche Stechmücken-Larven ebenso wie gegen die Asiatische Tigermücke, ohne dabei der Umwelt zu schaden. Für Mensch, Haustier oder auch Fische im Teich ist BTI ungefährlich.
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