Wiebke begibt sich diese Woche zurück in die Kindheit, wo alle einem Sammelfieber verfallen waren. Es wurden Sticker, Karten und vieles mehr gesammelt, getauscht und sorgfältig sortiert und auch jetzt hat sie wieder etwas für sich entdeckt, was sie sammelt und einfach nicht lassen kann…
Ich vermisse diese Zeit, in der man sich mit Freunden getroffen hat, um Diddl-Blätter zu tauschen. Die, die dufteten, waren mindestens zwei normale Diddlblätter wert. Genauso wie man für große oder seltene Blätter schon einiges bieten musste.
Ebenso vermisse ich die Zeit, in der jeder von uns Stickeralben besaß. Egal ob Tiere, Blumen oder Fantasiegestalten, alle hatten ihren ganz besonderen Wert. Am besten waren die weichen Sticker, die, sofern noch Platz war, separat im Stickerheft gelagert wurden. Diese hatten zusammen mit denen, die glitzerten, den höchsten Wert. Hatte man einen doppelt, dann fand sich schon jemand, der den diesen Sticker noch nicht besaß.
Und dann kam die Revolution. Man kaufte sich Sticker am Kiosk oder bekam sie geschenkt, um sie in einem extra dafür hergestellten Heft zu sammeln. Thematisch ging es um Fußball, Tiere oder allerlei anderen Krams. Hauptsache jeder musste es sammeln und sein Heft als Erster voll haben.
Die Sucht der Studentin
Jetzt bin ich Studentin. Und ich sammle wieder. Nichts zum tauschen, nichts zum einkleben. Einfach Postkarten. Scheint so Gang und Gebe unter den Studenten zu sein. Und es ist wie eine Sucht. Seitdem ich Postkarten sammle, gehe ich in so gut wie jedem Lokal aufs Klo, um auf dem Weg dahin noch einige Gratiskarten mitzunehmen. Ich heuer‘ Freunde von mir an, mir welche mitzubringen. Meine Mutter schickt mir mittlerweile sogar schon welche nach Stuttgart. Die Sucht steckt an.
Was die Karten so besonders macht, auch wenn sie weder riechen, noch glitzern oder besonders weich sind? Die Worte, die Aussage – die Provokation. Und dass der Spruch der auf der Karte steht meist in eine andere Richtung führt, als man erwartet hätte. Sticker haben uns früher nie so getäuscht.
Die Einzigen, die getäuscht haben, waren wir selbst. Denn jeder wollte das beste Geschäft machen. Ich tausche meine Postkarten nicht. Ich teile sie mit all denjenigen, die mich besuchen kommen. Weil sie nämlich allesamt an meiner Zimmerwand Platz gefunden haben. Habe ich mal eine Karte durch Zufall doppelt, dann gibt es kein Tauschgeschäft. Ich verschenke sie.
Darf ich vorstellen: Die wahre Großzügigkeit
Wenn ich in den letzten Jahren also was gelernt habe, dann ist es Großzügigkeit. Egal ob die Karte plüschig oder glitzern ist, wenn ich sie schon habe, dann freut sich ein anderer drüber. Gratis-Karten zum Weiterverschenken. Das nenne ich mal revolutionär.
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