„Wo tanzen wir morgen?“, so lautet der Film, der am Freitagabend die Metropol-Innenstadtkinos im Rahmen der Filmschau Baden-Württemberg füllte. Drei ausverkaufte Kinosäle zeigen vor allem eines: das Thema „sterbende Clubszene“ ist in Stuttgart allgegenwärtig.
Laut Denis Pavlovic sollte es zunächst eine Dokumentation über den Verein „Follow the White Rabbit“, der sich für die Stuttgarter Club- und Kreativszene einsetzt, werden. Nach einiger Recherchearbeit habe Pavlovic aber gemerkt, dass mehr in dem Thema steckt. In „Wo tanzen wir morgen?“ werden vier Institutionen vorgestellt, die eines gemeinsam haben: Durch den Mangel an geeigneten Leerräumen im Stuttgarter Kessel standen und stehen diese Projekte vor dem Aus.
So beispielsweise die Röhre, ehemaliger Kult-Club neben dem Wagenburgtunnel. Der Film zeigt den zerknirschten Betreiber Peter Reinhardt, der sich über das abrupte Ende seiner Röhre ärgert. Das Areal vor seiner Location musste Baugeräten für Stuttgart 21 Platz machen.
Keine drei Minuten von hier entfernt, wird auch Horst Botzer, ehemals Betreiber des Landespavillons, porträtiert. Wo jahrelang Parties stattfanden, hängt Botzer jetzt die Lichterketten und eine gigantische Discokugel ab: „Nach 16 Jahren hängst du an dem Ding, das tut schon weh“. Ein Bild auf der Leinwand, das sinnbildlich für die gesamte Problematik steht: Die Discokugel kommt in den Umzugskarton und die Zukunft ist bis auf Weiteres unbekannt.
Wie Botzer und Reinhardt sind sich auch die Betreiber des Rocker 33 und des ehemaligen KimTimJim Clubs einig: Es gibt keine passenden Alternativ-Locations, zumindest nicht in Innenstadtlage. Ebenso mehrmals angesprochen wird aber auch die Bequemlichkeit des Stuttgarter Partyvolks. Die Äußerungen der Clubbetreiber machen den Anschein, der Umzug in Gegenden außerhalb von Stuttgart-Mitte sei zu riskant. Kulturbürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann bringt es auf den Punkt, als sie sagt, dass Stuttgart gewissermaßen Opfer der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung sei. Für Investoren ist die Stadt ein lukratives Pflaster – attraktive Standorte sind im Nu weg.
„Temporär ist Standard geworden“, stellt Thorsten Neumann vom Rocker 33 fest. Zwar seien Zwischennutzungen spannend für die Partygänger, auf Dauer könne man aber als Betreiber einfach nicht abschalten. „Ich würde gerne was nehmen, wenn die sagen: hier: Mietvertrag, fünf Jahre und ein adäquater Mietpreis, aber das gibt’s nicht. Wenn du einen weißt, sagst du uns Bescheid, ja?“, will auch Mirko Ruppenstein vom KimTimJim verdeutlichen und richtet die rhetorische Frage an alle.
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